Interview

Werden bald österreichische Firmen in Bitcoin investieren, Gerhard Schwartz?

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War das ein smartes Investment mit hoher Rendite, oder eher ein Marketing-Gag für die Zielgruppe Millennials? Am BTC-Investment in Milliardenhöhe durch Tesla scheiden sich die Geister. Zwar dürfte der wertvollste Autohersteller der Welt von dem Schritt zwischenzeitlich massiv profitiert haben – doch dass dem Beispiel nun viele andere Firmen folgen werden, daran zweifeln viele.

Gerhard Schwartz, Partner beim Wirtschaftsprüfer EY in Österreich, hat sich mit dem BTC-Engagement von Tesla beschäftigt – und spricht im Interview darüber, was ein solcher Schritt für die Shareholder-Struktur bedeutet und ob sich der Trend bis nach Österreich durchwirken könnte.

Trending Topics: Wenn Sie hören, dass börsennotierte Unternehmen im großen Stil in Bitcoin investieren – schlägt man da als Unternehmensberater die Hände über dem Kopf zusammen? Oder denkt man sich: Warum eigentlich nicht?

Gerhard Schwartz: Börsennotierte Unternehmen werden von ihren Aktionären in erster Linie daran gemessen, ob sie die Unternehmensstrategie konsequent, nachvollziehbar und in Übereinstimmung mit den Ankündigungen im Rahmen der Kapitalmarktkommunikation exekutieren. Außerdem möchten Investoren Entscheidungen zur Asset-Allokation und Diversifikation selbst treffen und dies nicht den Vorständen von Unternehmen überlassen, in die sie investieren. Das gilt auch für Investitionen in Bitcoin.

Wenn Unternehmen überraschend und ohne klares wirtschaftliches Erfordernis im größeren Stil in Bitcoin investieren, dann könnten Investoren, die eigentlich in das Kerngeschäft dieser Unternehmen investieren wollten, ziemlich irritiert werden. Wenn Investoren Bitcoin als attraktives Investment ansehen, dann haben sie die Möglichkeit, ganz explizit und direkt in Bitcoin zu investieren. Außerdem stellen Bitcoin ein hochvolatiles Investment dar, was möglicherweise nicht in Übereinstimmung mit den grundsätzlichen Risikomanagement-Richtlinien von börsennotierten Unternehmen steht.

Weltweit sind etwa ein Dutzend börsennotierte Firmen bekannt, die BTC bzw. Crypto in der Bilanz haben. Wie wirkt sich das auf die Shareholder aus?

Grundsätzlich stellt sich immer die Frage, wie nahe Crypto-Assets am Geschäftsmodell solcher Unternehmen sind. Je mehr das der Fall ist, desto eher decken sich die Ansichten und Interessen der Shareholder in diesen Unternehmen mit einem Investment in Crypto-Assets. Je weniger dies der Fall ist, desto größer ist die Gefahr, dass sich einzelne Shareholder nicht mehr abgeholt fühlen. Langfristig ist wohl davon auszugehen, dass sich die Shareholder-Struktur von solchen Unternehmen mit jenen, die vorrangig in Crypto-Assets investieren, decken werden.

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Als Tesla- oder Microstrategy-Investor könnte man also irritiert sein – man hat ja in eine Auto- bzw. Software-Firma investiert und nicht in einen Bitcoin-Anleger. Kann sich das negativ auswirken?

Wie schon oben gesagt, kann dies durchaus zu Irritationen bei den Investoren führen. Wichtig wäre, dass diese Unternehmen glaubhaft und nachvollziehbar erläutern, warum ein Investment in Bitcoin das Kerngeschäft unterstützt bzw. weshalb das Kerngeschäft und Bitcoin den gleichen Entwicklungstreibern unterliegen.

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Beat Weber, Krypto-Experte bei der Österreichischen Nationalbank, ortet, dass hier eher Marketing-Motive verfolgt werden, und weniger „solide gesamtwirtschaftliche Expertise“. Was sagen Sie dazu?

Dem kann ich nur zustimmen, von einer soliden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sind wir derzeit wirklich noch sehr weit entfernt und man bekommt zwangsläufig den Eindruck, dass gerade bei Tesla der Marketing-Aspekt entscheidend ist.

Tesla liegt mit seinem BTC-Investment derzeit richtig – das Unternehmen soll damit mehr Gewinn gemacht haben als mit dem Verkauf seiner Elektroautos im Jahr 2020. Spricht das für Bitcoin, aber vielleicht gegen Tesla?

Der Umstand, dass ein Unternehmen mit einem Investment mehr Gewinn als in seinem Kerngeschäft gemacht hat, sollte die Investoren durchaus nachdenklich machen. Einerseits was das Risikoprofil dieses Investments betrifft und andererseits was die Stärke des Kerngeschäfts betrifft. Kritisch wäre es, wenn der Eindruck entsteht, dass mit spekulativen Investments Schwächen im Kerngeschäft ausgeglichen werden sollen.

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Ist diese Stimmung, massiv in Krypto zu investieren, wirklich einer berechtigten Angst vor einer Inflation in den USA oder der EU geschuldet?

Ich denke, dass in der Öffentlichkeit beide Positionen – einerseits die Inflationsangst bei den staatlichen Währungen und andererseits der Inflationsschutz bei den Crypto Assets – deutlich vereinfacht und nicht richtig dargestellt werden. Die Inflation bei den staatlichen Währungen hängt ja nicht nur von der gedruckten Geldmenge ab, sondern neben dem Wirtschaftswachstum auch von einer Vielzahl weiterer Faktoren.

Andererseits ist der Glaube an die laufende Wertsteigerung aufgrund einer limitierten Menge von Bitcoins ebenso trügerisch, weil sich der Wert ja ausschließlich aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage ergibt. Und wie sich die Nachfrage nach Bitcoin weiterhin entwickeln wird, ist derzeit nicht seriös abschätzbar.

Ist es vorstellbar, dass auch bald österreichische Unternehmen dem Trend folgen werden? Sehen Sie da auf Unternehmensseite größeres Interesse, vielleicht ausgelöst durch den Tesla-Move?

Ich denke, dass österreichische Unternehmen – vor allem börsennotierte Unternehmen – traditionell etwas konservativer im Umgang mit neuen Investitionsmöglichkeiten sind. Und das gilt vermutlich in gleichem Maße für deren Investoren, vor allem für die Core-Shareholder. Deshalb wäre ich überrascht, wenn sich dieser Trend kurzfristig auch in Österreich durchsetzen würde.

Wenn eine österreichische Firma tatsächlich in BTC einsteigt – was wäre da regulatorisch zu beachten?

In erster Linie sollte so ein Unternehmen sehr genau seine bisherige Kapitalmarktkommunikation überprüfen und vor einem Einstieg den Kapitalmarkt entsprechend darauf vorbereiten. Neben einer Erklärung in welchem Zusammenhang so ein Investment mit dem Kerngeschäft steht sollten Investoren auch die Möglichkeit bekommen rechtzeitig auszusteigen wenn sie Chancen und Risiken von Bitcoins deutlich anders einschätzen.

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