Interview

Wie funktioniert CTO-as-a-Service, Karina Streng?

Karina Streng von Vendevio. © K. Streng
Karina Streng von Vendevio. © K. Streng
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Gute Developer sind in Österreich Mangelware, und wer einen CTO einstellen will, der muss oft im Ausland suchen oder tief in die Tasche greifen, um sie oder ihn von der Konkurrenz abzuwerben. Die Linzer Software-Firma vendevio von Stefan Panholzer und Hannes Elmer, Gernot Panholzer, Albert Vogl-Bader, Moritz Wenko und Business Angel Kambis Kohansal will dafür nun eine Lösung gefunden haben. Sie bietet  Startups an, die Rolle des CTOs auf Zeit zu erfüllen. Das kostet neben Cash auch Unternehmensanteile.

Karina Streng, die zuvor unter anderem bei Storyclash, Usersnap und Fabasoft tätig war und bei Coders.Bay und Female Coders Linz in der Weiterbildung für Software-Entwickler tätig war, wird von vendevio künftig als ein solcher „CTO als Service“ eingesetzt. Im Interview erklärt sie, wie das Modell funktioniert.

Trending Topics: Du machst bei vendevio nun CTO-as-a-Service. Was steckt da dahinter, wie funktioniert es?

Karina Streng: vendevio bietet das CTO-as-a-service Programm für Startups an, bzw. bei uns heißen sie Ventures, die einen Technologiepartner mit Startup Know-How, hochwertiger Software-Entwicklungskompetenz und flexiblem Konditionsmodell suchen. Dabei spielen schnelle Produktentwicklungsprozesse ebenso eine wichtige Rolle, wie spezielle Anforderungen bei Finanzierungsfragen oder der Skalierung. Mit unserem Cash & Work for Equity – Modell werden wir Teil des Gründungsteams und handeln dementsprechend auch, wie ein echtes Gründungsmitglied. Dazu zählen operative Beteiligung, gemeinsame Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung,  fortlaufend aktiver Input und eben nicht nur ein klassisches Abarbeiten von Aufgaben. Die Zusammenarbeit ist sehr auf Augenhöhe und der langfristige Erfolg des Startups ist das gemeinsame Ziel.

Wenn ein Startup „CTO-as-a-service“ in Anspruch nimmt – wie viel kostet das? Wie funktioniert das „flexible Beteiligungsmodell“?

Das können wir am einfachsten anhand eines Beispiels aufzeigen.

Nach der Evaluierung eines Startups – das läuft normalerweise so ab, dass wir in einem mehrstufigen Prozess, nach Durchsicht aller Unterlagen, mehreren persönlichen Gesprächen und Workshops, sowie teaminterner Abstimmung – dem Startup eine Bewertung zuordnen und diese dann für die Bemessung unserer Gesamtleistung für die Produktentwicklung heranziehen. Damit dieser Schritt wirklich qualifiziert ist, beschäftigen wir uns vorab intensiv mit dem passenden Technologie-Stack und dem Arbeitsaufwand für die Entwicklung des MVPs und allen darauf aufbauenden Produkten.

Wird ein Startup mit einer Million Euro bemessen und der dahinter liegende Aufwand mit 1.000 Entwicklungsstunden, kommen wir mit unserem Normalstundenpreis von 90 Euro auf eine Gesamtleistung von 90.000 Euro. Diese wird dann in Cash und Sweat aufgeteilt, wobei sich das Verhältnis je nach Rahmenbedingungen unterscheiden kann. In dem oben genannten Beispiel ist das Verhältnis bei 55:45, so, dass wir uns mit vier Prozent beteiligen, wobei der bare Anteil auch mit Förderungen finanziert werden kann.

Wer sind die CTOs, die vendevio stellt? z.B. du selbst? Wie lange bleiben die im Unternehmen?

Die entscheidende Eigenschaft bei all unseren CTOs ist der unternehmerische Ansatz in der Produktentwicklung: Wir sind Entrepreneurs und das spiegelt sich in der Zusammenarbeit. Software-Know-how ist für uns der Standard. Was uns aber unterscheidet und was wir von allen unseren CTOs verlangen, ist Selbstorganisation und alle Tätigkeiten nach den Interessen des Unternehmens auszurichten – wie ein Entrepreneur eben. Dazu zählt auch, dass wir keine Abhängigkeit von uns schaffen möchten. Vielmehr geht es darum, Know-How auf hohem Level in das Startup zu transportieren und die Kompetenzen intern zu entwickeln.

