Rückblick

Das sind die größten Tech Fails und Flops des Jahres 2024

WTF. © Unsplash
WTF. © Unsplash
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

2024 ist einiges schief gegangen in Startup- und Tech-Land. Zum einen zerrüttete eine enorm schwierige Lage am Finanzierungsmarkt eine ganze Reihe von Unternehmen vor allem aus dem Mobility-Sektor, denen man noch vor einem Jahr eine starke Zukunft unter anderem an der Börse vorausgesagt hätte. Zum anderen waren auch die Big Techs, etwa Apple, Microsoft und Google, dieser Welt nicht vor Rückschlägen gefeit.

Aber lies‘ selbst, was 2024 zum Fail und Flop wurde:

1. Apple Vision Pro

Mitte des Jahres kam die Apple Vision Pro auch endlich nach Europa – für schlappe 4000 Euro. Doch trotz beeindruckender Bildqualität wird das Headset wohl ein Nischenprodukt bleiben. Denn die Bedienung ist kommt schnell an ihre Grenzen, das Tragen für Brillenträger:innen unpraktisch, die Akkulaufzeit zu kurz und eine überzeugende Killer-Applikation fehlt bislang auch. Hinzu kommen Berichte über ein unangenehmes Tragegefühl. Der hohe Preis und der geringe Nutzwert, sowohl als Arbeits- sowie als Freizeitgerät, machen die Apple Vision Pro zu einem Produkt für eine vorläufig sehr kleine Zielgruppe.

Apple Vision Pro: The Good, The Bad & The Ugly

2. Boeing Starliner

Ursprünglich als einwöchige Mission geplant, endete der erste bemannte Testflug des Raumschiffs in einem Debakel: Die Astronaut:innen Butch Wilmore und Sunni Williams sitzen seit Juni 2024 auf der ISS fest und können voraussichtlich erst im Februar 2025 mit dem Crew Dragon von SpaceX zurückkehren. Die unbemannte Kapsel kehrte bereits im September zur Erde zurück. Defekte Triebwerke und Heliumlecks warfen den Zeitplan für die Zertifizierung der milliardenschweren Raumkapsel weit zurück.

3. Crowdstrike-Ausfall

Mitte Juli führte ein Programm-Update zu schweren globalen Beeinträchtigungen der IT-Infrastruktur. Flughäfen stellten ihren Betrieb ein, Kliniken mussten Operationen absagen, und in Australien brach die Ausstrahlung von TV- und Radioprogrammen mehrerer Sender zusammen. Grund für das Chaos war ein fehlerhaftes Update des Sicherheitsanbieters CrowdStrike, das weltweit Tausende Windows-Rechner lahmlegte. Der Vorfall zeigte die Risiken einer zentralisierten IT-Sicherheitsinfrastruktur und führte zu Milliardenverlusten.

4. Windows Recall

Microsoft hat die Einführung der umstrittenen Recall-Funktion verschoben. Ursprünglich für Juni geplant, sollte die Funktion mithilfe von AI Inhalte von automatisch aufgenommenen Screenshots analysieren und als durchsuchbare Informationen speichern. Sicherheitsforscher warnten jedoch vor möglichen Datenschutzrisiken, da Cyberangreifer auf die gespeicherten Daten zugreifen könnten. Microsoft reagierte mit verbesserten Sicherheitsmaßnahmen und einer freiwilligen Aktivierung der Funktion, entschied sich jedoch, den Start zunächst zu verschieben und die Funktion in einem kleineren Rahmen im „Windows-Insider“-Programm zu testen.

„Recall“: Microsoft verschiebt den Start der strittigen Screenshot-Funktion

5. Humane AI Pin & Rabbit R1

Der AI Pin von Humane, als revolutionärer Smartphone-Killer beworben, entpuppte sich für viele Tester:innen als herbe Enttäuschung. Für 700 Dollar liefert das Gadget weder ausgereifte Hardware noch leistungsfähige Software. Kritisiert werden mangelnde Basisfunktionen, langsame Verarbeitung durch GPT-4 und ein unbrauchbarer Projektor. Dazu kommen Akkuprobleme, thermische Mängel und ungenaue Antworten.

Auch der Rabbit R1, ein ähnliches AI-Gadget, wurde scharf kritisiert. Das knapp 200 Dollar teure Gerät entpuppte sich als wenig mehr als eine smarte Verpackung für eine Android-App. Während der Hersteller betonte, dass es sich um eine speziell angepasste Android-Variante handelt, zeigten Analysen, dass die gesamte Software und Kommunikation mit den AI-Diensten über eine einzelne Android-App abgewickelt werden. Zusätzlich vermissen Tester:innen wirklich sinnvolle Anwendungsgebiete und  ausreichend Datensicherheitsmaßnahmen.

„Funktioniert einfach nicht“: Humane AI Pin wird von ersten Tester:innen verrissen

6. X/Twitter

Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat aus dem einstigen wichtigen Kurznachrichten-Netzwerk einen immer unbeliebteren Social-Media-Kanal gemacht, der immer mehr lediglich Musk selbst und einigen seiner Anhängern dient. Das resultierte unter anderem darin, dass die Nutzerzahlen stetig zurückgingen und zuletzt der Alternative Bluesky Millionen neuer User zutrug. Auch Mark Zuckerberg, einer der Erzfeinde von Musk, konnte sich über regen Zulauf bei seiner hauseigenen Twitter-Alternative Threads freuen, die er durch die Vernetzung mit Instagram pushen kann.

