Feuerwerksverbote

Silvester 2021: Ohne Raketenrauch in das neue Jahr

Der Kauf von Feuerwerk ist in diesem Jahr nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen österreichischen Städten und Gemeinden verboten. ©Unsplash
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Lauter, bunter, größer – das ist für viele die Devise beim Feuerwerkskörper-Kauf. Dies zeigt sich auch in den Statistiken. Der Verband der pyrotechnischen Industrie veröffentlichte im November diesen Jahres die Umsatzzahlen aus dem Verkauf von Silvesterfeuerwerk in Deutschland. Seit 2015 gaben die Deutschen jährlich über 130 Millionen Euro für Raketen, Böller und andere Pyrotechnik aus. Die einzige Ausnahme: Silvester 2020. Dort verbot die Bundesregierung aufgrund der Corona-Pandemie erstmals den Verkauf der Feuerwerkskörper, um Unfälle zu minimieren und damit die Krankenhäuser zu entlasten.

Doch nicht nur Deutschland hat 2020 strengere Regelungen eingeführt. Auch zahlreiche österreichische Städte und Gemeinden beschränkten das Feuerwerk. Während in ganz Deutschland der Verkauf von Feuerwerk nicht erlaubt war, verbot beispielsweise die Stadt Salzburg nicht nur das Kaufen, sondern auch das Benutzen von privatem Feuerwerk. Auch im Wiener Ortsbereich und in Graz herrscht seit mehreren Jahren bereits ein generelles Feuerwerksverbot. Nur Feuerwerkskörpern der Kategorie F1 sind dort erlaubt. Dazu zählen zum Beispiel „Babyrockets“, Knallfrösche und Leuchtkerzen.

Trend setzt sich Silvester 2021 fort

Auch 2021 darf in Deutschland kein Feuerwerk gekauft und in Salzburg keins gezündet werden. Wie streng in diesem Jahr mit dem Feuerwerk umgegangen wird, ist jeder österreichischen Gemeinde selbst überlassen. Deshalb sind die Regelungen in Österreich von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich. Die Stadt Klagenfurt zum Beispiel hat ein eigenes Konzept: Dort werden Feuerwerke in der Silvesternacht 2021/2022 erlaubt sein, jedoch nur in der Zeit von 23.30 bis 0.30.

Doch nicht nur aufgrund der Pandemie ist es eine gute Idee, das Böllern an Silvester einzuschränken. Auch die Umwelt leidet unter der lauten Tradition.

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Lärm und Blitze lebensgefährlich für Wildtiere

Hundebesitzer:innen kennen das Problem. Jedes Jahr an Silvester verkriechen sich die Vierbeiner in den letzten Ecken des Hauses, weil die Knaller von draußen sie verängstigen. Wildtiere hingegen können sich nicht unter Sofas und Co. verstecken. Das laute Knallen und die grellen Blitze am Nachthimmel bedeuten für sie puren Stress. Manche Böller reißen Tiere aus ihrer Winterruhe. Wenn sie daraufhin flüchten, vergeuden sie Energie, was für sie lebensbedrohlich enden kann. Vögel sind vom Lärm besonders betroffen. Aufgeschreckt fliehen sie in die Luft, teilweise bis zu 1.000 Meter hoch, wo sie gewöhnlich nicht hingelangen. Laut dem Naturschutzbund Deutschland berichten Ornithologen am Neujahrstag regelmäßig von Ruheplätzen, die fluchtartig verlassen wurden und Vogelschwärmen, die erkennbar verstört waren.

200 Tonnen Silvesterabfall

Auch für uns Menschen und die direkte Umwelt stellt Silvester eine enorme Belastung da. Gerade Kinder und ältere Menschen leiden oft unter dem extremen Lärm. Außerdem verschmutzt das Geböller die Umgebung ungemein. Wer sich schonmal am Neujahrsmorgen vor die Tür getraut hat, musste sicher schon über die Berge an Verpackungsmüll, weggeworfenen Böllern und Glasscherben steigen, die beim Abschießen von Raketen in Flaschen übrig bleiben. Laut einer Pressemeldung des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), entfernen die kommunalen Entsorger alleine in den fünf größten deutschen Städten (Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main) am Neujahrstag rund 200 Tonnen Silvesterabfall. Wobei dies nur einen Bruchteil ausmache: Der Rest würde laut VKU im Laufe der darauffolgenden Tage im Zuge der regulären Straßenreinigung entfernt werden. Eigentlich sind die Verursacher:innen dafür verantwortlich die Abfälle zu entsorgen. Wie man am Neujahrstag sieht, wird das aber oft nicht gemacht. Die Abfälle verschmutzen nicht nur das Stadtbild, sondern schädigen auch der Natur. So warnt der Verband davor, dass Chemikalien aus den Böllern durch den Regen oder durch Schmelzwasser weggespült werden und dadurch Böden und Gewässer verschmutzen.