Die Zeiträume für die Umsetzung bewegen sich in der Regel zwischen einem und zwei Jahren. Da wir gleichzeitig Gesellschafter sind und für uns der langfristige Erfolg des Unternehmens wesentlich ist, engagieren wir uns aber ohnehin so lange, wie möglich. Neben den fachlichen Kompetenzen, spielt auch das soziale Zusammenspiel zwischen CTO und Startup eine Rolle. Hier stellen wir uns die Frage, ob eine langfristige Partnerschaft auf zwischenmenschlicher Ebene ebenso funktioniert.

Da unser Team sehr breit aufgestellt ist, darunter Software-Developer, IT-Projektmanager, Designer und Marketing-Spezialisten, kann das Startup über den CTO hinaus übrigens auch in anderen Bereichen stets auf Kompetenzen zugreifen.

Für welche Startups habt ihr bereits gearbeitet?

Im Jahr haben wir uns als Ziel gesetzt, bis zu vier ins Programm aufzunehmen. Es gibt keinen Fokus auf ausgewählte Verticals, für uns relevant sind die Personen dahinter, das, was man mit dem Produkt vorhat und die Entwicklung des Marktes. Am Ende soll es eine Herausforderung für uns alle sein. Unter anderem haben sich Vereinsplaner (SaaS), Alveri (Mobility), QuickSpeech (Education) und CorpLife (HR) für den gemeinsamen Weg entschieden.

Wie finanziert sich vendevio selbst? Wenn ihr Anteile von Startups nehmt, dann ist das wohl ein eher unsteter Cashflow.

Der Name vendevio setzt sich zusammen aus den Begriffen Ventures & Development. Das CTO-as-a-Service-Programm behandelt dabei den ersten Teil “Ventures”. Der zweite Teil, “Development”, umfasst Softwareentwicklung allgemein, IT-Projektmanagement bis hin zu Digitalisierungsberatung, wo wir vor allem mit großen Unternehmen, teilweise auch als Technologiepartner, kooperieren. Hier ist der Cashflow natürlich anders.

Der Zweck von CTO-as-a-Service ist jedenfalls nicht kurzfristige Profitabilität, sondern der Aufbau von Unternehmen und dahingehend der Impact, der über die Jahre geschaffen wird. Viele bei vendevio sind selbst Mehrfachgründer und -gründerinnen und ihr Zugang ist ein anderer. Damit ist Risiko verbunden, aber das macht eben Unternehmertum aus. 

Du willst auch eine Education-Schiene aufbauen – wie soll diese funktionieren?

Seit Anfang des Jahres habe ich bereits erheblich in der Coders.Bay daran mitgewirkt, ein System aufzubauen, wie man Quereinsteigern Programmierfähigkeiten beibringen kann.

Jetzt möchte ich das riesige Potential von jungen Software Engineers mit einem neuen Ausbildungsformat nutzen. Es richtet sich vor allem an Absolventen mit IT-Schwerpunkten, die wenig bis keine Berufserfahrung mitbringen. Fakt ist, dass unsere Schulen, Universitäten und auch FHs sehr alte Technologien unterrichten und auch wenig Kompetenzen vermitteln, die jeder Entwickler heutzutage braucht. Dazu zählt das Arbeiten in einer agilen Projektumgebung, Pair-Programming und genaue Zeitschätzungen machen.

Geplant sind zwei Bereiche in der Ausbildung – zum einen bestimmte Technologien wie Angular, React oder Laravel und eben auch die Arbeitsweise, mit der jeder Entwickler ab dem ersten Arbeitstag konfrontiert sind wird. Wir werden ein individuelles, aber auch standardisiertes Format schaffen, indem wir junge Entwickler innerhalb von wenigen Monaten auf das nächste Level heben. Damit schließen wir die Kluft zwischen Absolventen und Unternehmen, um keine langen Einarbeitungsphasen mehr zu haben und sofort produktiv einsetzbare Teammitglieder zu bekommen.

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