Kommentar

Wir hatten eine gute Zeit miteinander, Pioneers Festival

mySugr-Gründer auf der Bühne der Startup Week 2011. © Luis U. Kentzler
mySugr-Gründer auf der Bühne der Startup Week 2011. © Luis U. Kentzler
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Es ist tatsächlich schon acht Jahre her. Auf dem Foto da oben jubeln die beiden mySugr-Mitgründer Fredrik Debong und Frank Westermann über den Sieg des Pitch-Bewerbs der Startup Week 2011, und Oliver Holle von Speedinvest und Techcrunch-Schreiber Mike Butcher jubeln mit ihnen. Die Startup Week 2011, das ist gewissermaßen auch die Geburtsstunde des Pioneers Festival, das sich ab 2012 in der Hofburg zur Bühne und zum jährlichen Klassentreffen der österreichischen Startup-Szene machte.

Nun steht das Pioneers Festival, wie wir es kennen, vor dem Aus (Trending Topics berichtete). Das Event-Geschäft ist schwierig geworden, und in Österreich sowie im europäischen Ausland locken mittlerweile zahlreiche andere Veranstaltungen – vom Web Summit in Lissabon über die Slush in Helsinki bis hin zu 4Gamechangers in Wien oder dem 15 Seconds in Graz.

+++ Pioneers: Zukunft des Festivals unsicher – Umstrukturierungen treffen 12 Mitarbeiter +++

Die großen Zeiten des Pioneers Festival, das spürte man in den vergangenen Jahren, sind vorbei. Ich erinnere mich lebhaft an tolle Momente: Die Präsentation des fliegenden Autos der slowakischen Firma Aeromobil 2014 etwa, das von der Wiener Hofburg um die Welt ging. Oder als Runtastic-Mitgründer Florian Gschwandtner 2013 auf der Bühne auf Händen lief. Oder als Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal im selben Jahr eine App namens Papayer am Gang pitchten, aus der später N26 werden sollte. Oder als Sebastian Kurz (damals Außenminister) 2014 Selfies mit den Gästen machte. Oder als der ehemalige Bundeskanzler Christian Kern 2016 Startups zur Chefsache erklärte. Oder als mir Mike Butcher den Mittelfinger in die Kamera hielt (thx, Mike).

Oder oder oder. Jeder, der einmal dort war, hat seine besonderen Momente mitgenommen. Die Leistung des Pioneers-Teams ist deswegen nicht in Zahlen zu messen. Fest steht, dass die Startup-Branche in Österreich ohne Pioneers ganz anders aussehen würde.

Die Erwartungen der vielen Beteiligten klafften über die Jahre aber immer mehr auseinander. Die einen verlangten größere Speaker-Namen, die anderen mehr Hintergrundgespräche und Networking, die nächsten günstigere Tickets, und noch andere mehr Party. 1.000 gute Ratschläge wurden erteilt. Alle unter einen Hut bekommen, das geht sich nicht aus. Auch wirtschaftlich nicht. Alle wollen dabei sein, keiner will’s bezahlen. Zu selbstverständlich wird es in der Startup-Szene genommen, dass man alles kostenlos bekommt.

Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Während große Geister vor teilweise leider halb leeren Hallen über die Expansion zum Mars, transplanetare Spezies oder genmanipulierte Babys referierten, war man draußen auf den Gängen mit irdischeren Problem befasst. Hast du diesen Business Angel, dem ich unbedingt eine Idee pitchen muss, gesehen? Kennst du jemanden, der Marketing für mein Startup machen kann? Sollte man in Bitcoin investieren? Wo gibt’s das Freibier? Legt heute wirklich Hodor bei der After-Party auf??

Am Ende waren viele nicht mehr wirklich happy mit dem Festival – Gäste, Sponsoren, Investoren, Speaker, Startups. Auch die Gründer, Andreas Tschas und Jürgen Furian, waren zuletzt nicht mehr an Bord. Das Aus für das Pioneers Festival in seiner bisher bekannten Form für ein Zeichen zu nehmen, dass der Startup-Hype nun endgültig zu Ende ist, wäre falsch. Als der sektor5, ebenfalls eine Keimzelle der österreichischen Startup-Szene, 2017 zusperren musste, war das auch nicht das Ende. Im Gegenteil: Seither sind Coworking Spaces und Startup-Hubs nur so aus dem Boden gesprossen.

Und so wird das passieren, was in Ökosystemen immer passiert: Wo etwas aufhört, da kommt etwas Neues.

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