Viehworld: Warum ein Mostviertler Startup die Versteigerung von Rindern in eine App packt
In der Landwirtschaft kann die Digitalisierung eine ganze Reihe von ansonsten komplexen und oft mühseligen Prozessen revolutionieren. Startups erstellen immer wieder neue Konzepte, um Betrieben die Arbeit deutlich zu erleichtern. Eines davon ist Viehworld aus Wien. Das Jungunternehmen hat es sich zum Ziel gemacht, den Handel mit Nutztieren zu digitalisieren. Dafür entwickelt es eine App, die Versteigerungen in die digitale Sphäre bringen und so den Tieren unnötige Transportwege ersparen soll. Das soll wiederum zu ihrem Wohl und ihrer Gesundheit beitragen. Auch sollen Landwirt:innen so flexibler werden.
Markt für Viehhandel ist enorm
In Österreich bedient viehworld nach eigenen Angaben einen sehr vielversprechenden Markt. Es gebe im Land rund 54.000 Rinderhalter:innen, wobei jeder Betrieb im Durchschnitt 35 Tiere habe. Das heißt, es gibt in Österreich etwa 1,9 Millionen Kühe. Der Versteigerungsmarkt für Rinder belaufe sich auf 77 Millionen Euro bei etwa 60.000 Tieren. „Der Markt ist enorm und mit unserer Versteigerungs-App digitalisieren wir diese Branche. In einem ersten Schritt starten wir mit dem Rinderhandel, weitere Tierarten werden Step by Step ergänzt“, erklärt viehworld-CEO Florian Aspalter.
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Gemeinsam mit Wolfgang Schiessl hat Aspalter in diesem Jahr gegründet. Aspalter ist ausgebildeter Banker und kümmert sich als Vermögensverwalter um alle finanziellen Angelegenheiten. Zudem ist der Mostviertler auch selbst Landwirt. Wolfgang Schiessl ist seit sieben Jahren Tierarzt und betreibt eine Praxis mit sechs weiteren Tierärzten. Er kommt ebenso aus dem Mostviertel und hat erkannt, dass sowohl die Tiere als auch die Landwirt:innen bestimmte Bedürfnisse haben.
Digitale Versteigerung schont Tiere
Versteigerungen vor Ort stehen laut Schiessl im Widerspruch mit diesen Bedürfnissen. Bäuerinnen und Bauern kosten sie nämlich viel Zeit und Mühe, während die Tiere unter dem Transport leiden. Ebenso ist das Risiko für Erkrankungen höher, weil die Tiere in der Versteigerungshalle immer aneinander gekettet sind. Der Prozess dauert mit der Vorbereitung des Tiers, der Anlieferung, Betreuung vor Ort und Abholung im Falle eines Nichtverkaufs rund drei Tage, was eine große Belastung darstellt. Deshalb hatte Schiessl die Idee für viehworld.
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Das interaktive Tool viehworld soll den Mehrwert für alle Beteiligten am Markt steigern. Die App soll alle relevanten Daten für den Privatverkauf eines Nutztiers abbilden. Dazu gehören unter anderem die Zuchtdaten, der Stammbaum und die Reproduktion. Zusätzlich können User:innen zu jedem Tier passende Fotos und Videos hochladen. Das soll es für potenzielle Käufer:innen viel einfacher machen, genau die richtigen Tiere zu finden.
Viehworld will international expandieren
Damit die Daten über die Tiere auch korrekt sind, nutzt das Startup die Ohrmarken der Rinder. Zudem müssen sich alle Landwirt:innen und Viehhändler:innen, die viehworld nutzen wollen, einmalig über ihren persönlichen e-Account von der AMA (AgrarMarkt Austria) einloggen. Somit sollen alle Mitglieder eindeutig registriert und für viehworld identifizierbar sein. Das Unternehmen finanziert sich durch Provisionen und Werbeeinnahmen. Damit will die Jungfirma die App ständig weiterentwickeln.
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„Wir wollen eine Community an Landwirt:innen und Viehhändler:innen in Österreich bilden, die all die Vorteile und Verbesserungen erkennen und erfolgreich nutzen. Denn unsere Maßnahmen sollen sowohl den Nutztierhandel transparenter machen als auch das Image der Landwirtschaft generell verbessern“, heißt es von den Gründern. In Zukunft plant viehworld ein Bewertungssystem für die Bauernhöfe. Außerdem wollen die Gründer nach dem Rollout in Österreich auch nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien expandieren.