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DAOs: Das können die dezentralen Blockchain-Organisationen

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Dezentralisierte Autonome Organisationen, kurz DAO, sind in der Krypto-Welt derzeit neben den omnipräsenten NFTs der letzte Schrei. Doch für viele Laien, die vielleicht gerade erst mit dem Konzept der NFTs warm geworden sind, ist die Idee der DAOs vermutlich erstmal schwer verständlich. Was diese dezentralen Organisationen nun wirklich sind und welche prominenten Beispiele es für sie schon gibt, offenbaren wir in unserem großen Überblick.

Demokratische Abstimmung bei Entscheidungen

Doch wie genau definiert man DAOs? Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein Kollektiv aus Akteur:innen, die sich online zu einer Organisation zusammenschließen, deren Regelungen durch Smart Contracts auf der Blockchain definiert und gespeichert sind. So legen diese Regeln etwa fest, wie die Mitglieder ihre Zusammenarbeit organisieren werden. Dabei können die DAOs verschiedenen Zwecken dienen. Häufig werden sie für ein kollektives Investing genutzt, aber unter anderem auch für die Entwicklung von Projekten und Produkten im Krypto-Bereich. Laut einem neuen Bericht der Kryptobörse Kraken gibt es momentan mindestens 188 DAOs, die jeweils mehr als 12,8 Milliarden Dollar verwalten.

DAO: So funktionieren Decentralized Autonomous Organisations – mit Lukas Götz von block42

„Es ist relativ einfach, eine DAO aufzusetzen. Zu Anfang sind nur ein paar Zeilen Code dafür nötig. Der große Vorteil von solchen Organisationen ist, dass eine Reihe von Personen, die sich ansonsten nicht kennen und einander vielleicht nicht vertrauen würden, so gemeinsam und gleichgestellt einen bestimmten Zweck verfolgen. Der dezentrale Aspekt bedeutet nämlich, dass es keine zentrale Einheit gibt, die alles kontrolliert, sondern dass in einem demokratischen Prozess alle Mitglieder über die wichtigen Entscheidungen für die Marschrichtung der DAO abstimmen können“, erklärt Lukas Götz von der Grazer Blockchain-Firma block42.

DAOs treten als Einheit mit einem Ziel auf

In Zukunft sollen die DAOs als kontrollierende Instanz sogar Künstliche Intelligenz nutzen, heute sitzen aber noch Menschen am Steuer. Es gibt bereits eine große Anzahl an diesen dezentralen Organisationen, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Sie haben alle gemeinsam, dass ein Kollektiv an Personen, die weltweit verteilt sind, als Einheit mit einem Ziel auftritt. Die Kollektive können dabei eine beliebig hohe Anzahl an Personen umfassen.

Ob sie Erfolg haben oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, erläutert Lukas Götz. Ihm zufolge ist es besonders wichtig, die optimale Größe und Anzahl an möglichen Mitgliedern zuvor genau zu definieren. Ansonsten könne schnell Unordnung entstehen. Auch müssen die Urheber:innen bedenken, dass nicht alle Aspekte dezentral sein sollten. So sollten weniger wichtige Entscheidungen noch zentral gefällt werden.

Hier einige wichtige Beispiele für DAOs:

PrimeDAO

Weil DAOs aus der Krypto-Welt entstanden sind, befassen sie sich auch oft mit Krypto-Themen. Ein gutes Beispiel dafür ist PrimeDAO. Dieser Zusammenschluss hat es sich zum Ziel gemacht, Anwendungen in den Bereichen Decentralized Finance und DAOs zu entwickeln. Der Fokus soll auf „der Erforschung und dem Aufbau von Koordinationswerkzeugen der nächsten Generation für dezentrale Organisationen“ liegen, heißt es von dem Kollektiv. Es handelt sich also quasi um eine DAO für DAOs.

Play it forward DAO

Eine Verbindung der beiden Konzepte DAO und Metaverse liegt auf der Hand, handelt es sich beim Metaverse immerhin ebenfalls um ein virtuelles Tool, das die dezentrale Zusammenarbeit zwischen Menschen ermöglicht. In diesem Bereich bewegt sich das Kollektiv Play it forward DAO. Es legt den Fokus speziell auf Gaming und das Konzept des „Play to Earn“. Ziel der DAO ist es, ein Ökosystem aufzubauen, das Spieler:innen, Manager:innen und Investor:innen hier miteinander verbindet.

Panther DAO

Ein großes Thema in der Blockchain-Welt ist der Datenschutz. Hier setzt Panther DAO an. Dieses Kollektiv entwickelt ein End-to-End-Datenschutzprotokoll, das Blockchains miteinander verbinden soll, um den Datenschutz im Web3 und im DeFi-Bereich wiederherzustellen. Gleichzeitig sollen so Finanzinstitute einen klaren Weg für die gesetzeskonforme Teilnahme an den Märkten für digitale Vermögenswerte erhalten.

