Umstrukturierung

Facebook arbeitet jetzt offiziell an Blockchain

Facebook- und Calibra-Manager David Marcus. © Jakob Steinschaden
Facebook- und Calibra-Manager David Marcus. © Jakob Steinschaden
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In Zuge einer großen internen Restrukturierung, über die aktuell Recode berichtet, hat Facebook eine eigene Abteilung für Blockchain-Technologien eingerichtet. Geleitet wird sie von niemand geringerem als David Marcus, der zuvor die Messaging-Produkte (Messenger, WhatsApp) des Social Networks über hatte. In Marcus‘ Team, das zum Start aus rund zehn Leuten besteht, werden außerdem künftig James Everingham, zuvor VP of Engineering bei Instagram, und Kevin Weil, zuvor VP of Product bei Instagram, arbeiten.

After nearly four unbelievably rewarding years leading Messenger, I have decided it was time for me to take on a new challenge. I’m setting up a small group to explore how to best leverage Blockchain across Facebook, starting from scratch„, bestätigte Marcus mittlerweile seine neue Aufgabe bei Facebook. Er soll nun für seinen Chef Mark Zuckerberg herausfinden, wie sich Blockchain-Technologien bei Facebook einsetzen lassen. Das passt ganz gut zu dem, was Zuckerberg zu Jahresbeginn geschrieben hat. In einem Post bestätigte er sein Interesse an Kryptowährungen und der Idee, diese zu verwenden, um die Macht von zentralisierten Systemen zurück zu den Nutzern zu geben.

„There are important counter-trends to this –like encryption and cryptocurrency — that take power from centralized systems and put it back into people’s hands. But they come with the risk of being harder to control. I’m interested to go deeper and study the positive and negative aspects of these technologies, and how best to use them in our services.“

David Marcus soll es machen

Marcus, den Zuckerberg für die Aufgabe eingesetzt hat, dürfte einige Erfahrung in dem Bereich mitbringen. Als ehemaliger CEO von PayPal ist er mit Payment-Systemen, die auch bei Blockchain eine große Rolle spielen, bestens vertraut. Außerdem sitzt der Manager, der die Messenger-App von 300 Millionen zu 1,3 Milliarden monatlich aktiven Nutzern aufbaute, seit einiger Zeit im Aufsichtsrat von Coinbase, der beliebtesten US-Handelsplattform für Bitcoin, Ethereum oder Litecoin.

Im Zuge des Datenskandals ist auch immer wieder die Frage aufgepoppt, ob es eine Möglichkeit gibt, Facebook anstatt mit Werbung mit monatlichen Nutzungsgebühren zu finanzieren (Trending Topics berichtete). Aktuell soll die Firma aus Menlo Park im Silicon Valley via Marktforschung herausfinden wollen, ob Nutzer gewillt wären, für die Nutzung des Social Networks zu bezahlen. Möglich, dass dabei nicht nur an Dollar oder Euro gedacht wird, sondern auch an Krypto-Assets.

Telegram ante portas

Was an Zuckerberg und dem Ex-Messenger-Chef Marcus sicher nicht unbemerkt vorüber gegangen ist, ist der sehr erfolgreiche Token-Sale von Telegram. Das russische Brüderpaar Nikolai und Pawel Durov hat bei Investoren satte 1,7 Milliarden Dollar eingesammelt – mit dem Plan, aus Telegram eine Plattform für dezentrale Apps (dApps) zu machen, auf der man für Anwendungen mit eigenen GRAM-Token bezahlen oder Freunden Token zusenden kann. Telegram hält eigenen Angaben zufolge bei rund 200 Millionen monatlich aktiven Nutzern, auch wenn durch die Sperren in Russland und Iran wohl viele Millionen wegbrechen werden (Trending Topics berichtete).

Wer die Geschichte von Facebook kennt, der weiß, wie das börsennotierte Unternehmen auf aufstrebende Konkurrenz reagiert: entweder wird der Rivale geschluckt (Instagram, WhatsApp) oder kopiert (Snapchat). Zuckerberg wird es nicht erlauben, dass mit Telegram eine Kommunikations-Plattform auf Basis der Zukunftstechnologie Blockchain heranwächst, ohne selbst in dem Bereich mitzumischen. Darüber hinaus gibt es wie berichtet eine Reihe von Projekten, die mit Blockchain und Kryptowährungen ein Gegengewicht zum zentralistischem Facebook aufbauen wollen. Auch der Vorarlberger Marcel Füssinger hat mit SocialX ein Startup, das Facebook Paroli bieten will (Trending Topics berichtete).

Facebook könnte „disrupted“ werden

Die dezentrale Struktur von Blockchain-Anwendungen stehen aktuell im krassen Gegensatz zur Datenkrake Facebook und ihren Servern, die Daten von mehr als zwei Milliarden Nutzern horten. Auch, dass immer mehr Internetnutzer Token und Coins haben, für die sie (theoretisch) für Dienste bezahlen können, passt nicht zum aktuellen Geschäftsmodell von Facebook („Gib mir deine Daten, und du bekommst dafür einen kostenlosen Service“). Blockchain-Experte Alex Tapscott sagte kürzlich im Interview mit Trending Topics:

„Facebook is more likely to be disrupted. People finally will realize that when they use a product and don´t pay for it, the are the product, and they are being sold to other companies and advertisers. That will eventually lead to a shift in usage of these types of platforms. In the end, a decentralized Facebook needs to have all the same functionality, and a lot of dezentralized apps don´t even come close.“

Diese Meinungen wird auch Mark Zuckerberg schon des Öfteren zu hören bekommen haben. Noch ist er in der besten Position, etwaige künftige Konkurrenten, die auf Blockchain setzen, auf Distanz zu halten. David Marcus soll das für ihn erledigen.

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