Krypto-Assets

Binance: Neue „Proof of Reserves“ nur für Bitcoin, Konkurrenz übt Kritik

Changpeng CZ Zhao von Binance. © Web Summit via Sportsfile (CC BY 2.0)
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Der FTX-Kollaps liegt der Krypto-Industrie wie ein stein im Magen, und große Börsen wie Coinbase sehen, dass Krypto-Assets im Gegenwert von Milliarden Dollar abgezogen werden. Der Marktführer bei Krypto-Exchanges, Binance, ist deswegen an vorderster Front darum bemüht, den Nutzer:innen zu zeigen, dass ihre Einlagen alle auch da sind – und nicht wie bei FTX in einem Milliarden Dollar tiefen Finanzloch verschwinden.

Dazu hat Binance nun sein „Proof of Reserves“-System (PoR) vorgestellt – also ein technisches Features, das Menschen außerhalb der Firma kontrollieren lässt, ob alle Krypto-Assets noch da sind. Dieses funktioniert in einem ersten Schritt einmal für die wichtigsten Kryptowährung, nämlich Bitcoin – und zeigt, dass Binance 582.485 BTC in seinen für Nutzer:innengelder vorgesehenen Wallets hat – und damit etwas mehr, als diesen Nutzer:innen bereits gehört.

Dass Binance 582.485 BTC hat, hilft dem einzelnen User aber eher wenig, deswegen kann jede:r mit einem Klick (dazu muss man bei Binance eingeloggt sein) einsehen, dass diese Bitcoins auch da sind. Dazu geht man im Account auf „Wallet“ und dann auf „Audit“. In den nächsten Wochen sollen Überprüfungsmöglichkeiten zu weiteren Krypto-Assets dazukommen.

Proof of Reserves: Neue Pseudo-Transparenz zu Beständen der Krypto-Exchanges

„Haben keine Schulden“

Wie angekündigt, nutzt Binance für PoR einen Merkle Tree, also ein kryptografisches Werkzeug, das die Konsolidierung großer Datenmengen in einem einzigen Hash ermöglicht. Dabei fungiert ein einzelner Hash, der „Merkle Root“ genannt wird, als kryptografisches Siegel, das alle eingegebenen Daten „zusammenfasst“. Dieser Root-Hash lässt sich auch wieder in seine Einzelteile zerlegen, und zwar so, dass ein einzelner User sein eigenes „Merkle Leaf“ ansehen kann. User, die programmieren können (Python), können sich theoretisch ihre Krypto-Einlagen mit Hilfe Code selbst verifizieren.

„Binance hält alle Vermögenswerte der Nutzer:innen 1:1, wir haben keine Schulden in unserer Kapitalstruktur und wir haben sichergestellt, dass wir einen Notfallfonds (SAFU-Fonds) für extreme Fälle haben“, heißt es aus dem Unternehmen. Viele andere Krypto-Exchanges, darunter etwa Crypto.com, haben angekündigt, ebenfalls Merkle Trees für Transparenz zu den Krypto-Beständen walten zu lassen.

Kritik an PoR

Doch es gibt auch Kritik an dem vorgestellten System. „Es tut mir leid, aber nein. Das ist nicht PoR. Das ist entweder Unwissenheit oder absichtliche Falschdarstellung“, so Kraken-Gründer Jesse Powell kurz nach der Vorstellung des Merkle Trees von Binance. „Der Merkle-Tree ist nur handfester Schwachsinn ohne einen Prüfer, der sicherstellt, dass Sie keine Konten mit negativen Salden einbezogen haben. Die Vermögensaufstellung ist ohne Verbindlichkeiten sinnlos.“ Binance beteuert, dass die Krypto-Assets der Börse nicht mit jenen der Nutzer:innen vermischt werden würden – aber das sagt nichts darüber aus, dass nicht andre Gläubiger zuerst im Falle einer Insolvenz aus den Assets der User bedient werden würden.

In den Nutzungsbedingungen von Coinbase etwa steht das drinnen. Ein Passus besagt, dass den Nutzer:innen ihre Krypto-Assets im Falle einer Insolvenz weggenommen werden könnten:

„In the event of bankruptcy, crypto assets held by the exchange could be considered property of the bankruptcy proceedings, and customers could be treated as general unsecured creditors. An unsecured creditor would be one of the last to be paid in any bankruptcy and last in line for claims.“

Coinbase: Nutzer:innen könnten Krypto-Assets im Konkursfall weggenommen werden

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