Forschung

Bakterien aus Rindermägen können erfolgreich Plastik vernichten

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Sie treten in Österreich millionenfach auf. Genauer gesagt leben hierzulande 1,86 Millionen von ihnen. Gemeint sind Rinder. Von diesen 1,86 Rindern sind  715.000 Kühe. Das sind die aktuellen Angaben des österreichischen Landwirtschaftsministeriums. Zum Vergleich: 8,9 Millionen Menschen leben den Erhebungen von 2019 nach in Österreich. Das heißt auf etwa jede achte Person kommt ein Rind. Die Tiere sind dabei Teil eines sehr wichtigen Wirtschaftszweiges des Landes. Dem Landwirtschaftsministerium zufolge ist die Rinderhaltung und Milchproduktion der wichtigste Produktionszweig der heimischen Landwirtschaft. Trotzdem muss die Zahl sinken. Zumindest aus Sicht der Klimabilanz. Durch die Verdauung der Tiere werden große Mengen an Methan ausgestoßen. Dieses ist heizt die Erwärmung der Erde bekanntlich deutlich mehr an als das Treibhausgas CO2.

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Mikroben aus Pansenflüssigkeit zersetzen 3 Plastikarten

Die neuesten Erkenntnisse von österreichischen Forschenden könnten aber nun das Klimaimage der Tiere ein wenig verbessern. Wie ein Forschungsteam des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien herausgefunden hat, können Bakterien aus dem Pansen der Tiere, einer von drei Vormägen von Rindern, Plastik zersetzen. Normalerweise sind diese für die Zersetzung der pflanzlichen Nahrung der Tiere zuständig. Für ihre Forschung nutze das Team die Magenflüssigkeit aber für das Zersetzen von Plastik und hatte damit den eigenen Angaben nach Erfolg. Drei verschiedene Polyester-Arten konnten die Rinder-Mikroben in ihre Grundbestandteile zerlegen.

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„Plastik ist zwar schwer aufzuspalten, gleicht aber in seinem Aufbau in vielerlei Hinsicht dem Aufbau natürlicher Polyester wie Cutin, einer der Hauptkomponenten der Pflanzenzelle. Cutin kann etwa im Komposthaufen gefunden werden, wo es von natürlichen Enzymen abgebaut wird. Das hat uns auf die Idee gebracht, auch an anderen Orten nach Enzymen zu suchen“, so Doris Ribitsch vom acib und der BOKU Wien, Doris Ribitsch gegenüber der apa.

Erfolgreich zerlegt wurden im Zuge der Studie sowohl künstlich hergestelltes PET, als auch die biologisch abbaubare Kunststoffsorte PBAT und die biobasierte Kunststoffart PEF. Den Pansensaft erhielten die Forschenden dafür von einem Schlachthof, so das Team. Dabei stellten sie außerdem fest, dass die Mikroorganismen in der Gemeinschaft, so wie sie im Rindermagen vorkommen, deutlich effektiver arbeiten, als wenn nur einzelne Mikrobenspezien auf die Materialen verwendet wurden. Das ist für das Forschungsteam wenig verwunderlich: „In der Natur werden komplexe Moleküle wie Lignin, ein Bestandteil von Holz, durch Enzymkaskaden abgebaut, einer Zusammenarbeit mehrerer Mikroorganismen. Wir gehen davon aus, dass es auch ein Zusammenspiel mehrerer aus dem Rinderpansen isolierter Enzyme brauchen wird, um einen Gesamtabbau von Polyester zu gewährleisten“, so Ribitsch.

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Zukunftshoffnung

Von heute auf morgen lässt sich das globale Plastikproblem aber so noch nicht lösen. Laut den Forschenden braucht es nun noch weitere Forschungen, bevor die Bakterien für das Recycling in großen Maßstab angewendet werden können. Das Potenzial dafür ist aber auf jeden Fall gegeben. Auch an den dafür notwendigen Ressourcen wird es wohl nicht scheitern. So wäre eine Hochskalierung aufgrund der großen Mengen an Pansen, die täglich in Schlachthöfen anfallen, leicht vorstellbar, ist Ribitsch überzeugt. Und diese Mengen werden bei dem bisher vorherrschenden Fleischhunger hierzulande wohl auch kaum in nächster Zeit weniger werden.

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