KSV1870

Zahlungsmoral und Auftragslage: Bereits jede sechste Rechnung wird in Österreich zu spät bezahlt

Walter Koch vom KSV1870. © WILKE
Walter Koch vom KSV1870. © WILKE
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Der Kreditschutzverband hat sich angesehen, wie es um die Zahlungsmoral der Österreicher:innen bestellt ist. Zwar sei die Auftragslage rückläufig, die Zahlungsmoral aber „stabil“ – zumindest noch, denn ein Abwärtstrend wird für das Jahr 2024 erwartet.

Aktuell werde in Österreich jede sechste Rechnung zu spät bezahlt. Trotz anhaltender wirtschaftlicher Turbulenzen bleibe die Zahlungsmoral damit im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die Ergebnisse der Austrian-Business-Check-Umfrage mit rund 1.400 teilnehmenden Unternehmen würden allerdings zeigen, dass es sich dabei um die „Ruhe vor dem Sturm“ handeln düfrte: Knapp die Hälfte der Befragten erwartee eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens im nächsten Jahr. Der Ausblick ist nicht rosig: Nicht nur Geschäftslage und Umsatzentwicklung der Unternehmen würden nach unten gehen, „sondern auch die Auftragslage rasselt häufig in den Keller“. Auch, weil laut KSV1870 rund die Hälfte der Privaten weniger kauft bzw. weniger Geld ausgibt als im Vorjahr.

„Es gibt einen Graben“

Das hat weitreichende Folgen: Nur noch 49 Prozent der heimischen Betriebe würden ihre derzeitige Geschäftslage mit „sehr gut“ oder „gut“ bewerten. Das entspricht einer Verschlechterung von acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu zeige die Umsatzentwicklung der Unternehmen „tendenziell nach unten“: So ist der Anteil von Betrieben mit rückläufigen Umsätzen innerhalb eines Jahres von 19 auf 31 Prozent angewachsen. Im Gegensatz dazu berichten nur noch 35 Prozent von einer steigenden Entwicklung – im Vorjahr waren es noch 47 Prozent. „Die aktuellen Ergebnisse lassen nur wenig Gutes vermuten. Zudem beobachten wir, dass es für die Unternehmen immer schwieriger wird, die vorhandene Nachfrage in konkrete Aufträge umzumünzen. Hier gibt es einen Graben, der sich zwangsläufig negativ auf die Umsätze auswirkt“, erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Es sei somit wenig überraschend, dass die angespannte Kostensituation den meisten Betrieben „das größte Kopfzerbrechen“ bereitet. Dahinter folgen der akute Personalmangel und „politische Unsicherheiten“.

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Steigende Preise für Konsument:innen

Letztlich habe das auch für die Kund:innen Auswirkungen: Aufgrund der deutlich höheren Kosten hätten sich zuletzt 81 Prozent der Betriebe gezwungen gesehen, steigende Preise zumindest teilweise an ihre Konsument:innen weiterzugeben – 22 Prozent hätten dies „in vollem Ausmaß“ gemacht. Die Auftragslage habe sich „bei rund der Hälfte“ der Betriebe verschlechtert. Während 30 Prozent von einem geringeren Auftragsvolumen sprechen, verzeichnen 17 Prozent eine geringere Anzahl an Aufträgen. Weitere sieben Prozent haben Faktoren wie die Stornierung bereits fixierter Aufträge oder die Nachverhandlung von Preisen erwähnt. „Ganz besonders der Handel, die Bauwirtschaft und die Gastronomie/Beherbergung haben mit einer stark rückläufigen Auftragslage zu kämpfen. Dabei bereitet vor allem die Situation am Bau große Sorgen. Zwar sind die Auftragsbücher zur Stunde noch halbwegs gefüllt, doch das sieht in den kommenden Monaten und im Jahr 2024 ganz anders aus“, so Vybiral, der ergänzt: „Angesichts der Gesamtsituation war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zahl jener Unternehmen sinkt, die ein Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen. Dieser Moment ist nun erreicht.“

Zahlungsmoral sinkt stetig

Die Zahlungsmoral sinkt ebenfalls: Zwar würden nach wie vor 66 Prozent der Betriebe (2022: 70 %) Österreich ein gutes Zahlungsverhalten attestieren, das sind allerdings bereits um zehn Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren. Parallel dazu ist in den vergangenen beiden Jahren der Anteil an jenen angewachsen, die eine Verschlechterung erkennen – und zwar von sieben auf 18 Prozent. „Quer über alle Branchen hinweg wird in Österreich aktuell jede sechste Rechnung zu spät bezahlt“, erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Was den Faktor Pünktlichkeit betrifft, haben sich der Bund (78 % zahlen pünktlich) um fünf Prozentpunkte und die Länder (78 %) um einen Prozentpunkt verschlechtert. Während sich die Privaten (88 %) auf Vorjahresniveau bewegen, haben sich sowohl Firmenkunden (79 %) als auch die Gemeinden (85 %) geringfügig um jeweils einen Prozentpunkt verbessert.

© KSV1870
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All das scheint laut KSV1870 jedoch nur die „Ruhe vor dem Sturm“ zu sein. Denn nach ihrer Prognose für das Jahr 2024 befragt, haben 43 Prozent der Unternehmen geantwortet, dass sie eine Verschlechterung der Zahlungsmoral im nächsten Jahr erwarten. Auch der finanzielle Spielraum für „viele Privathaushalte“ werde kleiner: Im Vergleich zum Vorjahr kauft rund die Hälfte der Privaten (51 %) weniger ein bzw. gibt weniger Geld aus. Darüber hinaus ist es für 53 Prozent der Betriebe zuletzt schwieriger geworden, Konsumenten zum Zahlen zu bewegen. „Die vergangenen Jahre waren nicht einfach und die Schwierigkeiten sind nach wie vor allgegenwärtig. Immer mehr Private haben damit zu kämpfen, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Zwar gehen die Haushaltsrechnungen aktuell mehrheitlich noch auf, doch die Unternehmen müssen schon jetzt Rechnungen häufiger nachlaufen als noch vor einem Jahr“, so Koch. „Es ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit deutlich mehr Private mit Schulden zu kämpfen haben“. Gemeinsam mit der Stadt Wien habe der KSV darum nun eine „neue Inkasso-Lösung“ entwickelt.

KSV1870: Inkasso neu mit ESG-Faktor

 

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