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Atomkraft: Rolls-Royce kündigt Mini-Atomkraftwerke an – Frankreich neue Großprojekte

Atomkraftwerk am Abend
Die Atomkraft kommt wieder in Fahrt © Frédéric Paulussen / Unsplash
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Die Atomkraft ist lange nicht so obsolet, wie manch eine/r in Österreich gedacht hätte. Seit Wochen ist das Thema wieder brandaktuell – im wahrsten Sinne des Wortes. Erst vor wenigen Wochen, Ende Oktober, machte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Rede zur Tagung des Europäischen Rates ihren Zuspruch für die Nuklearenergie und Erdgas, zumindest vorübergehend, deutlich. Dabei bezog sie sich auf die mögliche Einordnung von Atomkraft und Erdgas als „grüne Investitionen“ im Rahmen der geplanten EU-Taxonomie. Eine Entscheidung dazu war bereits für Herbst 2021 angekündigt worden.

Die Anzahl der Befürworter:innen dieser möglichen Einordnung nimmt währenddessen immer weiter zu. Ebenfalls im Oktober argumentierten zehn EU-Länder rund um Frankreich in einem offenen Brief an die EU-Kommission, dass die Kernenergie eine wichtige, erschwingliche, stabile und unabhängige Energiequelle sei, welche die Verbraucher:innen in der EU davor schützen könne, den Preisschwankungen ausgesetzt zu sein, wir berichteten.

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Neue Generation von Atomkraftwerken

Dass Frankreich das Anliegen unterstützt, ist dabei keine Überraschung. Derzeit bezieht das Land einen Großteil der nationalen Energie aus Atomkraft. Und entgegen Entwicklungen in anderen Ländern, wie dem Nachbarland Deutschland wo das letzte Atomkraftwerk im Jahr 2022 abgeschaltet werden soll, wird dieser Anteil in Frankreich zukünftig wohl nicht sinken – im Gegenteil. Frankreichs Präsident Macron kündigte in einer Fernsehansprache am Dienstag den Bau weiterer Atomkraftwerke an. So soll die Energieversorgung des Landes gesichert werden, während die Entwicklung erneuerbarer Energien weiter fortgesetzt werde.

Die geplanten Atomkraftwerke sollen einer „neusten Generation“ angehören, so der Präsident. Die Entscheidung für die Wiederaufnahme von Bauprojekten dieser Art, nach Jahrzehnten ohne den Bau neuer Atommeiler, begründete Macron mit dem Ziel der Klimaneutralität Frankreichs bis 2050 und dem Verhindern von möglichen Energieengpässen.

Diese neuen Atomkraftwerke ergänzen somit die bereits im Oktober getätigte Ankündigung, dass Frankreich bis 2030 auch Small Modular Reactors (SMR) im Land erbauen möchte. Diese können, so die Angaben der International Atomic Energy Agency (IAEA), die Gegenargumente der Atomkraft, nämlich „zu unsicher“ und „zu teuer durch lange Bauzeiten“ entkräften und wären dazu außerdem flexibler.

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Investitionen in SMR-Technologie

Eine neue Entwicklung zu den Mini-Atomkraftwerken gab diese Woche auch der britische Autohersteller Rolls-Royce bekannt. Auch wenn die Firma den meisten höchstwahrscheinlich eher wegen der ikonischen Autos bekannt ist, ist sie laut eigenen Angaben bereits seit dem Beginn des britischen Atom-U-Boot-Programms in den 1950er Jahren als Konstrukteur von Kernreaktoranlagen tätig. Ein Rolls-Royce SMR-Kraftwerk soll zukünftig eine Kapazität von 470 Megawatt Energie erzeugen, so das Unternehmen, und über einen Zeitraum von mindestens 60 Jahren eine“ konstante Grundlasterzeugung“  liefern. Dabei soll es etwa ein Zehntel der Fläche eines konventionellen Kernkraftwerks einnehmen und Strom für ca. eine Million Haushalte generieren, so Rolls-Royce in einer Ankündigung.

Ab wann das erste Miniatomkraftwerk des britischen Unternehmens auf dem Markt kommt, ist bisher noch unklar. Zumindest die Finanzierung ist zunächst einmal gesichert. Wie das Unternehmen in einer Presseaussendung ankündigte, investieren die Rolls-Royce Group, BNF Resources UK Limited und Exelon Generation Limited in den nächsten drei Jahren 195 Millionen Pfund, etwa 227 Millionen Euro in die Entwicklung der SMR-Reaktoren. Durch diese Finanzierung werde es möglich sein, so die Angaben dazu, Zuschüsse in Höhe von 210 Millionen Pfund, etwa 245 Millionen Euro, aus der britischen Forschungs- und Innovationsförderung zu erhalten.

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Durch Atomkraft Netto-Null-Ziel schaffen

Auch Großbritannien plant Investitionen in die Atomkraft im Rahmen der eigenen Klimastrategie. So soll noch vor der Wahl in Großbritannien im Jahr 2024 die Finanzierung und in weiterer Folge die Genehmigung eines Neubaus eines Atomkraftwerkes voran gebracht werden. Damit soll das Ziel des Landes, bereits 2035 keine Kohlenstoffemissionen mehr zu verursachen, eingehalten werden. So will das Land laut der kürzlich vorgestellten Klimastrategie auch Millionen-Investments für die Entwicklung von Nuklearprojekten verwenden.Dazu gehören auch Small Modular Reactors (SMR), also Mini-Atomkraftwerke.

Natürlich sind auch die Mini-Atomkraftwerke nicht frei von Kritik. Ein Kritikpunkt ist dabei die die Effizienz. Das deutsche Bundesministerium für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat die Small Modular Reactors in einer im März veröffentlichten Studie vom deutschem Öko-Institut untersuchen lassen. In dieser wurde dargelegt, dass es um den jetzigen weltweiten Energiebedarf zu decken, bis zu zehntausend SMR-Anlagen bräuchte. Auch seien bisher Punkte wie der Transport, Rückbau, Zwischen- und Endlagerung und die Sicherheit ungeklärt.

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