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Web Summit: Eklat wegen Israel-Kritik von Mitgründer Paddy Cosgrave

Paddy Cosgrave © Collision Conf/ flickr
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Der Krieg in Israel fordert zunehmend Todesopfer auf Seiten beider Parteien. Prominente Persönlichkeiten äußern sich seit Tagen auf sozialen Medien zu den Ereignissen, darunter auch der irische Unternehmer Paddy Cosgrave. Er ist Mitgründer des Web Summit, dem größten Startup-Festivals Europas, das im November in Lissabon stattfindet. Cosgrave kritisierte das Vorgehen von Israel in dem Konflikt scharf, was auf Social Media rasch einen Sturm der Entrüstung hervorrief. Investor:innen und andere Mitglieder der Technologie-Community reagierten heftig auf die Aussagen. Auf X (Twitter) und einem Beitrag auf der Websummit-Webseite äußerte sich Cosgrave schließlich zu dieser Kritik.

Welle der Empörung wegen Aussagen von Paddy Cosgrave

Einst begann der Web Summit als bescheidene Tech-Konferenz in Dublin im Jahr 2009, mit nur 400 Teilnehmer:innen im Jahr 2010. Acht Jahre später ist er zu einer Großveranstaltung herangewachsen, die nun mehrere Tausend Besucher:innen anzieht und als das größte Startup-Event Europas gilt, seit er nach Lissabon umgezogen ist. Die Kontroverse rund um Paddy Cosgrave, der gleichzeitig als das Aushängeschild des Web Summits gilt, könnte nun aber auch Auswirkungen auf das Event haben.

Die Kontroverse begann am 7. Oktober 2023, als die Hamas israelische Grenzen durchbrach und in verschiedenen Ortschaften sowie bei einem Musikfestival grausame Gewalttaten beging. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Cosgrave in Doha, Katar, wo der Web Summit in vier Monaten seine neueste Veranstaltung abhalten wird.

“Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen”

Auf Social Media äußerten sich viele mit Schock und Mitgefühl. Cosgrave selbst veröffentlichte in den Tagen danach nur Daten bezogen auf die menschlichen Kosten des Israel-Palästina-Konflikts zwischen 2008 und 2023, was eine heftige Debatte auslöste.

Am 13. Oktober äußerte er schließlich seine Empörung über “westliche Führer:innen“ via X: „Ich bin schockiert über die Rhetorik und die Handlungen so vieler westlicher Führer:innen und Regierungen, mit Ausnahme der Regierung Irlands, die dieses Mal das Richtige tut. Kriegsverbrechen sind Kriegsverbrechen, selbst wenn sie von Verbündeten begangen werden, und sollten als solche benannt werden.“

Zahlreiche Absagen als Reaktion

Seine Aussagen auf X haben schließlich zu einer Lawine von Absagen hochrangiger AI- und Technologie-Führungskräfte geführt, die ihre Teilnahme an der Veranstaltung abgesagt haben.

Ori Goshen, Mitgründer und Co-CEO von AI21 Labs, gab auf LinkedIn bekannt, dass er keine Keynote mehr auf dem Web Summit halten werde. „Es ist schon schlimm genug, dass der CEO des Summits es nicht für angemessen hielt, Entsetzen über die abscheulichen Gräueltaten auszudrücken, die von der Hamas am 7. Oktober begangen wurden“, sagte er. „Aber so unmoralisch das auch ist, Paddy Cosgrave entschied sich nicht nur, dies zu ignorieren, sondern veröffentlichte stattdessen etwas gegen die Politik der israelischen Regierung. Abgesehen von seinem sehr einseitigen Verständnis von Geschichte und Geopolitik war diese Reaktion abscheulich. Wir werden nicht am Web Summit teilnehmen, und ich werde keine Keynote halten.“

Auch Garry Tan, CEO von Y Combinator, zählte zu den ersten Personen, die sich öffentlich dazu äußerten. Er erklärte via X , dass er seine Teilnahme am Web Summit verweigern werde. Er betonte dabei, dass er „die Hamas verurteile und für Frieden im israelischen und palästinensischen Konflikt bete“.

