Entwicklung

Die Startup-Nation Israel zieht in den Krieg

Israel Defense Forces. © IDF
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Nach den Hamas-Angriffen auf Israel und den Luftgegenschlägen der Israel Defense Forces (IDF) auf Gaza mit tausenden Toten steht die israelische Armee wohl nicht nur vor einer Bodenoffensive im Gazastreifen, sondern auch im Norden an der Grenze zum Libanon und in der West Bank vor großen Herausforderungen. Die IDF haben dazu auch etwa 360.000 Reservist:innen in die Armee berufen, die teilweise bereits in Richtung Gazastreifen unterwegs sind. Unter ihnen sind auch tausende Startup-Mitarbeiter:innen, Gründer:innen oder Mitglieder von VC-Teams.

Denn Israel nennt sich nicht grundlos auch „Startup Nation“. Insbesondere Tel Aviv ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Startup-Hotspot gediehen, wo Big-Tech-Unternehmen und VC aus der ganzen Welt, aber insbesondere aus den USA, in Startups investieren, Startups aufkaufen oder Entwicklungszentren einrichten. Das israelische, hochgerüstete Militär hat dort eine besondere Rolle, weil junge Frauen und Männer zwei bzw. drei Jahre in der Armee dienen und dort wertvolle Skills hinsichtlich neuer Technologien (Security, Defense), aber auch hinsichtlich Leadership und Projekt-Management lernen.

Nun befinden sich viele aus der israelischen Startup-Szene am Weg an die Grenze zum Gazastreifen oder anderen Einsätzen – und fehlen den Jungfirmen natürlich in der operativen Arbeit. „Israels Tech war schon vorher in einer schwierigen Lage, und jetzt stürzen sich ihre führenden Mitarbeiter:innen in den möglicherweise größten Krieg Israels seit 1948. Es ist unklar, wohin das führt, es ist wirklich noch zu früh, die wahren Schrecken liegen noch vor uns. Aber die Mobilisierung und Entschlossenheit der israelischen Techniker:innen für den Kriegseinsatz ist unverkennbar, sowohl im nationalen als auch im zivilen Verteidigungsbereich“, schreibt etwa der Journalist Amir Mizroch aus Tel Aviv. „In ihrem zivilen Leben sind sie Gründer:innen, Produktmanager:innen, COOs, Software-Ingenieure usw. Die große Mehrheit der Startups hier – und sogar die großen Tech-Unternehmen wie NVIDIA, Microsoft, Apple, Google, Meta oder Amazon haben Spitzenkräfte, die jetzt im Krieg sind.“

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Bedrohung für den Tech-Sektor

Der Tech- und Startup-Sektor ist für Israel enorm wichtig. Technologie sorgt für 18 Prozent des israelischen BIP, etwa 500.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt, und Hightech macht satte 50 Prozent der Exportquote aus. Nvidia, Intel, Apple, Google oder IBM, sie alle haben um hunderte Millionen oder sogar Milliarden Dollar Unternehmen wie Mobileye, Waze oder Mellanox zugekauft. Stets auf der Jagd nach dem nächsten großen Hit aus der israelischen Startup-Szene, sind 200 israelische VC-Firmen, etwa 70 ausländische VCs und etwa 60 Corporate VCs im Land auf der Suche nach Investment-Möglichkeiten.

Und jetzt ziehen tausende in den Krieg. Das MedTech-Startup Remepy von Gründer Or Shoval etwa hat 15 Prozent des Teams nun an der Front bzw. im Militärdienst, auch CEO Shoval selbst wurde eingezogen. „Ich habe eine Waffe auf den Knien, ich habe einen Helm auf dem Kopf und ich habe eine Weste, aber wenn ich eine halbe Stunde warten muss …dann arbeite ich eine halbe Stunde“, sagte Shoval in einem Telefoninterview mit der Washington Post. „Du kämpfst, und zwei Stunden später hast du eine Telefonkonferenz mit dem Rest deines Teams.“ Viele andere Startups trifft es ähnlich wie jenes von Shoval – und sie müssen darum bangen, dass ihre Team-Mitglieder im Kampf mit der Hamas getötet oder verwundet werden könnten.

Einige Startups müssen bereits Opfer beklagen. Die Jungfirma UBQ Materials von Gründer Jack Bigio ist erschüttert. Der Mitgründer des israelischen Start-ups hat bei Angriffen auf den Kibbuz Tze’elim laut Handelsblatt zwei seiner 100 Mitarbeiter:innen verloren. Auch die Produktion der Plastikalternativen aus Abfällen ist gefährdet, denn eine Pilotanlage von UBQ Materials steht nur wenige Kilometer von dem Grenzzaun zum Gazastreifen entfernt – die Produktion wurde bereits auf die Niederlande umgestellt.

Justizreform bedrohte bereits den Startup-Standort

Dabei hatte der Startup-Sektor wegen der Justizreform der Regierung, die unterm Strich eine Entmachtung der Gerichte darstellt und die demokratischen Grundprinzipien unterhöhlt, im Sommer bereits große Probleme. Einer Umfrage von Startup Nation Central zufolge hatten 68 Prozent der israelischen Startups damals begonnen, aktiv rechtliche und finanzielle Maßnahmen zu ergreifen, wie etwa die Entnahme von Barreserven, die Verlegung des Hauptsitzes außerhalb Israels, die Verlagerung von Mitarbeiter:innen sowie Entlassungen. 37 % der Investoren gaben an, dass Unternehmen in ihren Portfolios einen Teil ihrer Barreserven abgezogen und ins Ausland verlagert haben.

Durch den Krieg mit der Hamas und der Eiberufung von etwa 4 Prozent der israelischen Bevölkerung zum Militärdienst kommt nun neues Ungemach auf die Tech-Branche Israels zu. Anstatt Software und Hardware zu entwickeln, müssen tausende Startup-Mitarbeiter:innen (Männer wie Frauen, wohlgemerkt) nun nach den fürchterlichen Hamas-Attacken zur Waffe greifen. Für Israels Wirtschaft, die stark auf Tech-Exporte baut, kann das desaströs sein.

Wie eine Justizreform das israelische Startup-Ökosystem bedroht

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