Gebäudesanierung

Vom Kinosnack zum Rohstoff: Popcorn dämmt jetzt auch Häuser

© Georgia Vagim / Unsplash
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Gebäude abzudämmen ist eine wichtige Maßnahme, um Heizkosten und den CO2-Ausstoß von Gebäuden zu reduzieren. Allein in Österreich gehörte der Gebäudesektor im Jahr 2018 laut Umweltbundesamt zu den größten Emittenten, 10 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen entstanden hier. Als Dämmmaterial dienen oft konventionelle Dämmstoffe aus Kunststoffe oder Mineralwolle. Für die Außendämmung werden meist erdölbasierte Kunststoffe verwendet. Mittlerweile gibt es jedoch viele nachhaltige Baustoffe, die in der Gebäudesanierung eingesetzt werden. Eine Arbeitsgruppe der Georg-August-Universität Göttingen unter der Leitung von Alireza Kharazipour hat nun Dämmmaterial aus einen Rohstoff hergestellt, den man eher von Kino und Filmabenden kennt: Popcorn.

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Popcorn als nachhaltige, biologische Alternative

Das Dämmmaterial, das die Forschenden mit ihrem neuartigen Verfahren entwickelt haben, besteht aus Popcorngranulat, also sehr grobkörnigem Popcorn. Das Bindemittel, das die kleinen Partikel zusammenhält, besteht aus pflanzlichem Getreideprotein. Mit dem Material wird die Wärme laut Angaben der Forschenden sehr gut dämmt, zudem biete es einen guten Brandschutz. In puncto Nachhaltigkeit hat das Material ebenso Vorteile: Es ist biologisch abbaubar und umweltschonend – im Vergleich zu den bisher verwendeten Produkten auf Erdölbasis. Zudem sind die Produkte wasserabweisend, was ihre Lebensdauer und Einsatzmöglichkeiten noch vergrößere, so die Forschenden. Wie Kharazipour im Interview mit der Deutschen Welle demonstriert, ist das Popcorn-Granulat theoretisch sogar essbar – anders wie im Kino fehlt jedoch Zucker und Salz.

Dämmplatte aus Popcorn © Karl Bachl GmbH & Co. KG
Dämmplatte aus Popcorn © Karl Bachl GmbH & Co. KG

Das Team um Kharazipour forscht schon seit langem an Herstellungsverfahren für Produkte aus Popcorn. So hat das Team um den Gruppenleiter Alireza Kharazipour laut Deutsche Welle bereits Küchenmöbel und Verpackungen aus Popcorn hergestellt. Im großen Maßstab eingesetzt könnte das Material künftig etwa Einwegverpackungen aus Styropor ersetzen. Der Mais für die Herstellung der Popcorn-Produkt stammt dabei laut Angaben der Forschenden aus Deutschland. Für die Produktion der Produkte werden daher trotzdem enorme Landflächen benötigt.  Kharazipour erklärt im Galileo-Magazin jedoch, dass Mais sehr gut wachse und es sogar einen Überschuss gebe, der auch technische eingesetzt werde.

Für den Bausektor zumindest sehen die Forschenden in dem Rohstoff großes Potenzial. „Mit diesem neuen an die Kunststoffindustrie angelehnten Verfahren lassen sich nunmehr kosteneffizient Dämmplatten im Industriemaßstab herstellen“, erklärt Kharazipour, in der Presseaussendung. „Besonders für den Bereich der Gebäudedämmung lässt sich so gewährleisten, dass Naturdämmstoffe nicht mehr nur Nischenprodukte sind.“

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Viele Naturdämmstoffe am Markt

Naturdämmstoffe sind dabei wahrlich keine Nische mehr. Die Idee, Dämmmaterial aus natürlichen Maßnahmen herzustellen, ist an sich nicht neu. Mittlerweile existieren viele natürliche Rohstoffe, die sich als Wärmeschutz eignen und gute thermische Eigenschaften besitzen. Laut der österreichischen Umweltberatung ist Hanf etwa sehr reißfest und feuchtigkeitsbeständig. Zudem sei Stroh ein regional breit verfügbarer Dämmstoff. Diese Information ist dabei natürlich wahrlich nicht neu. Nur gerät sie jetzt wieder erneut in den Fokus. Weitere Dämmmaterialien sind z.B. Schafwolle, Flachs, Holzfasern, Schilf, Kork und Kokosfasern.

Trotz der Vielzahl an Alternativen zum Dämmen, ist die Industrie an dem Popcorn-Dämmstoff der Universität Göttingen interessiert: Die Unternehmensgruppe Bachl, ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund um den Bausektor, hat mit der Universität einen Lizenzvertrag abgeschlossen. Bachl möchte die Popcorn-Produkte kommerziell nutzen und auf den Markt bringen. Setzt sich der Snack für die heimische Außenwand durch, könnte sich Popcorn künftig als weiteres Hilfsmittel erweisen, um Heizkosten und CO2-Ausstoß von Gebäuden zu reduzieren.

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