Analyse

Immer mehr Insolvenzen: Schlittert die Startup-Szene in eine Krise?

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Kriselt es in der österreichischen Startup-Szene? Im April sperrte das Wiener Chatbot-Startup oratio zu und das Mobile-Payment-Startup kWallet meldete Insolvenz an. Im Mai folgten die Insolvenzen von rublys und zoomsquare, zwei altgedienten Wiener Startups mit prominenten Investoren an Bord. Im Juni wurde die Schließung der echarge.work Austria, einem Krypto-Startup im e-Mobility-Bereich verkündet, und jetzt stehen die Nixe Brau GmbH und die Grazer Liimtec GmbH mit dem PocketDefi vor dem Aus.

Lässt sich aus den vermehrten Berichten über Insolvenzen und Konkursverfahren von Tech-Jungfirmen ein Trend ableiten? Oder sind es Ausreißer, die wenig über den wirklichen Gesundheitszustand der Branche sagen?

Viele Insolvenzen bei Jungunternehmern

Der Insolvenzstatistik des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) zufolge sind “trotz des beschleunigten Wirtschaftswachstums” die Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2018 um 4,07 Prozent auf 2.737 Fälle angestiegen. Diese Entwicklung ist auf vermehrte Insolvenzabweisungen mangels Masse (+ 11,18 Prozent) zurückzuführen, während die eröffneten Firmeninsolvenzen um 1,05 Prozent auf 1.514 Verfahren zurückgegangen sind. “Nach meiner Einschätzung betrifft etwa die Hälfte dieser Insolvenzen Jungunternehmer, die aus unterschiedlichen Gründen in der Selbstständigkeit sind”, sagt Franz Blantz vom AKV.

Die Statistik berücksichtigt jedoch gar nicht, wann Unternehmen gegründet wurden. Blantz bezieht sich bei den “Jungunternehmern” vor allem auf selbstständige Einzelunternehmer, die keine GmbHs und Angestellte haben. Es sind vor allem Privatinsolvenzen, die aufgrund eines Umbaus des Privatinsolvenzrechts (seit 01. November 2017 gibt es günstigere Entschuldungsmöglichkeiten) 2018 stark angestiegen sind.

Auch der Kreditschutzverband von 1870 sieht in seiner Halbjahresstatistik keine explodierenden Zahlen. Der Statistik des KSV1870 zufolge wurden in Österreich in der ersten Jahreshälfte 2.584 Unternehmen insolvent. Das entspricht einem geringfügigen Zuwachs von ca. 0,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2017. Bei den eröffneten Insolvenzverfahren gab es mit einem Minus von 0,4 Prozent so gut wie keine Änderung, während die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren um 1,5 Prozent auf 1.059 angestiegen sind.

Förderungen verbessern Überlebensquote

Außerdem muss man zwischen Startup und Startup unterscheiden – also etwa jene Jungfirmen, die unter die Definition eines Startups von öffentlichen Förderstellen fallen und dann auch Förderungen bekommen. “Die Überlebensquote von Startups mit aws-Unterstützung ist nach sechs Jahren um mehr als ein Viertel höher als ohne”, sagt Matthias Bischof, Sprecher des Austria Wirtschaftsservice (aws). “Gerade Frühphasenfinanzierungen bergen ein hohes Risiko, das der private Markt nicht deckt. Daher wird die öffentliche Hand beispielsweise durch Seed-Finanzierungen aktiv, um dieses Marktversagen auszugleichen. Die Seed-Finanzierungen müssen bei erfolgreicher Unternehmensentwicklung zurückgezahlt werden.”

2017 hat die aws 15 Millionen Euro PreSeed- und Seedfinancing-Förderungen an 40 Firmen bzw. Firmengründungsprojekte vergeben. Insgesamt, so zeigt die Statistik laut Bischof, seien noch 80 Prozent der seit 1998 gegründeten und durch die aws geförderten Firmen operativ tätig. 90 Prozent der geförderten Firmen haben zudem eine Überlebensrate von mindestens fünf Jahren. “Durch unsere gewonnen Erfahrungen kann qualifiziertes und hilfreiches Feedback an neue Startups weitergeben werden. So lässt sich das Risiko bei der Umsetzung einer Geschäftsidee deutlich minimieren und die Überlebensquote eines Startups erhöhen”, so Bischof weiter.

Mehr Risikokapital, mehr Startups, mehr Fails

Ganz allgemein kommt folgender Effekt dazu: In Österreich wie in anderen Ländern steigt das Risikokapital, das in Startups gepumpt wird, von Jahr zu Jahr stark an. Waren es 2016 noch rund 81 Millionen Euro, die Investoren in Startups steckten, waren es nur ein Jahr später, also 2017, bereits 133 Millionen Euro, zeigt der Startup-Report von Florian Kandler. Das bedeutet, dass es jedes Jahr mehr Startups gibt, die Investments von mehr als 250.000 Euro erhalten. In Folge erhöht sich die mediale Aufmerksamkeit, und auch Fehlschläge (also eben Insolvenzen) werden öfter publik.

Für Investoren werden Fehlschläge kein Grund sein, nicht mehr zu investieren. Risikokapitalgeber streuen ihr Risiko ohnehin über ein ganzes Portfolio an Startups und richten sich gerne nach folgender Pi-mal-Daumen-Rechnung, die man oft in der Branche hört: „Von zehn Startups scheitern fünf, drei zahlen die Miete für die Gründer, und nur ein bis zwei schaffen den Exit.“

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