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COP27: Enttäuschung über mangelnde Regulierung von CO2-Markt

CO2-Ausstoß © Pixource on Pixabay
CO2-Ausstoß © Pixource on Pixabay

Die COP27 ist vorbei und die Enttäuschung ist groß. Bei der UN-Klimakonferenz in Scharm asch-Schaich haben die teilnehmenden Länder außer einem Bekenntnis zu einem eigenen Ausgleichsfonds für ärmere Länder, aus dem Schäden und Verluste bezahlt werden sollen, wenige Einigungen erreicht (wir berichteten). Das ruft nun von Klimaaktivist:innen viel Kritik hervor. Besonders die Diskussion um CO2-Einsparungen und -Kompensationen ist viel zu kurz gekommen, heißt es vom Social Enterprise Helioz.

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„Viel heiße Luft“ bei der COP27

„Was bleibt, ist viel heiße Luft, aber keine neuen Beschlüsse oder konkreten Maßnahmen, um den globalen Anforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Nicht einmal ein dezidiertes Aus für fossile Energien konnte beschlossen werden – aus unserer Sicht ist die Klimakonferenz klar bei der Reduktion des CO2-Ausstoßs gescheitert“, sagt Niclas Schmiedmaier, CEO von Helioz. Ihm zufolge hätte es zumindest mehr Diskussion um den Markt der Emissions-Kompensation geben sollen.

Der CO2-Markt erlaubt es Unternehmen, ihre Emissionen durch Investitionen in klimafreundliche Vorhaben auszugleichen. CO2-Zertifikate sind alleine keine Lösung gegen die Klimakrise. Aber sie gelten dennoch als ein wichtiges Mittel, um jene Ausstöße, die nicht anders vermieden werden können, auszugleichen. Doch bei den Gesprächen bei der COP27 wurde laut Schmiedmaier selbst über die CO2-Ausgleiche zu wenig gesprochen.

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Firmen setzen zu stark auf CO2-Kompensation

Konkret hätte man sich bei Helioz Maßnahmen zum Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens gewünscht – dem Handel mit Emissionen bzw. Emissionseinsparungen. Wichtige Themen wie Bestimmungen zur Einhaltung von Menschrechten bei der benötigten Klimasenkung mussten auf nächstes Jahr vertagt werden. Das sei ein großes Problem, weil dadurch viel wertvolle Zeit verloren gehe.

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte auf der COP27, dass Unternehmen immer noch zu sehr auf reine Emissions-Kompensation setzen. Dem pflichtet das WWF bei. Eingekaufte Gutschriften seien keine ausreichende Klimaschutzmaßnahme sind. „Ein Nachfolgemodell zur zusätzlichen Klimafinanzierung durch CO2-Kompensation ist dringend nötig“, sagt Sebastian Öttl, Experte für nachhaltige Unternehmensführung beim WWF Deutschland.

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Gewaltige Finanzierungslücke bei Emissionen

Die Reduktion der Emissionen muss Öttl zufolge die höchste Priorität bei der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen sein. Zusätzliche Klimafinanzierung sei aber auch ein wichtiger Bestandteil. Soll die Welt bis 2050 netto keine Treibhausgase mehr ausstoßen, müsse eine gewaltige Finanzierungslücke von mehreren hundert Billionen US-Dollar geschlossen werden. „Contribution, also einen Beitrag zum globalen Netto-Null-Ziel zu leisten, geht vor Kompensation des eigenen Fußabdrucks“ so Öttl.

Unternehmen sollten dem WWF zufolge nicht Tonne für Tonne an Emissionen aufrechnen, um zu zweifelhaften Neutralität-Claims zu kommen. Idealerweise bepreisen sie all ihre in der Wertschöpfungskette weiterhin anfallenden Emissionen mit den Klimafolgekosten pro Tonne CO2. Das könne am Anfang bei hohen Emissionen mitunter zu sehr hohen Budgets führen, deswegen empfiehlt das WWF einen schrittweisen Anstieg des veranschlagten CO2-Preises und die stufenweise Berücksichtigung aller Treibhausgasemissionen.

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Helioz fordert globales Regelwerk für CO2-Markt

Jedoch handelt es sich bei den WWF-Vorgaben nur um Empfehlungen. Die COP27 war Helioz zufolge die ideale Gelegenheit, um ein globales Regelwerk für den CO2-Markt aufzustellen – die allerdings verpasst wurde. „Es liegt nach wie vor an den beteiligen Staaten und Unternehmen, nach ihren Werten und Vorstellungen zu handeln – dass das oft nicht im Sinne einer nachhaltigen und impactstarken Kompensation abläuft, liegt auf der Hand“, so Schmiedmaier.

Das führe dazu, dass Zertifikate aus alten Jahrgängen, zu Dumpingpreisen gekauft, oder Waldschutzgutschriften, die bereits aus geschützten Waldgebieten stammen, erworben werden können. Hier sei vor allem eine Marktaufsicht wünschenswert, die dazu beiträgt, die Integrität und Nachhaltigkeit des freiwilligen CO2-Markts zu wahren.

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