Earth Overshoot Day: Wie Startups neue Bäume pflanzen lassen
Morgen, Samstag, ist „Welt-Überlastungstag“. Dann Menschheit weltweit alle natürlichen Ressourcen ausgeschöpft, die unser Planet in einem Jahr regenerieren kann. In 232 Tagen verbrauchen wir also so viel, wofür wir uns eigentlich 365 Tage Zeit nehmen sollten, leben also auf Pump und Kosten der Umwelt. Auch wenn COVID-19 den ökologischen Fußabdruck der Menschheit hat schrumpfen lassen – wir leben, also ob wir 1,6 Planeten nutzen könnten, rechnet die Umweltschutzorganisation Global Footprint Network (GFN), die seit 2003 auf den Earth Overshoot Day aufmerksam macht.
Für Startups im Impact- und Sustainability-Bereich ist der Earth Overshoot Day eine gute Gelegenheit, auf ihre Ziele, Produkte, Services und natürlich auch sich selbst aufmerksam zu machen. So hat das Wiener Startup Refurbed der Gründer Peter Windischhofer, Kilian Kaminski und Jürgen Riedl die Kampagne „Brauche ich das wirklich?“ initiiert – samt zugehöriger Webseite, Instagram-Influencern und einem Pop-up-Store in Berlin, in dem man plakativ darum wirbt, dass Konsumenten mal nichts kaufen sollen.
Spenden statt verkaufen
Anstatt wie üblich generalüberholte Smartphones und Notebooks an den Mann und die Frau zu bringen, geht es Refurbed rund um den Earth Overshoot Day darum, Bäume im Namen der Nutzer zu pflanzen. Für jedes Instagram-Posting und jeden Besucher auf der Kampagnenseite wird ein Baum gepflanzt. Mehr als 13.000 Interaktionen sind es schon, laut Refurbed gäbe es nach oben kein Limit. Wenn es 10 Millionen Bäume sein sollen, dann werden es eben 10 Millionen sein.
Beim Wiener Startup kindby, das nachhaltige Baby-Kleidung an Konsumenten vermietet, gibt es eine ähnliche Kampagne. Auch hier sollen Konsumenten nichts kaufen, aber dafür sharen. Die Social-Media-Shares werden dann gezählt und entsprechend viele Bäume gepflanzt.
„Als hätten wir 1,6 Erden“: Earth Overshoot Day ist heuer am 22. August
Wie aber können nun Startups dafür sorgen, dass tatsächlich so viele Bäume gepflanzt werden und es nicht nur bei Marketing-Versprechen bleibt? Dazu arbeiten sie mit Organisationen zusammen, die seit vielen Jahren zur Wiederaufforstung unserer Wälder beitragen. Refurbed etwa arbeitet mit Eden Reforestation Projects zusammen, die Bäume in Haiti, Indonesien, Kenia, Madagaskar, Mosambik und Nepal pflanzen.
Die Non-Profit-Organisation aus den USA startete 2004 und hat seither 360 Millionen Bäume in acht Ländern gepflanzt. Ein neuer Baum (es werden Setzlinge gepflanzt, die dann meist in die Obhut lokaler Communities gegeben werden), kostet laut Eden je nach Region zwischen 10 und 20 Cent. Neben Refurbed zählt Eden Forestation Projects auch die Öko-Suchmaschine Ecosia, die niederländische Fintech-Bank bunq oder den Online-Shop tentree zu seinen Partnern.
kindby rund um Gründer Okan McAllister wiederum arbeitet mit One Tree Planted, einer Non-Profit-Organisation aus Vermont in den USA, zusammen. Diese pflanzt nicht nur in Ländern der südlichen Hemisphäre, sondern hat auch Aufforstungsprojekte in Kanada, Rumänien oder Spanien am Laufen. Neben Privatpersonen und Schulen zählen auch hier Unternehmen zu den wichtigen Sponsoren. Seit dem Start der NGO 2014 und 2019 wurden rund vier Millionen Bäume gepflanzt.
Die Kosten der Setzlinge
Die Kosten pro gepflanzten Baum belaufen sich auf etwa ein bis zwei Dollar, und laut One Tree Planted setzt sich der Betrag folgendermaßen zusammen:
- 50 – 85 US-Cent für einen Baumsetzling, der in einer Baumschule gezüchtet werden soll
- 20 – 30 US-Cent pro zu pflanzenden Baum
- 8 – 20 US-Cent pro Baum im Durchschnitt für Transport- und Materialkosten
- 10 – 22 US-Cent für die laufende Pflege von Bäumen
- 12 – 15 US-Cent für die Betriebskosten
- 03 – 05 US-Cent für Kreditkartenbearbeitungsgebühren bzw. Transaktionskosten
One Tree Planted wird nicht nur vom kleinen Wiener Startup kindby unterstützt, sondern auch von den ganz Großen. So sind in den letzten Jahren etwa Netflix, adidas, Unilever, Whole Foods, Warner Music oder Heineken als Sponsoren aufgetreten.