„Liquid Glass“-These: Bereitet Apple die Massen auf eine AR-Brille vor?

Dass Apple in Sachen KI mit anderen Tech-Größen wie Google oder Meta mithalten kann, darüber regt sich dieser Tage kaum jemand auf. Was aber sehr wohl aufregt, ist „Liquid Glass“ – also jenes neue Design, dass Apple ab dem Herbst (oder auch schon jetzt für frühe Tester) auf iPhone, iPad, Mac und sogar die Apple Watch bringen will. Es ist das größte Redesign seiner Betriebssysteme seit iOS7 und soll den Look quer über alle Plattformen vereinheitlichen.
„Es hat die optischen Eigenschaften von Glas und passt sich flüssig an Inhalte oder den Kontext der Nutzer:innen an – eine Kombination, die so nur Apple realisieren kann“, beschreibt Alan Dye, Vice President of Human Interface Design bei Apple den kommenden Glas-Look. Er wird hunderte Millionen Menschen betreffen, die tagtäglich mit Apple-Geräten interagieren – insofern ist Liquid Glass nicht zu unterschätzen. Auch App-Entwickler sollen ihre Software künftig in dem Design gestalten, damit sie zum Betriebssystem passen.
Liquid Glass stößt nicht auf viel Gegenliebe
Das neue Design erstreckt sich über iOS, iPadOS, macOS, watchOS und tvOS und umfasst Updates von Systemerlebnissen wie Sperrbildschirm, Homescreen, Schreibtisch oder Dock. Damit das Motiv von Bildschirmhintergründen auf dem Sperrbildschirm immer im Mittelpunkt steht, wird die Uhrzeit jetzt mit Liquid Glass dargestellt und passt sich ganz flüssig an, sodass sie sich elegant hinter dem Motiv einfügt. Dock, App Symbole, Navigationselemente, Widgets, sogar die Uhrzeit am Homescreen wird von Apple glassifiziert. Apple hat dafür sogar eine eigene Schriftart namens „San Francisco“ kreiert, um die Stärke, Breite und Höhe jeder Ziffer dynamisch anzupassen.
Viel Aufwand wird da für Liquid Glass betrieben. Die Welle der Kritik brach wie berichtet schnell über Apple herein. Denn wenn App-Symbole, Widgets, Bedienelemente und Co allesamt durchsichtig/transparent werden, dann scheint der Hintergrund durch, und vieles wird wegen fehlendem Kontrast schwerer lesbar. „Steve Jobs hätte alle gefeuert“, das sind „Steve Job’s Tränen“, die wir da sehen, wird auf Social Media gefeixt.

Vorbereitung auf die AR-Brille
Warum Liquid Glass nun besser sei als das bisherige Design – eine Erklärung seitens Apple gibt es dazu eigentlich nicht. Und deswegen ist nun eine Theorie entstanden, warum Apple den neuen Look jetzt etablieren will. Diese Theorie geht so: Das Glas-Design soll die User bereits jetzt sanft auf die Zeit vorbereiten, in der Apple eine eigene AR-Brille hat, die natürlich auch Software braucht. Bei AR-Brillen ist es ja so, dass man weiterhin im Hintergrund die Umgebung sieht, und Software virtuelle Elemente davor legt. Um nun möglichst viel von der Umgebung sichtbar zu lassen, müssen Software-Elemente durchscheinend sein – so wie Liquid Glass.
Seitens Apple wird natürlich nichts bestätigt, über künftige Produkte redet das Unternehmen nie. Der Theorie ist aber einiges abzugewinnen, wenn man bedenkt, woher die Inspiration zu Liquid Glass kommt. Nämlich von der eigentlich gefloppten VR-Brille „Vision Pro“. „Inspiriert von der Tiefe und Mehrdimensionalität von visionOS, nutzt das neue Design die leistungsstarke Hardware, Chips und Grafiktechnologien“, heißt es dazu seitens Apple. Warum bloß sollte man ein Design eines gefloppten Produkts auf die ganze Produktpalette ausweiten? Wohl nur, wenn es einen größeren Plan gibt.
Konkurrenz ist schon sehr weit in Sachen AR
Dass Apple an einer AR-Brille arbeitet, dazu gibt es seit Jahren Gerüchte – auch dazu, dass die Entwicklung wieder eingestellt wurde. Aber: Viele andere große Tech-Unternehmen arbeiten bereits emsig an AR-Brillen, weil sie davon ausgehen, dass diese das nächste große Ding nach dem Smartphone und somit die nächste Hardware-Plattform werden können. Wie man von PC, Mac, iPhone, Android und Co weiß: Plattformen verleihen Unternehmen sehr viel Macht. Deswegen kann man sich kaum vorstellen, dass Apple den Trend auslässt – vor allem, wenn man mit der Vision Pro, die ja auch über AR-Fähigkeiten mittels Kameras verfügt, bereits einen Fuß in der Tür hat.
Währenddessen gibt es bereits viele AR-Brillen am Markt oder in Entstehung:
- Meta mit den Ray-Ban-Brillen
- Snap will die AR-Brille „Specs“ 2026 bringen (mehr dazu hier)
- Google treibt seine AR-Brillen-Projekte u.a. mit dem Investment in Warby Parker voran (mehr dazu hier)
- Samsung entwickelt eigene AR-Brillen, oft in Zusammenarbeit mit Google und Qualcomm
- Kleinere Hersteller wie Even Realities, RayNeo, Viture oder XReal haben AR-Brillen bereits am Markt (siehe hier)