User sagen Bye Bye, Elon: der #eXit und der Aufstieg von Bluesky

7. Northvolt

Die einstige europäische Vorzeigefirma Northvolt, ein Hoffnungsträger der grünen E-Auto-Revolution, musste 2024 in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. Was als ambitioniertes Projekt mit 15 Milliarden Dollar an Investitionen von Branchengrößen wie Volkswagen, Goldman Sachs und Siemens begann, endete in einem finanziellen Scherbenhaufen. Der Rückzug eines 2-Milliarden-Euro-Auftrags von BMW, massiver Stellenabbau und Standortschließungen ließen Northvolt straucheln. Während das Unternehmen unter dem Schutz des Insolvenzgerichts weitermachen will, bleibt eine Warnung vor übergroßen Ambitionen ohne nachhaltige Finanzierung.

Northvolt und Lilium crashen: Kann Europa überhaupt Startup?

8. Lilium & Volocopter

Die einst hochgejubelten deutschen Flugtaxi-Startups Lilium und Volocopter haben 2024 schwere Rückschläge erlitten. Lilium, einst als Tech-Unicorn gefeiert und 2021 noch mit 2,8 Milliarden Dollar bewertet, musste im Dezember endgültig den Betrieb einstellen. Rund 1.000 Mitarbeitenden wurde kurz vor Weihnachten gekündigt, nachdem weder neue Investoren noch staatliche Unterstützung gefunden werden konnten.

Ähnlich düster sieht es bei Volocopter aus: Das Unternehmen meldete Insolvenz an und kämpft trotz vielversprechender Projekte wie geplanter Passagierflüge bei den Olympischen Spielen in Paris um seine Zukunft. Beide Fälle zeigen, wie schwierig es ist, die ambitionierten Versprechen der Flugtaxi-Branche in die Realität umzusetzen – sei es technologisch, wirtschaftlich oder regulatorisch.

Jetzt meldet auch Volocopter Insolvenz an – Investoren müssen Firma retten

9. Fisker

Die österreichische Fisker GmbH, Tochter des US-Elektroautobauers Fisker Automotive, rutschte 2024 in die größte Insolvenz in der Geschichte der Steiermark. Mit Verbindlichkeiten von 1,34 Milliarden Euro und einer stagnierenden Produktion, die weit hinter den ursprünglichen Zielen von 40.000 Fahrzeugen jährlich zurückblieb, wurde das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Hauptursachen: ein Rückgang der weltweiten E-Auto-Nachfrage, hohe Zinssätze und der Verlust strategischer Investoren. Der Traum, Graz zur E-Auto-Schmiede zu machen, endet vorerst als milliardenschweres Mahnmal gescheiterter Ambitionen.

10. 23andMe

Das einst gefeierte Biotech-Startup 23andMe aus den USA, das mit Genanalysen das Gesundheitswesen revolutionieren wollte, steht vor dem Ruin. Ein Datenleck, bei dem Millionen DNA-Profile im Darknet landeten, eine Schadensersatzzahlung von 30 Millionen Dollar und der Rückzug des gesamten Vorstands haben die Firma schwer erschüttert. Die Aktie droht von der Nasdaq zu fliegen, und Marktbeobachter halten eine Pleite für wahrscheinlich. Besonders bedenklich: Die DNA-Daten von 15 Millionen Kunden, das wertvollste Erbe der Firma, könnten bei einer Übernahme neuen Risiken ausgesetzt sein. So endet der einstige Hype um Genanalysen als Lehrstück über gescheiterte Hoffnungen und missbrauchte Daten.

11. AI-Halluzinationen

AI gilt als Schlüsseltechnologie mit dem Potenzial, viele Branchen zu revolutionieren – doch immer wieder werden ihre Schwächen sichtbar, wie das Erfinden von nicht existierenden Studien oder falschen Fakten. Diese Halluzinationen bleiben eines der größten Probleme der Branche. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Whisper, ein Transkriptionsmodell von OpenAI, das in Krankenhäusern verwendet wird. Anstatt gesprochene Sprache präzise in Text umzuwandeln, fügt die KI in manchen Fällen erfundene Informationen hinzu – ein Problem, das in der Medizin besonders problematisch ist. Auch wenn Anbieter wie Nabla versuchen, diese Fehler durch Anpassungen und Sicherheitsvorkehrungen zu minimieren, bleibt die Fehlerquote weiterhin bestehen, was das Vertrauen in KI-Technologien weiter erschüttert.

12. Startup-Europa

Jährlich ziehen rund 800 europäische Startup-Gründer:innen in die USA, anstatt ihre Unternehmen in Europa aufzubauen. Laut dem State of European Tech-Report von Atomico sind europäische Gründer für etwa 10 % der US-Innovationen verantwortlich. Die Hauptgründe für die Abwanderung sind mangelndes Kapital und strenge Regulierung in Europa. Obwohl Europa mit 16.000 Startup-Gründern im Jahr 2024 die USA zahlenmäßig übertrifft, ist nur die Hälfte der europäischen Gründer:innen mit ihrem Standort zufrieden. Das zeigt: Europas Potenzial bleibt durch strukturelle Hürden oft ungenutzt.

Warum Europa jedes Jahr 800 Startups an die USA verliert

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Deep Dives

#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen