Kritik

COP29: „Nur 300 Milliarden Dollar jährliche Klimafinanzierung für Entwicklungsländer“

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): Für künftige Weltklimakonferenzen wird gefordert, dass nicht zwangsläufig alle fast 200 Unterzeichnerstaaten der UNO-Klimarahmenkonvention an einem Tisch sitzen müssten. © COP29
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): Für künftige Weltklimakonferenzen wird gefordert, dass nicht zwangsläufig alle fast 200 Unterzeichnerstaaten der UNO-Klimarahmenkonvention an einem Tisch sitzen müssten. © COP29
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Die wochenlangen Klimagespräche auf der Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan fanden gestern nach einer mehr als 30-stündigen Verlängerung ein Ende. Das Ergebnis erntete von vielen Seiten scharfe Kritik: Die Länder einigten sich auf einen Minimalkompromiss, wonach Entwicklungsländer, die laut Studien selbst am wenigsten zum menschengemachten Klimawandel beigetragen haben, künftig “lediglich“ 300 Milliarden Dollar pro Jahr von den reichen Ländern erhalten sollen.

Warum Klimafinanzierung?

Warum sollen reichere Industriestaaten ärmere Länder finanziell unterstützen? Mit der sogenannten Klimafinanzierung sollen die zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise bewältigt werden, indem jene Länder beim grünen Wandel unterstützt werden, die es sich nicht leisten können. Es liegt an den reicheren Ländern, ob Entwicklungsländer bei der Senkung ihrer Emissionen unterstützt werden. Fakt ist: 75 Prozent des Emissionswachstums der letzten zehn Jahre fand dort statt.

Scharfe Kritik von Umweltschutzorganisationen und Ökonom:innen

Während der Verhandlungen bestand die Sorge, dass die Gespräche scheitern könnten, wie unter anderem CNN berichtete. Vertreter:innen gefährdeter Inselstaaten und am wenigsten entwickelter Länder verließen die Verhandlungen am Samstag frühzeitig. Zwar kam es nicht zum Abbruch der COP, doch Umweltschutzorganisationen und Ökonom:innen sehen einen deutlichen Rückschlag bei der Erreichung neuer nationaler Klimaziele.

Die Finanzierung sei völlig unzureichend. Laut Expert:innen wären jährlich 1,3 Billionen Dollar nötig, um Entwicklungsländern bei der Bewältigung der Klimakrise zu helfen. Die zugesagten 300 Milliarden Dollar gelten als viel zu niedrig.

Enttäuschte Reaktionen der Entwicklungsländer

Die indische Vertreterin Chandni Raina bezeichnete das Abkommen als „abgrundtief arm“ und die Summe als „armselige Täuschung“, die der enormen Herausforderung nicht gerecht werde. Auch die Klimabeauftragte der Marshallinseln, Tina Stege, kritisierte scharf, dass die COP29 nur mit einem Bruchteil der benötigten Mittel endete. Ihrer Auffassung nach, hätten fossile Interessen den Fortschritt blockiert und die multilateralen Ziele untergraben.

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Finanzieller Beitrag von Schwellenländern

Ein zentraler Streitpunkt war, ob auch reichere Schwellenländer wie China und Saudi-Arabien zur Klimafinanzierung beitragen sollen. Im Abkommen wurde dazu lediglich eine „Ermutigung zur freiwilligen Beitragszahlung“ festgehalten, ohne verbindliche Verpflichtungen. Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölexporteur, stellte sich laut Spiegel strikt gegen den Übergang zu erneuerbaren Energien und blockierte den Klima-Deal.

1,3 Billionen Dollar jährlich bis 2035

Ein Artikel der Nachrichtenagentur Associated Press bemüht sich um Optimismus und betont, dass das Abkommen in die richtige Richtung weist. Der Aufruf: Mehr öffentliche und private Gelder müssen fließen, um das Ziel von 1,3 Billionen Dollar bis 2035 zu erreichen. Internationale Megabanken, Unternehmen und Investor:innen werden ausdrücklich aufgefordert, freiwillig in den Klimaschutz zu investieren.

Update zu den Emissionsgutschriften

Ein weiteres Thema auf der COP29 war die Reform des Emissionsgutschriftenhandels. Damit können Regierungen und Unternehmen Kohlenstoffabbau- und -reduktionsprogramme im Ausland auf ihre eigenen Klimaziele anrechnen. Lambert Schneider, Forschungskoordinator für internationale Klimapolitik am Öko-Institut Berlin, erklärte: „Nach neun Jahren Verhandlungen wurden die letzten Puzzlestücke für ein Regelwerk zum internationalen Handel mit Emissionszertifikaten verabschiedet. Die neuen Regeln sind deutlich besser als die auf der COP28 in Dubai.“

Expert:innen sind vorsichtig optimistisch, sehen aber die Chance, dass durch den Handel Emissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen begrenzt werden können.

Die COP30 kommt bestimmt

Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000 bedauert, dass “die Vertreter:innen von führenden Industrienationen, den Ernst der Lage immer noch nicht anerkennen.“ In einer Aussendung der Umweltschutzorganisation teilte er mit: „Jetzt geht es darum, dass zumindest die schwachen Zusagen rasch und umfassend umgesetzt werden. Bei der Klimakonferenz in Brasilien gilt es aber die gemachten Versäumnisse nachzuholen und die vage Zusage mehr Mittel zur Verfügung zu stellen weiterzuentwickeln. Es bleibt keine Zeit mehr zu verlieren, die Folgen der Klimakrise sind für Millionen Menschen schon jetzt existenzbedrohend.“ Die COP 30 wird im November 2025 in Belém (Brasilien) stattfinden.

 

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