Wirtschaft

Coronavirus: Firmen können bereits Überbrückungsfinanzierungen beantragen

Bundesministerin Margarete Schramböck. © Trending Topics
Bundesministerin Margarete Schramböck. © Trending Topics

Tourismusbetriebe, Veranstalter, Agenturen, aber auch viele andere Unternehmen – das Coronavirus und die Maßnahmen dagegen haben bereits zu einem Aufschrei bei Unternehmern geführt. Viele, vor allem kleine Firmen, sehen sich mit Auftrags-, Lieferungsausfällen oder sonstige Marktänderungen konfrontiert und müssen dieses Jahr mit teilweise drastischen Umsatzrückgängen rechnen.

In einem ersten Schritt hat die Bundesregierung nun für Unternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten ein erstes Hilfspaket zusammen gestellt. „Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus stellen viele Unternehmen vor große Herausforderungen. Hier zu unterstützen und etwaige negative Auswirkungen abzufangen ist von großer Bedeutung. Darum stehen ab sofort 10 Millionen Euro für Überbrückungsfinanzierungen zur Verfügung“, so Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck.

10 Millionen Euro für KMU

Solche Überbrückungsfinanzierungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise werden von der staatlichen Förderbank Austria Wirtschaftsservice vergeben und richten sich gezielt an Gewerbliche und industrielle KMU. Achtung: Ausgenommen sind dabei Tourismusbetriebe. Denn für diese gibt es bereits 100 Millionen günstiger Kredite, die von der Tourismusbank ÖHT vergeben werden (mehr Infos dazu hier).

Unterstützt werden Betriebsmittelfinanzierungen (z.B. Wareneinkäufe, Personalkosten) an gesunde Unternehmen, die aufgrund der gegenwärtigen Coronavirus-Krise über keine oder nicht ausreichende Liquidität zur Finanzierung des laufenden Betriebes verfügen bzw. deren Umsatz- und Ertragsentwicklung durch Auftragsausfälle oder Marktänderungen beeinträchtigt ist. Heißt es seitens aws. Ausgeschlossen von einer Garantieübernahme sind Unternehmen, die im der Antragstellung vorausgegangenen Wirtschaftsjahr die URG-Kriterien erfüllen (Vermutung des Reorganisationsbedarfs, das heißt, Eigenmittelquote weniger als 8 % und fiktive Schuldentilgungsdauer mehr als 15 Jahre) und Firmen, die die gesetzlich vorgesehenen Voraussetzungen für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens auf Antrag der Gläubiger erfüllen.

Braucht es mehr Mittel?

Pro KMU werden bis zu 80 Prozent eines Kredites von bis zu 2,5 Millionen Euro durch die aws unterstützt. Die Laufzeit liegt bei fünf Jahren, es kommen noch Bearbeitungs- und Garantie-Entgelte dazu. „Die Maßnahme darf nicht zu einer bloßen Umschuldung führen, sondern muss der Sicherung und Erweiterung der Liquidität dienen. Kurzfristige Kreditfinanzierungen (weniger als 6 Monate) sind von einer Garantieübernahme ausgeschlossen“, heißt es seitens aws.

10 Millionen Euro für Überbrückungsfinanzierungen für KMU sind nicht sonderlich viel – auch angesichts der 100 Millionen Euro, die für Tourismusbetriebe zur Verfügung stehen. „Wir schauen uns an, wie viele Anfragen reinkommen und wie schnell die zehn Millionen vergriffen sind. Dann entscheiden wir, ob es mehr Mittel braucht und werden diese so schnell wie möglich zur Verfügung stellen. Es gibt bereits einige Anfragen von Unternehmen, die Bedarf haben“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.

EPU-Initiative fordert Rettungsschirm

Im Netz haben sich bereits tausende EPUs, Kleinunternehmen und Kunst- und Kulturschaffende formiert und fordern in einer Online-Petition einen EPU-Rettungsschirm. „Die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung, die am 10.3. beschlossen wurden, schützen nicht nur vor der Ausbreitung des Coronavirus, sondern stellen eine massive Existenzbedrohung für all jene dar, die wirtschaftlich von den abgesagten Veranstaltungen abhängig sind“, heißt es. Gefordert wird ein Ausgleichsfonds, der Freischaffende/EPUs/Selbstständige/ KünstlerInnen/SpeakerInnen für bereits angesetzte und ab 10. März 2020 nachweislich abgesagte Auftritte/Vorstellung und Events entschädigt.

Zusätzlich wird ein zweiter Fonds für Kredite mit demselben Zinssatz wie Staatsanleihen gefordert, bei dem sich EPU bis zu 5.000 EUR pro Person mit einer Laufzeit von fünf Jahren holen können. Online haben die Petition bereit mehr als 5.000 Nutzer unterschrieben. Unterstützer sind etwa Peter Klien, Gerold Rudle, Miriam Hie oder Rainer Nowak.

Oppositionsparteien wollen eine Milliarde Euro

Die Opposition gehen die bisher verkündeten Wirtschaftsmaßnahmen der Regierung zur Corona-Krise nicht weit genug. SPÖ-Wirtschafssprecher Christoph Matznetter forderte im Parlament ein Konjunkturpaket zur Ankurbelung der Wirtschaft sowie „geeignete arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Kurzarbeit“. Erwin Angerer von der FPÖ forderte in einem Antrag als Sofortmaßnahme die Bereitstellung von bis zu einer Milliarde Euro an Förderungsmitteln sowie Haftungsübernahmen für Kredite, Steuererleichterungen bzw. vorübergehende Steuerbefreiungen und temporäre Zuschüsse bei Umsatzeinbrüchen.

Auch die NEOS warnten ob der Situation der Tourismusbetrieb evor einem „Dominoeffekt auf alle Betriebe“. Das Paket mit 100 Millionen Euro reiche nicht aus, vielmehr brauche es eine Milliarde Euro, so NEOS-Sprecher Josef Schellhorn. Es gelte vor allem, Rücklagen aufzulösen und Zinsen und Rückzahlungen für KMU auszusetzen. Die Anträge der Opposition fanden im Parlament keine Mehrheit. Andreas Ottenschläger (ÖVP) und Jakob Schwarz (Grüne) halten Konjunkturpakete zur Schaffung von Nachfrage derzeit für nicht sinnvoll.

Für die türkis-grüne Regierung gilt es nun, die Corona-Krise in das Budget 2020 einzurechnen, das Finanzminister Blümel kommende Woche vorstellen wird. Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien, hält derzeit ein klassisches Konjunkturpaket, wie es Oppositionsparteien fordern, nicht für notwendig. Der Ökonom rechnet mit „ein paar Hundert Millionen Euro“ für Maßnahmen, mit denen Firmen gestützt werden müssen.

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