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Proof of Reserves: Neue Pseudo-Transparenz zu Beständen der Krypto-Exchanges

© CoinMarketCap
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Nach dem FTX-Kollaps und den Storys über verschwundene Milliarden an Nutzer:innengeldern haben sich andere Krypto-Exchanges damit beeilt, Transparenz in die Sache zu bringen. Eine neue der Welle von „Proof of Funds“- oder „Proof of Reserves“-Funktionen soll Nutzer:innen der Krypto-Börsen davon überzeugen, dass ihre Einlagen nicht in Gefahr sind. Diese neue (Schein-)Transparenz gipfelt nun in einem neuen Feature bei CoinMarketCap, quasi der Frontpage des Krypto-Universums.

CoinMarketCap (CMC) ist mit seinem Rankings zu Krypto-Assets, Preisen und Exchanges für hunderte Millionen Nutzer:innen der Einstiegspunkt in die Krypto-Welt und bietet auf einen Blick einen Überblick darüber, wie Bitcoin und CO gerade stehen. 2020 wurde CMC von Binance, also der weltweit größten Exchange zugekauft. Für manche in der Krypto-Welt war dieser Deal so, also würde sich Amazon Google kaufen (mehr dazu hier).

Warum CoinMarketCap Binance jetzt Krypto-Werbung erlaubt

Nun jedenfalls zeigt CMC seit kurzem die Krypto-Reserven einer Exchanges an – darunter jene von Eigentümer Binance, aber auch von KuCoin, Bitfinex, Huobi, Bybit oder Crypto.com. Nutzer:innen bekommen eine Liste mit Krypto-Assets angezeigt, die in den Reserven der jeweiligen Exchange liegen, sowie eine Tortengrafik, die den Anteil dieser Krypto-Assets am Gesamtbestand darstellen. Das sieht für die bereits vertretenen Börsen folgendermaßen aus und gibt außerdem doch interessante Rückschlüsse auf das Innenleben dieser Exchanges:

1. Binance:

Die eigenen Token BUSB, BNB und der (immer wieder kritisierte) Stablecoin USDT von Tether machen mehr als 60 Prozent der Bestände aus, Bitcoin und Ethereum spielen mit einem Anteil von etwa 20 Prozent nur eine untergeordnete Rolle

 

2. KuCoin

In China gegründet, mit Hauptsitz auf den Seychellen, bestehen die Bestände dieser Exchange zu mehr als 50 Prozent aus den Stablecoins USDT und USDC sowie aus dem hauseigenen Exchange-Token KCS.

3. Bitfinex

Jene Exchange, die eigentlich eng mit dem Stablecoin-Macher Tether verbunden ist, hat so gut wie keine USDT in den Reserven, dafür aber ziemlich große Mengen am hauseigenen Token LEO. Und: Es gibt große Mengen an BTC und ETH.

4. Bybit

Ebenfalls in China entstanden, nun mit Hauptsitz in Singapur, liegen bei Bybit ziemlich viele Stablecoins und BTC, aber nur sehr wenige hauseigene BIT-Token in der Reserve.

5.OKX

Ebenfalls in China entstanden, nun auf den Seychellen mit Firmensitz zu Hause, sind mehr als 50 Prozent der Bestände von OKX in Stablecoins vorhanden, viel ist aber auch in Form von Bitcoin und Ethereum gespeichert.

6. Huobi

Und schon wieder: In China entstanden, mittlerweile mit Hauptsitz auf den Seychellen hat Huobi knapp 30 Prozent der Bestände ein Form vom eigenen Exchange-Token HT vorliegen.

 

7. Crypto.com

Bei Crypto.com merkt man sofort das starke US-Geschäft: Der Stablecoin USDC ist der größte Posten, und endlich wird auch klar, wo die ganzen SHIBA INU Token daheim sind.

Die Zahlen sagen relativ wenig aus

Wer Lust hat, kann die von CMC zusammen gestellten Daten auf Basis der verknüpften Wallet-Adressen per Blockchain-Explorer selbst überprüfen – teilweise wurden sie aus den Tweets der Unternehmen selbst oder von Analyse-Unternehmen wie Nansen aggregiert. CMC weist auch prominent darauf hin, dass man keine Haftung für die Richtigkeit oder Aktualität dieser Informationen und Daten gebe.

Zudem weiß man als User weiterhin nicht, wem diese Token und Coins in den Wallets nun gehören. Sind es jene der User? Oder sind es die, die die Exchange selbst hält, um sie an User zu verkaufen? Und welche Verbindlichkeiten stehen diesen Beständen gegenüber? All das kann man aus den vorgelegten Daten nicht herauslesen. Ein Beispiel: Wenn Crypto.com aktuell Finanzreserven in Form von Krypto-Assets über etwa 2,6 Milliarden Dollar hat – deckt sich das mit den Einlagen der Nutzer:innen, oder hätten diese eigentlich viel mehr an Einlagen?

Interessant ist zudem, das vor allem jene Exchanges mit Proof of Reserves voran geprescht sind, die eher fragwürdig sind. Bei Binance etwa weiß man bis heute nicht, wo die Firma eigentlich ihren Hauptsitz hat; Huobi, Bybit, Bitfinex, OKX oder KuCoin sind über verworrene Wege in Steueroasen wie den British Virgin Islands oder den Seychellen gelandet; und bei Crypto.com fragt sich die Branche seit dem FTX-Kollaps, ob es die nächste Börse ist, die zusammen klappt. Währenddessen sind Player wie Coinbase, Kraken, Gemini, Binance.US, Bitstamp, Bitpanda oder COincheck aus strenger regulierten Märkten wie den USA, Europa und Japan nicht bei CMC mit Proof of Reserves gelistet. Bitpanda aus Österreich hat zuletzt wie berichtet einen Prüfbericht der KPMG über die Bestände von fünf Krypto-Assets vorgelegt.

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