Auch David Marcus, ein langjähriger Fintech-Unternehmer und Manager bei Meta, kündigte an, dass er “nie wieder an einer Web Summit-Veranstaltung teilnehmen, sie sponsern oder dort einen Vortrag halten” werde. Er kritisierte Cosgrave’s Haltung als „schlecht informiert“ und forderte “differenzierte Verurteilung und Zurückhaltung” anstelle von “Unterstützung für Terroristen”.

Keith Rabois, Partner und Unternehmer des Founders Fund, erklärte sogar, dass er sich “für den Rest seiner Karriere weigern werde, mit Personen zusammenzuarbeiten, die auf der Web Summit in Katar sprechen.“

Entschuldigung auf der Webseite des Web Summits

Der Web Summit stand und steht somit noch immer vor erheblichem Druck und einer Welle von Ablehnungen aufgrund der Äußerungen seines Mitgründers. Am 17. Oktober veröffentlichte Cosgrave schließlich eine Entschuldigung in Form eines Artikels auf der Webseite des Web Summit.

„Ich verstehe, dass meine Aussagen, der Zeitpunkt meiner Äußerungen und die Art und Weise, wie sie präsentiert wurden, vielen Menschen tiefen Schmerz zugefügt haben. An alle, die durch meine Worte verletzt wurden, entschuldige ich mich zutiefst. In dieser Zeit ist Mitgefühl erforderlich, und das habe ich nicht vermittelt. Mein Ziel ist und war es immer, für den Frieden zu kämpfen. Letztendlich hoffe ich von Herzen, dass dies erreicht werden kann.“

Dennoch betonte er erneut: „Wie so viele öffentliche Persönlichkeiten weltweit glaube auch ich, dass Israel sich bei der Verteidigung an das internationale Recht und die Genfer Konventionen halten sollte, das heißt, keine Kriegsverbrechen zu begehen. Diese Überzeugung gilt gleichermaßen für jeden Staat in jedem Krieg. Kein Land sollte diese Gesetze verletzen, selbst wenn Grausamkeiten gegen es begangen wurden. Ich war schon immer gegen Kriege und für internationales Recht. Gerade in unseren dunkelsten Momenten müssen wir uns bemühen, die Prinzipien aufrechtzuerhalten, die uns zivilisiert machen.“

“Von Doha und Katar beeinflusst”

Josh Kopelman, der Gründer von First Round Capital, äußerte in Bezug auf Cosgrave, dass es schwer sei, seine Aussagen für bare Münze zu nehmen. Er äußerte den Verdacht, dass Cosgrave “möglicherweise von Doha und Katar beeinflusst sein könnte” und betone, es handele sich dabei um “Länder, die Finanzierung der Hamas in Verbindung stehen”.

Unterstützung trotz Kontroverse?

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Kontroverse weiterhin auf das Web Summit auswirken wird. Cosgrave selbst zeigt sich trotz allem eher unbeeindruckt und betont am Dienstag via X sogar, dass, trotz Absagen vieler Investor:innen und Medienvertreter:innen, das Event weiterhin breite Unterstützung erfahren soll.

Cosgrave postete in dem Beitrag außerdem, dass er eine „Flut von Unterstützungsnachrichten aus Israel und der ganzen Welt erhalten habe.“ Des Weiteren erwähnte er, dass „hochangesehene Expert:innen im Bereich Menschenrechte und des Frieden als Redner:innen für den Web Summit gewonnen wurden.“ In den letzten 24 Stunden sollen sich, seinen Aussagen nach, 35 neue Investor:innen angemeldet haben.

Er beendete den Beitrag mit den Worten: „Ach ja, und irgendwie haben wir mehr Tickets verkauft als an jedem anderen Montag im Jahr 2023. Den Versuch, eine wirklich globale Veranstaltung zu canceln, die sich immer für Frieden und Wohlstand eingesetzt hat, betrachte ich nicht nur als naiv, sondern auch als kontraproduktiv. Ebenso kontraproduktiv ist es, gefährliche Falschdarstellungen dessen, was ich gesagt habe oder wofür ich stehe, zu verbreiten. Ich strebe Frieden und die Einhaltung des internationalen Menschenrechtsgesetzes anstrebt. Solidarität mit unschuldigen Zivilisten auf allen Seiten. Ich werde nicht nachgeben.“

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