Interview

Warum bis du CEO des Wiener Startups getsby geworden, Angelo Laub?

Angelo Laub, Mjam-Gründer und getsby-CEO. © A. Laub
Angelo Laub, Mjam-Gründer und getsby-CEO. © A. Laub

Er hat vor vielen Jahren im legendären Wiener Hackerspace Metalab eine heute österreichweit bekannte Firma (Mjam) gestartet, wollte zwischenzeitlich ein Logistik-Startup namens SnapDelivery aufbauen und ist jetzt zum bereits dritten Mal bei einem Gastro-Startup gelandet: Angelo Laub ist nicht nur der neue CEO von getsby, sondern hat auch selbst in die junge Firma investiert.

Laub übernimmt das Steuer von getsby, das sich als digitale Speisekarte auf Restaurantbestellungen via App spezialisiert hat, in einer besonderen Phase. Denn der vormalige CEO ist dem Startup sprichwörtlich davon gelaufen, und das mitten im Corona-Jahr. Im Interview spricht Laub über die Stärken des Teams und des Produkts, über den neuen strategischen Investor Coca-Cola und darüber, was Software mit einem Plattenspieler gemein hat.

Trending Topics: Du hast 2008 Mjam gegründet, dann an Delivery Hero verkauft, und jetzt bist du plötzlich als CEO beim Wiener Startup getsby zurück. Was hat dich dazu gebracht, nach all den Jahren zurück in die Gründerszene zu kommen?

Angelo Laub: Ich war eigentlich nie ganz weg aus der Gründerszene, allerdings waren die Projekte in der Zwischenzeit weniger high-profile und daher vielleicht einfach nicht so sichtbar.

Mit getsby bist du wieder im Gastronomie-Bereich unterwegs. Was fasziniert dich so an der Branche?

Die Gastronomie erfüllt nicht nur die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen sondern ist auch ein Lifestyle-Produkt. In wenigen Branchen ist die Schnittstelle zwischen der analogen und der digitalen Welt, die mich immer schon fasziniert hat, unmittelbarer und greifbarer. Ich mache zum Beispiel am Computer ein paar Clicks und eine halbe Stunde später klingelt es an der Tür, das Essen ist da.

Was ist die große Innovation, der große Mehrwert, den getsby bringt?

Das innovativste Produkt mit dem größten potentiellen Impact für den Gast ist bei getsby die Tischbestellung per Smartphone. Jeder, der einmal erlebt hat, wie einfach und komfortabel es ist, im Restaurant am Tisch sitzend über das Smartphone zu bestellen, wird nie wieder in ein herkömmliches Restaurant gehen wollen. Wenn man zum Beispiel noch eine Runde Bier bestellen will, bestellt man einfach jederzeit. Kein nerviges Warten auf die KellnerIn. Wenn man fertig ist, steht man einfach auf und geht, es ist ja schon bezahlt. Für mich war es, als ich es zum ersten Mal ausprobiert habe, eine regelrechte Offenbarung! Darüber hinaus ist das ganze für 2020 auch noch kontaktlos und sicher.

Wie bist du zu getsby gekommen? Das Startup hat ja eine durchaus bewegte Geschichte und musste sich mitten im Corona-Jahr 2020 neu aufstellen.

Ich bin mit einem Freund in einem Lokal gesessen und wir haben versucht, die Kellnerin auf uns aufmerksam zu machen, weil wir noch eine Runde Bier bestellen wollten. Das war sehr frustrierend und da haben wir philosophiert, dass es dafür eigentlich eine App geben müsste. Ein paar Tage später hat mich eine Freundin dann mit dem getsby-Team bekannt gemacht. Ich war begeistert, dass jemand diese Idee in Wien schon umgesetzt hatte. Ich habe mein Feedback gegeben und bin mit dem Team in Kontakt geblieben. Das war im Sommer 2019.

Als dann Anfang diesen Jahres einer der Gründer, der auch damals Geschäftsführer war, das Unternehmen überraschend verließ, ist das Team nochmal auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich mich stärker involvieren möchte. Mein Kompliment an das Team, dass es trotz dieser schwierigen Zeit nicht aufgegeben und Standfestigkeit bewiesen hat!

Mit Coca-Cola HBC Österreich hat das Startup auch einen strategischen Investor bekommen, mit dem gemeinsam Vertrieb gemacht wird. Wo liegen die Synergien und gemeinsamen Ziele? Welches Interesse hat Coca-Cola bei dem Investment?