BitDAO

Ebenfalls im DeFi-Bereich unterwegs ist BitDAO. Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, Finanzmittel für DeFi-Projekte durch Zuschüsse und Token-Swaps bereitzustellen. Das klingt zwar vielleicht nicht besonders spannend, hat aber großen Anklang in der Szene gefunden. Denn unter anderem ist seit vergangenem Jahr Starinvestor Peter Thiel an BitDAO beteiligt (Trending Topics berichtete).

BitDAO: Starinvestor Peter Thiel steigt groß bei geheimnisvollem DeFi-Projekt ein

SuperDAO

SuperDAO strebt danach, dezentralisierte Apps durch die Zusammenarbeit zwischen Innovator:innen, Einzelpersonen und Gemeinschaften zu entwickeln. Für die Governance verwendet die Organisation auch mit Superneum (SUP) einen eigenen Krypto-Token. Das bedeutet, die Entscheidungskraft der einzelnen Mitglieder definiert sich dadurch, wie viele SUP-Token sie besitzen.

AllianceDAO

Früher DeFi Alliance genannt, versteht sich diese Gruppe als ein Inkubator für Web3-Startups. Mit dem Rebranding im vergangenen Jänner will AllianceDAO nun seinen Fokus ganz auf dezentralisierte Organisationen richten. Die Vorzeichen für das Unternehmen stehen gut. Anfang dieses Jahres konnte es bei einer Finanzierungsrunde satte 50 Millionen US-Dollar einsammeln. An der Runde waren etwa 300 Leader aus dem Bereich der Web3-Entwicklung beteiligt, darunter Libra-Mitgründer Morgan Beller und Devin Finzer von OpenSea.

SpiceDAO

Ein etwas unrühmliches Beispiel für eine DAO ist das Kollektiv SpiceDAO, das sich ganz dem Erwerb eines bestimmten Buches gewidmet hat: Einer der noch 20 erhaltenen Original-Ausgaben der Vision, die der Filmregisseur Alejandro Jodorowsky für eine mögliche Verfilmung des Roman-Klassikers „Dune“ in den 70ern hatte. Damals war die Verfilmung gescheitert, doch vergangenes Jahr konnte SpiceDAO für den Preis von 2,66 Millionen Euro das Exemplar ersteigern. Das Ziel dabei: Eine auf dem Buch basierende Serie zu produzieren. Was die Gruppe nicht bedacht hat: Der Besitz eines Exemplars dieses Buchs gibt ihr keinerlei Lizenzrechte an Dune selbst. Somit hat die Organisation für viel Geld ein Buch erworben, dessen Wert eigentlich zwischen 25.000 und 35.000 Euro eingeschätzt wurde. Es folgte prompt viel Spott im Netz.

Olympus DAO

Eine weitere DAO im DeFi-Bereich ist Olympus DAO. Olympus bezeichnet sich selbst als ein dezentrales Währungsprotokoll, das auf dem hauseigenen OHM-Token basiert. Ziel dahinter ist die Entwicklung einer dezentralen Finanzinfrastruktur in Gemeinschaftsbesitz, „um der Welt mehr Stabilität und Transparenz zu bringen.“ Laut Kraken hatte Olympus beim Start im März 2021 eine Kapitalisierung von nur 200.000 Euro. In nur sieben Monaten erreichte sie den Spitzenwert von vier Milliarden Dollar. Mittlerweile verwaltet die DAO etwa 650 Millionen Dollar an Assets.

BadgerDAO

Die dezentrale Finanzplattform BadgerDAO verspricht ihren User:innen, dass sie „beruhigt sein können, weil sie wissen, dass sie die privaten Schlüssel für ihre Kryptowährungen nie aus der Hand geben müssen.“ Allerdings hat die Organisation erst im vergangenen Dezember einen schweren Schlag erlitten: Hacker stahlen Gelder aus mehreren mit ihr verbundenen Krypto-Wallets. Die verschiedenen Token, die bei dem Angriff gestohlen wurden, waren etwa 120 Millionen Dollar wert (Trending Topics berichtete).

DeFi-Website BadgerDAO: Hacker stahlen 120 Millionen Dollar in Krypto

AssangeDAO

Dass DAOs auch einen aktivistischen Hintergrund haben können, zeigt der Verband AssangeDAO. Seit Dezember sammelt die Organisation Ethereum-Spenden ein, um den in Großbritannien inhaftierten WikiLeaks-Gründer Julian Assange zu unterstützen. Nun hat das Kollektiv die Spendenaktion mit satten 53 Millionen Dollar abgeschlossen. AssangeDAO will das Geld nun verwenden, um auf ein NFT von einem Drop namens „Censored“ des digitalen Künstlers Pak in Zusammenarbeit mit Assange zu bieten. Der Erlös aus dem Verkauf soll in den Verteidigungsfonds von Assange fließen. Dieser kämpft gegen seine Auslieferung an die USA in diesem Monat.