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Gesundheitsrisiken

Derart große Mengen Abfall wird es mit dem Verkaufsverbot für Silvesterfeuerwerk nicht geben. Genauso wie eine hohe Anzahl von Verletzten in den Krankenhäusern. Jährlich verletzen sich einige hundert Menschen durch Feuerwerkskörper. Sie verbrennen sich die Hände, verletzen sich die Augen oder schädigen ihr Gehör. Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) meinte dazu in einer Pressemitteilung anlässlich des Raketenverbotes 2020: „Wir schätzen, dass jede geeignete Klinik im Durchschnitt bis zu 50-60 Silvester-Patienten vom frühen Abend bis zum nächsten Morgen behandelt. Wenn diese verhindert werden könnten, würde das die regelhaft grenzwertig beanspruchten Notaufnahmen merklich entlasten.” Zu den Unfallursachen zählten etwa Experimente mit Pyrotechnik, das Zünden illegaler Feuerwerkskörper und Alkoholeinfluss.

Ein weiteres Gesundheitsproblem ist der Feinstaub, der durch das Böllern entsteht. Laut Schätzungen des deutschen Umweltbundesamts werden jährlich etwa 2.050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der Großteil an Silvester. Diese Menge entspricht in etwa einem Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland.

Wie gefährlich der Feinstaub für die Gesundheit ist, hängt von der aufgenommenen Menge ab. Die Folgen können laut dem deutschen Umweltbundesamt von Schleimhautreizungen und lokalen Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien oder den Lungenalveolen bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems (Herzfrequenzvariabilität) reichen.

Wie viel ein Verbot des Verkaufs von Feuerwerk ausmachen kann, zeigt die Animation des deutschen Umweltbundesministerium. Am 1.Januar 2020 (links) war der Feinstaubgehalt in ganz Deutschland noch sehr hoch – das machen die rot gefärbten Flächen deutlich. Am 1. Januar 2021 (rechts) hingegen, als das Feuerwerksverbot in Kraft war, ist die Karte überwiegend blau. Die Feinstaubbelastung war gering.

Und auch die Verletzungen durch das private Hantieren mit Feuerwerkskörpern ist durch das Verbot drastisch gesunken.  So berichtet die Gesellschaft der österreichischen Augenärztinnen und Augenärzte (ÖOG) aktuell in einer Pressemitteilung von einem massiven Rückgang der Augenverletzungen im letzten Jahr aufgrund der Beschränkungen. Durch den Lockdown, der sich im Vorjahr auch über Silvester erstreckt hat, sind die Feuerwerksunfälle im Vergleich zum Jahr 2017 auf ein Zehntel des damaligen Wertes gefallen. Gab es 2017 noch 86 Fälle, die in den Notfallambulanzen der 25 österreichischen Augenabteilungen akut behandelt werden mussten, so waren es zu Silvester 2020/21 nur acht Fälle. Dennoch betont die Gesellschaft: Jeder Fall ist ein Fall zu viel!

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Nachhaltige Alternativen

Trotzdem möchten viele natürlich nicht auf alle Silvester Traditionen verzichten. Immerhin diente Silvester früher dazu, böse Geister zu vertreiben, die das neue Jahr bedrohen. Generell keine schlechte Idee.

Um auch ohne Böller und Brandgefahr zu feiern, organisierte die bayrische Stadt Landshut bereits 2018 eine 15-minütige Lasershow in der Landshuter Fußgängerzone. Und auch in Graz organisierte die Stadt für seine Bürger:innen 2018 und 2019 eine Wasser- und Lichtshow vor dem Rathaus, als Alternative zu dem offiziellen Feuerwerk. In diesem Jahr muss die Show jedoch auf Grund der Pandemie ausfallen. Etwas weiter weg ging es 2018 schon etwas futuristischer zu. In China erleuchteten anlässlich des Neujahrsfests in Xi’an über tausend, mit LED-Lichtern ausgestattete Drohnen die Stadt.  

Ein wenig Glück sammeln

Nicht immer sind jedoch riesige Laser oder tausende von Drohnen verfügbar. Deshalb empfiehlt der WFF beispielsweise eine Feuertonne im Garten, ein sogenanntes Schwedenfeuer oder selbstgemachte Fackeln. Eine Alternative zum verbotenen Bleigießen wäre außerdem das Wachsgießen. Dazu kann man einfach die Kerzenreste von Weihnachten wiederverwenden.

Wer in der Silvesternacht lieber ein bisschen Glück für das kommende Jahr sammeln möchte, kann sich an den nachhaltigen Bräuchen aus anderen Ländern orientieren. Dies soll in Italien und Spanien soll beispielsweise das Tragen von roter Unterwäsche Glück in der Liebe bringen. Zudem essen die Menschen in Spanien um Mitternacht mit jedem Glockenschlag eine Weintraube – wer das schafft, hat im neuen Jahr viel Glück. Neben den Trauben sollten auch Linsen auf der Tafel nicht fehlen. Diese isst man in vielen Ländern zu Silvester, da sie wie Münzen aussehen und im neuen Jahr Wohlstand bescheren sollen. 

Damit sollte auch ohne Raketenrauch ein guter Start in das Jahr 2022 gelingen!

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