Coca-Cola HBC ist aufgrund seiner Stärke im Gastronomie-Vertrieb der beste Partner, den wir uns vorstellen können. Die Vorteile der Vertriebskooperation für uns liegen auf der Hand. Coca-Cola ist ein sehr wichtiger Zulieferer für die Gastronomie-Branche und ist bestrebt, das Angebot an die Gastronomen stets auszubauen und zu erweitern. Getsby bietet den Gastronomen die Möglichkeit, die Effizienz und den Umsatz sowie die Gästezufriedenheit massiv zu steigern. Mit Coca-Cola gemeinsam wollen wir Marktführer in diesem Segment werden und auch bleiben.

+++ getsby: Coca Cola steigt bei Gastro-Startup ein, Mjam-Gründer neuer CEO +++

Die Getsby-App am iPhone X. © Gets.by
Die Getsby-App am iPhone X. © Gets.by

Du bist nicht nur CEO, sondern auch Shareholder. Hast du selbst investiert?

Ja, allerdings nur eine kleinere Summe. Unser strategischer Investor hat für eine ausreichende Kapitalausstattung gesorgt.

Du hast Mjam damals im Metalab gegründet – einer der ganz wenigen Treffpunkte für Hacker und Gründer zu der Zeit. Heute gibt es nahezu in jedem Wiener Bezirk einen Coworking Hub. Wie siehst du diesen Wandel des Ökosystems?

Das waren noch Zeiten, als wir im Metalab saßen und die ersten Zeilen Code der Mjam-Plattform auf unseren Laptops schrieben! Auch die ersten Test-Bestellungen von Mjam gingen an das Metalab und die ersten Nutzer der Plattform haben sich über das Metalab verbreitet. Das Metalab und das, was wir damals im Metalab gemacht haben, fühlte sich neu und einzigartig an. Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück.

Es gab dann in jüngerer Zeit noch einen Coworking-Space, wo es einen ähnlichen Zusammenhalt gab, nämlich den Sektor5. Ich vermisse ihn sehr. Ich habe, nachdem der Sektor5 mit Ende 2017 zusperrte, mir einige andere angeschaut, bin aber mit denen nie ganz warm geworden. Viele fühlten sich einfach an wie eine etwas hippere Variante von Regus.

Zwischenzeitlich hast du auch versucht, mit SnapDelivery eine neue Firma zu starten, das hat aber nicht geklappt. Woran ist diese Idee letztendlich gescheitert?

Bei der Lieferung sind die Arbeitsverhältnisse oft prekär und es gibt viel Schwarzarbeit. Unsere Mission war es, die legale Lieferung leistbar zu machen, durch Pooling der Fahrer-Ressourcen und durch geschickte Logistik. Das hat auch geklappt, der Proof-of-Concept ist uns gelungen.

Allerdings hat sich dann kurz nach unserem Start der Markt verändert. Foodora und Uber Eats sind auf dem Markt gelauncht und dort spielte die Kosteneffizienz keine Rolle mehr. Wie nachhaltig das war, kann man daran erkennen, dass es sowohl Uber Eats als auch Foodora (jetzt ein Teil von Mjam) am Markt nicht mehr gibt.

Du bist 2014 bei Mjam ausgestiegen. Als Teil des börsennotierten Delivery-Hero-Konzerns ist das Geschäft heute sicher viele Millionen schwer. Bist du zu früh ausgestiegen?

Ich war sechs Jahre bei Mjam, das ist ein guter Zeitraum, um ein Startup aufzubauen. Ich denke, ich habe den Großteil der möglichen Wertentwicklung mitgemacht. Es ist faszinierend, wenn man sich die Wachstumsraten von Startups anschaut, wie man sich von einer Bestellung am Tag auf 10 verzehnfacht, dann auf 100, dann auf 1.000 und dann auf 10.000. Das entspricht 4 Verzehnfachungen innerhalb weniger Jahre, alle mit ihren eigenen Problemen, die überwunden werden müssen. Solche Wachstumsraten finden nur am Anfang statt.

getsby ist nunmehr Startup Nummer drei für dich. Was sind die Prinzipien, nach denen du arbeitest? Was würdest du nicht mehr tun?

Mein Denken ist sehr produktorientiert, man könnte auch sagen Software-orientiert. Es gibt die Geschichte von einem Musik-Fan, er hat zuerst ein spezielles Fundament für seinen Plattenspieler gebaut und dann das Haus um diesen Plattenspieler als Herzstück drumherum gebaut, um sicherzugehen, dass es möglichst wenig störende Vibrationen gibt. Ungefähr so versuche ich auch, Firmen zu bauen, mit der Software als Herzstück, alles drum herum ist eigentlich nur der verlängerte Arm der Software.

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