PleasrDAO

Auf den Hund gekommen ist die Investmentgruppe PleasrDAO, die im vergangenen Jahr das originale Doge-Meme, auf dem die Kryptowährung Dogecoin basiert, als NFT bei einer Auktion für vier Millionen Dollar gekauft hat. Das NFT hat die DAO schließlich in Milliarden von Teilen auf der Ethereum-Blockchain weiterversteigert.

ShapeShift DAO

ShapeShift DAO ist eine dezentralisierte Kryptowährungsplattform, die nach eigenen Angaben den Handel mit mehr als 750 digitalen Assets auf elf verschiedenen Blockchains ermöglicht. Mitglieder sollen dort auf sichere Weise ihre Krypto-Coins verschicken, kaufen, verkaufen und speichern können.

PubDAO

In der „Creator Economy“ ist die Gruppe PubDAO unterwegs. Sie sieht sich als ein Ort, an dem Kreative, Autor:innen, Unternehmer:innen und Programmierer:innen über Artikel diskutieren, sie erstellen und über das Publikationsnetzwerk der DAO verbreiten können. Im Prinzip handelt es sich also um eine kollektive, dezentrale Blog-Seite.

KlimaDAO

Blockchain-Anwendungen stehen wegen des hohen Energieverbrauchs oft als massive Umweltsünder in der Kritik. Doch es gibt auch Projekte, die sich den Kampf gegen die Klimakrise auf die Fahne geschrieben haben. Eines davon ist KlimaDAO. Ziel dieses Kollektivs ist es, den Preisanstieg von Kohlenstoffanlagen zu beschleunigen. Ein hoher Preis für CO2-Emissionen soll Unternehmen und Volkswirtschaften dazu zwingen, sich schneller an die Realitäten des Klimawandels anzupassen. Kohlenstoffarme Technologien und Projekte zur Beseitigung von CO2 sollen so profitabler werden. Mit KLIMA hat die DAO auch einen eigenen Wertschöpfungstoken erstellt.

ConstitutionDAO

Ein echtes Großprojekt im Bereich der DAOs war ConstitutionDAO, die im vergangenen November darauf abzielte, einen Originaldruck der US-Verfassung zu ersteigern. Mehr als 40 Millionen Dollar konnte die Organisation von mehr als 17.000 Mitgliedern aufstellen. Leider konnte die DAO bei der endgültigen Versteigerung die Kopie nicht erfolgreich für sich gewinnen. Jedoch zeigt sich anhand dieses Beispiels, was eine solche Vereinigung an Assets aufstellen kann.

Brokkr DAO

Mit Brokkr Finance ist 2021 ein DeFi-Dienst in Graz gestartet, der sich jetzt zu einer DAO entwickeln will. „Mit Brokkr Finance wollen wir DeFi in den Massenmarkt bringen“, sagt Lukas Götz, einer der Gründer der Grazer Blockchain-Firma block42, die Brokkr gestartet hat. Der Web-Dienst bietet eine Infrastruktur, die das Investieren in digitale Assets erleichtern soll. In zwei Jahren soll man eine DAO sein: „Derzeit ist es das Kern-Team, das das Projekt gegründet hat und heute die wesentlichen Entscheidungen trifft. Aber über Zeit wollen wir Stück für Stück die Verantwortung an die Community abgeben“, erklärt Götz. Nur so lasse sich langfristig ein sinnvolles Unternehmen im DeFi-Bereich aufbauen.

Brokkr Finance: Grazer Startup will zur DAO werden und Mehrheit an Community abgeben

Oft chaotisch – aber hohes Potenzial

All diese Beispiele legen deutlich offen, wie vielseitig DAOs sein können. Viele sind zwar im DeFi-Bereich unterwegs, jedoch können sie auch für die Ersteigerung von Wertgegenständen, für aktivistische Aktionen oder auch zur gemeinsamen Entwicklung von innovativen Anwendungen dienen. Sicherlich sind einige der Organisationen eher chaotisch oder setzen sich eher unkluge Ziele, wie es bei SpiceDAO der Fall war. Jedoch bietet die Technologie auch hohes Potenzial. Die schiere Menge an Personen und Assets, die so mit einem Ziel versammelt werden kann, ist gewaltig und könnte es den DAOs ermöglichen, künftig viel zu bewegen.

Ein wichtiger Hinweis für Interessierte: Wie schon aus einigen der oben genannten Beispielen zu erkennen ist, muss man sich bei vielen DAOs mit noch nicht etablierten Token einkaufen um mitzumachen. Da der Ausgang hier ungewiss ist, kann es natürlich passieren, dass der Wert dieser Token nicht nach oben, sondern eher nach unten geht. „Caveat Emptor“ gilt also besonders bei solchen Organisationen. Ebenfalls wichtig: Immer checken, wer wie viele Token hat. Wenn die Founder nämlich mehr als 50 Prozent haben, kann von Demokratie kaum eine Rede sein.

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