Kommentar

waterdrop & Djokovic: Grenzgeniales Marketing mit Beigeschmack

Djokovic wirbt für waterdrop. © waterdrop / Canva
Djokovic wirbt für waterdrop. © waterdrop / Canva

Es ist so richtig dickes Marketing: Das Logo von waterdrop kennen seit einigen Wochen nicht nur Millionen von Österreicher:innen, sondern auch immer mehr Menschen in anderen Ländern. Denn das Wiener Scale-up mit den Brausetabletten und Wasserflaschen haut derzeit ordentlich Marketing-Budget hinaus. waterdrop war offizieller Partner des 82. Hahnenkammrennens in Kitzbühel und des Weltcup-Nachtslaloms in der Flachau, und hat dann noch in einem Investment-Coup den (kontroversen) serbischen Tennisstar Novak Djokovic als Testimonial verpflichtet.

waterdrop ist deswegen an Unternehmer:innen-Stammtischen derzeit Dauerbrenner. Die einen finden’s genial, die anderen eher nicht. Zwei Dinge sind besonders kontrovers. 1. Der Djoker. 2. Das Produkt selbst.

Der Djoker polarisiert

Kommen wir zum ersten Punkt. Novak Djokovic ist eine weltberühmte, aber eben auch stark kritisierte Figur des öffentlichen Lebens. Er mag hervorragend Tennis spielen und holte sich vor mehreren Tagen bei den Australian Open seinen 22. Grand-Slam-Titel. Er mag auch ordentlich Kohle gescheffelt haben und hat als erster Spieler der Geschichte die Marken von 100 bzw. 150 Millionen US-Dollar an gewonnenen Turnierpreisgeldern erreicht – also auch das nötige Kleingeld, um etwa in Scale-ups wie waterdrop zu investieren.

Doch ist er auch ein gutes Testimonial? Nach dem Eklat rund um seinen COVID-19-Impfstatus bei den Australian Open 2022, für die er die Einreise verweigert wurde, und seinem Drängen auf Ausnahmeregeln für ihn ist er bei vielen in Ungnade gefallen. Da schien es, als würde sich ein Multi-Millionär Ausnahmen mit teuren Anwälten erfechten wollen; währenddessen wurde er für viele (u.a. in der Heimat Serbien) zur Ikone der Anti-Impf-Bewegung. Passt das zusammen mit einer Marke, die für ein „gesünderes, längeres und nachhaltigeres Leben“ dank Wasserkonsum wirbt?

Für gefühlt die eine Hälfte: Ja, warum nicht. Für die andere Hälfte: Nein, eigentlich nicht. Aber das ist genau das, was gute Werbung erreichen will – in den Köpfen und Gesprächen der Menschen präsent sein. Keine Brand, nicht einmal Apple, schafft es, 100 Prozent des Marktes zu überzeugen. Oft ist es besser, zu polarisieren – dann hat man zwar 50 % Gegner:innen, aber auch 50 % Unterstützer:innen. 50 % ist mehr als 0 %, wenn den Menschen eine Marke egal oder gar nicht bekannt ist. Deswegen meinen viele Marketing-Verständige: Djokovic und Sport-Werbung, das funktioniert für waterdrop ganz gut.

waterdrop: Tennisstar Novak Djokovic steckt Millioneninvestment in Wiener Scale-up

Teure Brausetabletten

Zweiter großer Kritikpunkt vieler meiner Bekannten an waterdrop ist aber das Produkt selbst. Brausetabletten für schmackhafteres Wasser ist sicher keine Revolution, und DrinkTech ist es auch nicht. Trotzdem sind die Produkte derart mit Marketing aufgeladen, dass stolze Preise verlangt werden. Ein 12er-Päckchen ist ab 7,50 Euro zu haben. Folgt man der Anleitung (je Tablette 400 bis 600ml Wasser), dann kann man aus den 12 Brausetabletten 5 bis 7 Liter „Saft“ machen – macht 1,10 bis 1,50 Euro pro Liter. Um das gleiche Geld bekommt man im Supermarkt schonmal einen Liter Bio-Fruchtsaft. Die Geschmacksfrage lassen wir hier mal außen vor.

Nun erkennt man schon, warum der Djoker investiert hat: waterdrop ist hochpreisig in den Markt gegangen und hat viele Millionen aufgenommen, um weiter die Werbetrommel zu rühren. Anders als andere Getränkefirmen, die Wasser und Saft in Flaschen verkaufen, fallen die großen Logistikkosten und -herausforderungen für waterdrop weg – und trotzdem verkauft man indirekt den Liter Getränk um ziemlich viel Geld. Den Endkonsument:innen muss man diesen Preis rechtfertigen – und dazu braucht es weltbekannte Testimonial wie den Djoker, um die Brand aufzuladen. Bei vielen ist die Strategie offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen – wie gut das langfristig funktioniert, bleibt abzuwarten.

waterdrop: Wiener DrinkTech-Scale-up schnappt sich 60 Millionen Euro

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