Kann Tesla seine Solarglas-Dächer in den Massenmarkt bringen?
Es ist nicht alles sofort Gold, was Elon Musk angreift. Solarenergie zum Beispiel. Bereits vor drei Jahren, also 2016, wurden die Solar-Dachschindeln der Öffentlichkeit vorgestellt, doch vom Markt angenommen wurden sie nie so wirklich. Die bisherigen Installationen sollen sich auf die Hausdächer von einigen Unternehmens-Managern und ausgewählten Kunden beschränken.
Doch mit der dritten Version der Photovoltaikanlagen, die auf den neuen Namen „Solarglass“ getauft wurden, soll sich das ändern. Wie CNBC berichtet, hat Tesla Hausdächer zum Testen auf dem Gelände seiner Fabrik unter Planen versteckt, um das neue Solarglas für Hausdächer zu testen. Wie viele Vorbestellungen es für das neue Produkt gibt, wird derzeit nicht verraten – etwas verdächtig, wenn man sich vor Augen hält, wie Musk triumphierend die Zahl der Vorbestellungen für den kommenden Cybertruck kommunizierte (mehr als 250.000).
Neue Regelung spielt Musk in die Hände
Die Solardächer, die Tesla bei seinen Kunden installieren möchte, sieht Musk jedenfalls als zentral für seine Unternehmensstrategie an. Mit ihrer Hilfe kann er seine Elektroauto-Kundschaft möglichst schnell dazu bringen, auch mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu laden. Die Zeit spielt Tesla in die Hände, zumindest im Heimatstaat Kalifornien. Die „California Energy Commission and California Building Standards Commission“ hat nämlich verfügt, das ab 2020 neu gebaute Häuser über Solar-Panele verfügen müssen. Für diesen Zeitpunkt wird das Solarglas nun vorbereitet.
Die Solar-Dachziegel sollen jedenfalls sehr robust sein und 25 Jahre lang garantiert Strom produzieren können. Und: Im Vergleich zu Version 2 soll die neueste Variante, die derzeit noch in Fremont getestet wird, gleich um 40 Prozent günstiger sein – offenbar der Weg, um die Photovoltaikanlagen einer breiteren Masse schmackhaft zu machen. Ziel ist immerhin, pro Woche 1.000 Solar-Dächer zu installieren. Günstig ist ein Solarglas-Dach von Tesla sicher nicht – 170 Quadratmeter kosten in den USA etwa 40.000 Dollar. Im Ausland kann man zwar vorbestellen, Liefer- und Installationstermine gibt es aber noch keine.
Brände und Klagen
Die PV-Anlagen von Tesla sind auch die Möglichkeit, gleich passende Stromspeicher dazu zu verkaufen. Die Powerwalls, die die erzeugte Energie, die den ganzen Tag produziert wird, sammeln und dann zu gewünschter Zeit wieder abgeben (etwa, um das E-Auto über Nacht zu laden), hat Musks Firma ebenfalls im Angebot. Eine Powerwall schlägt allerdings mit 7.500 Euro zu Buche.
Die Solaranlagen sind für Musk auch deswegen essenziell, weil ihm die Shareholder im Nacken sitzen. Denn Tesla muss nebenbei auch eine Aktionärsklage bekämpfen, in der behauptet wird, Tesla hätte Solarcity 2016 nicht um 2,6 Milliarden US-Dollar erwerben dürfen – jenes zugekaufte Unternehmen, das die Photovoltaik ins Unternehmen gebracht hat. Musk war selbst in die Gründung des Unternehmens involviert und investierte. Zudem sind die Solaranlagen on Tesla in den USA in Verruf gekommen.
Nach Bränden hat der Handelsriese Walmart Tesla verklagt, weil Solarmodule auf Dächern von sieben Shops Feuer gefangen haben – Musks Firma wird deswegen Fahrlässigkeit und die Nichteinhaltung von Industriestandards vorgeworfen. Das sind keine gute Vorzeichen für ein Unternehmen, dass in den Massenmarkt drängt.