Kommentar

Massenkündigungen: Teilt keine Listen mit gekündigten Tech-Talenten!

Stop it! © Michał Parzuchowski on Unsplash
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Es ist damals beim Kollaps von Wirecard passiert, es ist wieder bei den Massenkündigungen von Klarna passiert, und es könnte auch bald wieder bei weiteren Crashs passieren: wenn große Tech-Unternehmen ins Straucheln geraten, dann ist eine der heftigsten Maßnahmen: Sie müssen massenweise Menschen kündigen. Das wird sehr schnell publik, und dann passiert Folgendes: Die HR-Abteilungen und CEOs von anderen Firmen stürzen sich wie die Aasgeier auf die nunmehr arbeitslosen Menschen.

Das hat natürlich eine gewisse Logik: Auch nach den massiven Einbrüchen im Tech-Sektor, der weltweit mehr als 40.000 Menschen arbeitslos machte, gibt es immer noch einen drastischen Fachkräftemangel. Wie berichtet sich alleine die Top 50 Unicorns in Europa aktuell etwa 10.000 neue Mitarbeiter:innen, und ganz generell ist der Fachkräftemangel im IT-Bereich riesig. In den nächsten fünf Jahren könnten es bis zu 30.000 Fachkräfte in IT-Berufen in Österreich sein, die fehlen.

Als Klarna vor einigen Wochen den Rauswurf von 700 Mitarbeiter:innen wegen der „Rezession im Anmarsch“ kommunizierte, wurde schnell eine Google-Sheets-Liste angelegt, auf der sich hunderte Namen fanden. Neben den Namen: Berufsbezeichnung, Link zum Linkedin-Profil, Wohnort und präferiertes Arbeitsmodell. Gut möglich, dass sich viele selbst eingetragen haben – aber ebenfalls möglich, dass die Einträge von jemand anderem stammen. Zwar hat Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski den Link zur Liste dann auch noch im Glauben, etwas Gutes zu tun, geteilt – doch wer, warum und mit welcher Intention auf der Liste landete, weiß man nicht so genau.

Massenkündigungen bei Bitpanda, Klarna & Co: Wie der Job-Markt reagiert

Listen können kontraproduktiv sein

Und hier fängt das Problem an. Stell‘ dir vor, du hast gerade deinen Traumjob verloren, weil die Wirtschaftskrise und der Krypto-Winter anrollt. Und am nächsten Tag durchforsten Recruiter, HR-Abteilungen und CEOs eine Liste mit deinem Namen drauf, weil sie dich gleich wieder anstellen wollen. Kann gut sein, dass manche sich freiwillig eintragen, in der Hoffnung auf ein schnelles Job-Angebot.

Doch sollte man die Außenwirkung bedenken. Denn wenn man zu den Gekündigten gehört, könnte das auch so interpretiert werden: Klarna und Co. suchen sich sicherlich die Underperformer aus, die sie rauswerfen, weil die echten Talente werden sie weiter brauchen. Man steht also auf einer Liste, die munter im Social Web verteilt wird, die von vielen als B-Liste angesehen wird.

Auch der Zeitpunkt, um sich auf eine solche Liste zu schreiben, ist denkbar schlecht. Denn der Recruiting-Markt stürzt sich dann auch hunderte Menschen, die gerade am Weg zum Arbeitsamt und unter hoher emotionaler und psychischer Last stehen. Man könnte es auch drastischer ausdrücken: Manche Firmen, bei denen die Gekündigten vorher gar nicht arbeiten hätten wollen, nutzen jetzt ihre Notlage am Arbeitsmarkt aus, weil sie wissen, dass sie gerade arbeitslos geworden sind. Verhandlungstechnisch ist das keine dankbare Position für die Arbeitnehmer:innen.

Die gekündigten Menschen brauchen weder einen Eintrag auf einer solchen Liste noch die „Unterstützung“, ihre Namen und Adressen im Netz zu verteilen. Wenn sie gleich eine neue Stelle wollen – es gibt zahlreiche Job-Portale, wo man sich umsehen kann. Deswegen meine ich: Sollten euch diese Listen mit gekündigten Tech-Talenten unterkommen – teilt sie nicht. Sie könnten mehr Schlechtes bewirken als wirklich helfen.

„Rezession im Anmarsch“: Fintech Klarna mit Massenkündigungen vor Downround

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