Gastkommentar

Startup Newsadoo: „Für uns ist das Leistungsschutzrecht positiv“

Johannes Knierzinger, Head of Communication und Partner Management bei newsadoo. © newsadoo
Johannes Knierzinger, Head of Communication und Partner Management bei newsadoo. © newsadoo
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Im Rahmen der geplanten und umstrittenen EU-Urheberrechtsreform soll ein Leistungsschutzrecht (LSR) dafür sorgen, dass Content-Aggregatoren wie etwa Google für die Schlagzeilen von Verlagen, die sie anzeigen, bezahlen müssen (Artikel 11, mehr dazu hier). Das oberösterreichische Startup Newsadoo aggregiert ebenfalls Nachrichten auf seiner Plattform und hat ein Millioneninvestment bekommen (Trending Topics berichtete). In einem Gastkommentar erklärt Johannes Knierzinger, Head of Communication und Partner Management bei Newsadoo, warum das LSR positiv zu sehen ist – aber nicht die alleinige Antwort auf die Probleme der Medienbranche ist.

Wir sind der Meinung, dass das Leistungsschutzrecht alleine das Problem der Verlage nicht lösen wird. Die Umsätze der Verlage sind in den letzten 6 Jahren um 30% gesunken, während Google den Umsatz um über 200% gesteigert hat, Facebook sogar um mehr als 800%. Die amerikanischen Konzerne haben also viel richtig gemacht. Das kann man nicht durch ein Gesetz allein abstellen, sondern nur durch europäische Lösungen, die konkurrenzfähig sind.

Am Ende geht es immer um den User und was er will, und da sind Google und Facebook mit ihren Produkten einfach sehr gut. Google hat dadurch eine große Macht aufgebaut. Derzeit versucht Google, mit „Subscribe with Google“ Verlage in Google News einzubinden und sie vorzureihen, wenn sie teilnehmen. Das bedeutet aber neben eventuellen Umsatzanteilen, die an Google abgegeben werden, auch die Weitergabe der User-Daten. Also noch mehr Macht.

Zu wenige Alternativen

Manche Verlage stimmen trotzdem zu, weil sie wenig Alternativen sehen. Das Leistungsschutzrecht ist aber ein klares Signal auch an kleinere Verlage, dass sich Lösungen bieten werden. Genau das ist der Grund, warum wir mit Newsadoo diese europäische News-Initiative im letzten Jahr aufgebaut haben. Die technische Lösung haben wir schon vor 2 Jahren begonnen zu schaffen und wir sind hier mittlerweile international führend.

Rechtlich gesehen ist das Leistungsschutzrecht für Newsadoo und die Verlage bedingt relevant, da wir mit den Verlagen sowieso Verträge abschließen, die den Verlagen zum Beispiel einen Revenue-Share zusichern und uns die Erlaubnis geben, dass wir die Inhalte im System anzeigen dürfen ohne lästige Backlinks, die die User-Experience bei Aggregatoren wie zB Google News zerstören, indem sie den User ständig aus dem Service werfen oder durch lange Ladezeiten. Im Hintergrund geht es vor allem um die Kollaboration der Daten und um Lösungen, die dadurch entstehen, die innovativ sowohl für Werbekunden, als auch für die User sind. Und dazu sollte es in Europa in der Zukunft keinen amerikanischen Konzern mehr brauchen.

Zahlungsbereitschaft

Es treten derzeit täglich weitere Verlage der Newsadoo-Initiative bei, was zeigt, dass das Verständnis für das Thema mittlerweile sehr ausgeprägt ist. Es geht um den digital-barrierefreien News-Konsum, um individuelle Lösungen für die User, für ihren täglichen News-Konsum auf Basis der ihnen vertrauten Quellen. So sind sie bereit, etwas für diesen Service zu bezahlen, ähnlich wie es im TV-Bereich bei Netflix und Amazon Prime der Fall ist, oder bei Spotify im Musikbereich. Diesen Service können wir in Europa jetzt schaffen.

Das Leistungsschutzrecht gibt den Verlagen die Möglichkeit, mehr Selbstbestimmung zu bekommen und Einzelnen zu untersagen, mit ihren Werken Geld abzuschöpfen. News-Aggregatoren, egal ob von Google oder anderen, sind für Verlage ein Problem, weil viele User einen großen Teil ihres News-Konsums mit dem Lesen von Headlines verbringen und diese Aufmerksamkeit in der Regel von den Aggregatoren werblich oder, wie im Beispiel von „Subscribe with Google“ durch Vorreihungen, genutzt wird. Nur die Klicks landen dann bei den Verlagen, und das ist nur mehr ein Bruchteil der Aufmerksamkeit bzw. der Zeit der User, die man monetarisieren muss, damit es sich für die Verlage auszahlt.

Bisher war Google einfach gut

Für Newsadoo als europäische News-Initiative ist das Leistungsschutzrecht positiv, weil es die weitere Entwicklung unterstützt. Es bringt, wenn die Verlage es wollen, mehr Exklusivität. Man darf bei allem aber nie vergessen, dass am Ende weder ein Verlag noch ein amerikanischer Konzern oder ein Gesetz darüber entscheiden wird, wann, wo und wie sich die Menschen informieren wollen. Es braucht diese innovative Lösung für den täglichen News-Konsum mit Features, für die die User bereit sind, Geld zu zahlen – Features wie wie Barrierefreiheit, Wege aus der Filter-Bubble, Bundles und eine perfekte User-Experience.

Und bisher war Google hier einfach gut – das kann man den Amerikanern nicht vorwerfen. Jetzt gibt es aber eine große Chance, dass wir eine europäische Lösung schaffen. Das ist nicht zuletzt der Verdienst einiger großer Verlage, die sich jahrelang für das Leistungsschutzrecht stark gemacht haben.

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