Studie

AI-Startups: Europa droht, bei Künstlicher Intelligenz ins Hintertreffen zu geraten

© Roland Berger
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Wer die internationale Berichterstattung rund um Künstliche Intelligenz verfolgt, der könnte den Eindruck haben, dass sich die USA und China das Match um AI ausmachen. Eine neue Studie (PDF-Download) von Roland Berger und der Berliner VC-Firma Asgard zeigt jetzt aber auf, dass Europa in dem Rennen an vorderster Front mitspielt. Der Analyse zufolge liegt der europäische Kontinent, was die Zahl an AI-Startups angeht, an zweiter Stelle vor China und Israel.

Der Studie zufolge sitzen etwa 40 Prozent der insgesamt 3.465 untersuchten KI-Jungfirmen in den USA, 22 Prozent in Europa (769 Startups). Dahinter folgen China (383), Israel (362) Kanada (131) und Japan (113). Zerlegt man die EU allerdings in seine Mitgliedsstaaten, sieht die Sache schon anders aus. Großbritannien (245), Frankreich (109) und Deutschland (106) fallen deutlich hinter China und Israel (das Land sowohl in politischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht hat starke Verbindungen zu den USA) zurück.

Forderung nach einer AI-Strategie

„Der zweite Platz hinter den USA zeigt, wie dynamisch Europa in diesem Bereich ist“, sagt Charles-Edouard Bouée, CEO von Roland Berger. „Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Initiativen national vorangetrieben werden und keine klare, von der EU-getragene Strategie für ein europaweites KI-Ökosystem verfolgt wird. Europa muss beim Thema KI mit einer Stimme sprechen.“ Fabian Westerheide, Gründer und CEO von Asgard, fügt an: „Europa sieht sich zwei Herausforderungen gegenüber: „KI-Champions“ aufzubauen und entsprechende Technologien schnell zu implementieren, um Wettbewerbsvorteile zu realisieren und nicht weiter Boden an die Konkurrenz aus den reiferen Märkten in Amerika und Asien zu verlieren.“

Vergleicht man die durchschnittliche bei Finanzierungsrunden in den unterschiedlichen Wirtschaftsräumen, so sind europäische AI-Startups vergleichsweise schlecht mit Risikokapital ausgerüstet. 2017 sammelten KI-Start-ups in einer durchschnittlichen Finanzierungsrunde in Frankreich 3 Millionen Dollar und in Deutschland 2 Millionen Dollar ein. Zum Vergleich: In den USA waren es 10 und in China sogar 36 Millionen Dollar. Die Vorschläge der Studienmacher: Öffentliche Investitionen über den Europäischen Investitionsfonds oder höhere Mittel aus dem EU-Haushalt sollen Jungfirmen im AI-Bereich mit mehr Kapital ausstatten.

Zwischen den Daten-Fronten

China ist sehr ambitioniert, was Künstliche Intelligenz angeht. Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologien hat bereits das Ziel ausgerufen, mit den USA in Sachen KI bis 2020 gleichzuziehen und bis 2030 Weltmarktführer bei AI zu werden. Bis 2025 soll die AI-Industrie in dem von der Kommunistischen Partei autoritär regierten Land auf 60 Milliarden Dollar anwachsen. Die bedrohlichen Auswüchse von AI in China bekommen Bürger dort aber bereits zu spüren.

Mit „Citizen Score“ (Sozialkredit-System) wird dort bereits ein Punkte-System für die Bewertung von Menschen getestet. Dieses wird dazu herangezogen, um Handlungen zu belohnen oder zu bestrafen. Missverhalten soll etwa mit eingeschränkter Reisefreiheit, schlechterem Zugang zum Arbeitsmarkt oder weniger wirtschaftlicher Freiheit geahndet werden.

Währenddessen startet in der EU diese Woche die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die Bürgern mehr Kontrolle über ihre Daten geben soll. AI-Forscher sehen die DSGVO allerdings als Hemmschuh (Trending Topics berichtete), weil die Regeln es erschweren, Daten in KI-Systemen zu verarbeiten. Währenddessen haben IT-Riesen in den USA wie Google und Facebook enorme Nutzerdaten zur Verfügung, um damit ihre KIs anzulernen.

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