Textilindustrie

Spinnova: Finnisches Textil-Startup spinnt Materialien nachhaltig zu Garn

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Geht es um Umwelt und Soziales, ist die Textilbranche kein Musterschüler. Immer wieder gibt es Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen in Produktionsländern wie Bangladesch. Und auch für die Umwelt hat die Textil- und Modeindustrie deutlich negative Auswirkungen: Laut einer Studie in der Zeitschrift Nature gehört die Modeindustrie nach der Luftfahrt zu den zweitgrößten Umweltverschmutzern. Viele synthetische Färbungsmittel für Textilien werden aus Erdölprodukten hergestellt und sind schädlich für Mensch und Natur. Doch Nachhaltigkeit bei Textilien ist für viele Konsument:innen heute ein wichtiges Thema. Stoffe sollen auf möglichst umweltfreundliche Art entstehen, das haben viele Unternehmen erkannt. Spinnova aus Finnland ist eines von vielen Start-ups, die die Produktion von recycelbaren Fasern aus nachhaltigen Rohstoffen voranbringen wollen.

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Eigenes Verfahren entwickelt

Für die Produktion seiner Textilfasern kann das im Jahr 2015 von Juha Salmela gegründete Textil-Startup laut eigenen Angaben prinzipiell jedes zellulosehaltige Material verwenden. Das Unternehmen verwendet derzeit vor allem Holz aus Eukalyptusbäumen, hat aber auch schon mit Lederabfällen, Weizenstroh und Baumwollabfällen gearbeitet. Das besondere ist allerdings das Verfahren, das Spinnova verwendet: Der aus dem Ausgangsmaterial gewonnene Zellstoff wird zur einer Paste zermahlen und dann mit Wasser zu einem Brei vermischt. Anschließend wird dieser Brei dann in feine Stränge gepresst. Die Stränge werden getrocknet und zu Garn gesponnen, mit denen schlussendlich Kleidung hergestellt werden kann.

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Faserstoffen wie Viskose und Lyocell, werden bei dem Verfahren von Spinnova laut eigenen Angaben keine chemischen Lösungsmittel verwendet. Dadurch sind sie laut Angaben des Unternehmens frei von schädlichen Chemikalien oder Mikroplastik. Die produzierten Fasern verbrauchen 99 Prozent weniger Wasser, sind biologisch abbaubar und recycelbar, so das Unternehmen. Durch die umweltverträgliche Produktion würden zudem die Arbeitsbedingungen für die Textilarbeiter:innen verbessert.

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Spinnennetze als Inspiration

Die Idee, Holzfasern in einem natürlichen Prozess zu Textilfasern zu verspinnen, kam Gründer Salmela laut Angaben von Spinnova schon im Jahr 2009. Da nahm er als Zelluloseexperte des Technischen Forschungszentrums Finnlands (VTT) an einer Konferenz der Universität Oxford teil. Er hörte einen Vortrag eines Spinnenforschers, der die Ähnlichkeit zwischen Spinnennetzproteinen und Nanocellulose erklärte. Für Salmela war das ein Aha-Moment.

Im Rahmen eines EU-Projekts begann der Gründer gemeinsam mit dem Forschungszentrum, die Innovation voranzutreiben. Schon bald meldeten sie ein Patent für die Idee an. Im Jahr 2018 stellte die Textilfirma eine Pilotanlage fertig, die mittlerweile für die industrielle Produktion hochskaliert wurde. Im Jahr 2021 kündigte Spinnova laut Medienberichten an, mit einem Partner seine erste kommerzielle Fabrik in Finnland zu bauen, die voraussichtlich Ende 2022 ihren Betrieb aufnehmen wird. Bis die Lösung von Spinnova am Markt etabliert ist, dauert es noch. Ein Musterschüler wird die Textilbranche global gesehen noch eine Weile nicht sein. Dennoch können neuartige Lösungen für die Stoffherstellung dazu beitragen, ihren Ruf aufzubessern.

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