Gastkommentar

Business am Würstelstand – 6 Tipps für gutes Netzwerken

Auch Hansi Hansmann schaut ab und an auf einen Käsekrainer bei René vorbei. © René Kachlir
Auch Hansi Hansmann schaut ab und an auf einen Käsekrainer bei René vorbei. © René Kachlir
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René Kachlir, Globetrotter, Gastronom aus Leidenschaft, Serial Entrepreneur, Querdenker, Startup-Enthusiast, Netzwerker und nebenbei Inhaber einer der besten Würstelstände in Wien, erklärt die Unternehmerwelt aus seiner Sicht. Heute schreibt er übers Netzwerken. 

Ich habe es als einfacher Würstler geschafft, dass der Weltkonzern IKEA Werbung für meinen Stand macht und ein Dutzend Printmedien und drei Fernsehstationen darüber berichteten. Generell bin ich seit zwei Jahren regelmäßig in allen Medien vertreten. Auch international. Ich und meine kleine Bude „Zum scharfen Rene“ am Schwarzenbergplatz. Ich will Euch das Geheimnis verraten.

1. Lass Dir Zeit

Netzwerken funktioniert nicht unter Druck. Dieses maschinengewehrartige *ich erzähl jetzt mal drauf los und du musst mir jetzt helfen!* führt meistens zu nichts. Genauso wie eine gute Käsekrainer auch nicht besser schmeckt und sich gut verkaufen lässt, wenn man sie nur dringend verkaufen muss. Bring deinem Gegenüber das Vertrauen entgegen, selbst auf den Geschmack zu kommen. Hat ein Mensch Zeit, ist er entspannt, findet er den Weg in deine Gedanken und bereitet sich vielleicht unbewusst schon darauf vor, wie er dir helfen kann und findet für sich selbst heraus, was seine Rolle in deiner Leidenschaft sein könnte.  Im besten Fall bietet er dir von sich aus seine Hilfe an, oder er kennt jemanden, der jemanden kennt, der dich kennenlernen muss und (mit) dir eine Tür öffnet.

2. Rede mit Menschen, als würdest du sie schon ewig kennen

Du weißt nie, wer dir gegenüber steht. Am Würstelstand trägt niemand ein Namensschild. Niemand stellt mir Menschen vor. Ich kann nicht hinter die Fassade blicken. Ich kenne mein Gegenüber nicht. Vielleicht kennt er mich. Vielleicht hat gehört, dass ich die beste Wurst der Stadt verkaufe, und als Unternehmer kann dieser Mensch eventuell elementar für meine nächsten Projekte sein. Also achte ich darauf, dass ich mich von allen anderen Würstlern der Stadt abhebe. Mein Business-Modell lässt nicht viel Spielraum zu. Fünf verschiedene Würste, Hotdog oder Brot, Senf, Ketchup, Bier oder Cola. Also punkte ich mit meiner Persönlichkeit. Ich rede mit jedem Gast, als würde ich ihn schon ewig kennen. Das ist mein Trick, Vertrauen aufzubauen und meine Kunden für mich zu gewinnen. Viele davon sind zu meinen Freunden geworden. Sie machen Werbung für mich, ohne dass ich sie darum bitten muss.

3.  Erzähle von Dir selbst

Ich erzähle dem Menschen, der vor mir steht davon, wie viel Leidenschaft in meinen Würsten steckt, wie akribisch ich sie auswähle und dass ich mein Produkt immer ein bisserl besser machen möchte. Ich versuche jeden Tag, den Menschen, mit denen ich spreche, ein Leuchten in die Augen zu zaubern. Nur durch die Schilderung meiner wahren Gefühle für die beste Arbeit, die es auf der Welt gibt, nämlich Menschen satt und glücklich zu machen. Meine Kunden sollen nicht nur mit dem besten Imbisserlebnis nach Hause gehen, sondern vielleicht noch etwas anderes mitnehmen. Zum Beispiel Inspiration, Mut und Leidenschaft, für ihre Sache einzustehen.

4. „Und was machst du so (beruflich)?“

Wenn der Kunde aufgegessen hat und noch einen Rest Bier in der Flasche hat, stelle ich die Frage, die mir bislang Tür und Tor geöffnet hat. Ich gebe meinen Kunden Raum, ihre eigenen Gedanken mit mir zu teilen. Es ist kaum zu glauben, wie viele tolle Persönlichkeiten, die auf den ersten Blick ganz unscheinbar wirken, bei mir eine Käsekrainer essen. Früher haben mich die Leute raten lassen. Mit meiner öffnenden Frage umgehe ich das mittlerweile. Ich habe so oft falsch getippt. Plötzlich stehen da Filmproduzenten, Dokumentarfotografen, Professoren, Generaldirektoren, Schauspieler und Investoren, die um 23 Uhr glühend von ihrer beruflichen Leidenschaft erzählen.

 5. Mach Dich schlau

Lies, soviel du nur kannst: Fachartikel, Klatsch, Kolumnen, Fachpresse. Lies kreuz und quer durchs Internet, schau dir aktuelle Dokumentationen an, whatever. Eigne dir so viel Allgemeinwissen wie nur möglich an. Vor allem, wenn dich das Zeug in der Schule nie wirklich interessiert hat. Um mit deinem Gegenüber eine Gesprächsbasis halten und mitreden zu können, brauchst du diesen Stoff dringend. Sei in Politik, Sport, Promi-News und Stadtgespräch immer up to date.

6. Stelle Fragen

Frage und hake auch nach, wenn dein Gesprächspartner über sich und seinen Beruf, seine Leidenschaft oder von seinen Projekten erzählt. Interessiere dich für seine Geschichten! Wenn die Basis stimmt,  kannst du auch von deinen Projekten erzählen und Ansatzpunkte während eures Gesprächs knüpfen.

Ich mache das als Würstler mittlerweile schon seit 13 Jahren. Der Anfang war hart, aber mit jeder weiteren Wurst, die ich brate und mit jedem neuen Gespräch, das ich führe, ergibt sich eine neue Chance auf die beste Käsekrainer des Abends und den besten Kontakt meines Lebens. Oftmals entstehen aus den kleinsten Dingen und flüchtigsten Begegnungen die großartigsten Dinge, Freundschaft zum Beispiel. Oder der Marketing-Chef von IKEA kommt bei mir am Stand auf einen brillanten Aprilscherz.

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