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Weltklimarat: Große Dringlichkeit für schnelle Anpassung an die Klimakrise

Der neue Bericht des IPCC ist da. ©pexels
Der neue Bericht des IPCC ist da. ©pexels
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Sie sind das Zünglein an der Waage und machen deutlich, wie wichtig eine internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Hinblick auf die Herausforderungen der Klimakrise ist. Aktuell wurde nun der zweite Teil des sechsten Sachstandsberichtes des UN-Weltklimarats veröffentlicht. An diesem waren laut dem UN-Weltklimarat, oder im englischen dem Intergovernmental Panel on Climate Change kurz IPCC, insgesamt 270 Forscher:innen aus 67 Ländern beteiligt.

Der zweite Teil des sechsten Sachstandberichts fokussiert sich nun insbesondere auf die Folgen der Klimakrise, die „Verwundbarkeiten“ der Ökosysteme, Risiken für Städte und Siedlungen, die Gesundheit und die Nahrungsmittelversorgung. Aber auch mit möglichen Anpassungen an die Klimakrise. Insbesondere wird die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Klima thematisiert.

Deutlich wird dabei: Die Diskrepanz zwischen notwendiger und tatsächlicher Anpassungen an die Auswirkungen der Klimakrise wird immer größer. Insbesondere die Länder im Globalen Süden seien besonders gefährdet. Aber es gibt auch einige Möglichkeiten, noch etwas zu tun.

IPCC-Bericht: Einhaltung von 1,5 Grad-Ziel wird immer unwahrscheinlicher

Milliarden Menschen „hochgradig“ gefährdet

Bereits in den nächsten zwei Jahrzehnten wird die Welt bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C „unvermeidlich“ mit zahlreichen Klimagefahren konfrontiert, so ein Resümee des Berichtes. Auch nur eine vorübergehende Überschreitung dieses Erwärmungsniveaus werde zudem „zusätzliche schwerwiegende Auswirkungen haben, von denen einige unumkehrbar sein werden“.

Dadurch werden die Risiken für die Gesellschaft zunehmen. 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen weltweit leben in „hochgradig“ von Klimawandelfolgen betroffenen Regionen.

Zunehmende Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen würden bereits die Toleranzschwelle von Pflanzen und Tieren überschreiten, was zu einem „Massensterben“ von einigen Arten, beispielsweise der Korallen, führe. Insbesondere die Menschen in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika, auf kleinen Inseln und in der Arktis würden die Auswirkungen bereits besonders spüren.

“ Zum ersten Mal zeigt der Bericht auch auf, wie sich vielfältige Klimarisiken wechselweise beeinflussen. Geringere Ernteerträge in tropischen Regionen, verschärft durch eine hitzebedingt geringere Arbeitsproduktivität der ländlichen Bevölkerung, führen zu höheren Nahrungsmittelpreisen und Gesundheitsrisiken durch Mangelernährung. Darüber hinaus können wetterbedingte Extremereignisse Schockwellen im internationalen Agrarhandel auslösen. Nach 2040 können die Klimawirkungen mehrfach stärker ausfallen, als wir sie heute schon beobachten. Jedes zehntel Grad Erwärmung jenseits der 1,5 Grad wird zu eskalierenden wirtschaftlichen Schäden und häufigeren regionalen Ernteausfällen führen“, so Hermann Lotze-Campen,
Leiter der Forschungsabteilung Klimaresilienz, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

IPCC: Die österreichische Perspektive auf den Weltklimareport

Zu wenige Gegenmaßnahmen

Im August 2021 veröffentlichte der IPCC bereits den ersten Teil des Sachstandberichtes, zu dem Zeitpunkt lag die globale Erwärmung bereits bei 1,1 Grad Celsius. Auch der aktuelle Bericht macht erneut deutlich, dass ein Überschreiten der 1,5 Grad Marke teils dramatische Auswirkungen auf die Ökosysteme und die Meere hätte. Somit wird die Zeit zum Handeln knapp.

Das thematisiert daher auch der Bericht gesondert. Es braucht „beschleunigte Maßnahmen“ zur Anpassung an den Klimawandel. Bisherige Fortschritte sei zu uneinheitlich und die Kluft zwischen den ergriffenen Maßnahmen und dem, was zur Bewältigung der zunehmenden Risiken erforderlich ist, wird immer größer, so der neue Bericht. Bei den Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen seien die Lücken zudem am größten.

„Der Klimawandel und der Umgang mit ihm ist eine immense Herausforderung für die gesamte Menschheit. Aber der Report macht sehr deutlich, dass die Effekte und die Möglichkeiten, mit diesen umzugehen, sehr ungleich verteilt sind. Daher kommen Fragen der Verteilungsgerechtigkeit, aber auch der Gerechtigkeit bei der Entscheidungsfindung über Transformationspfade und eine gerechte Anerkennung von Rechten besonders benachteiligter Gruppen ein Schlüsselrolle zu“, so der deutsche Experte für Soziale Systeme und Ökologische Ökonomie, Achim Schlüter, von der Jacobs University Bremen.

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Städte besonders im Fokus

Aber – es gibt Möglichkeiten, Anpassungen an das verändernde Klima vorzunehmen. Auch darauf legt der Bericht einen Fokus auf Maßnahmen, welche es zur Anpassung an die Klimawandelfolgen braucht. So thematisiert der Bericht auch regionale Informationen, durch welche eine klimaresistente Entwicklung ermöglicht werden soll.

Dabei ist auch die Regeneration der Ökosysteme elementar. Der Ko-Vorsitzende der IPCC-Arbeitsgruppe II, Hans-Otto Pörtner: „Durch die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme und die wirksame und gerechte Erhaltung von 30 bis 50 Prozent der Land-, Süßwasser- und Meereslebensräume der Erde kann die Gesellschaft von der Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern, profitieren, und wir können die Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung beschleunigen, aber eine angemessene Finanzierung und politische Unterstützung sind unerlässlich.“

Einen besonderen Fokus legt der Bericht zudem auf die Städte der Welt. Zum einen, weil fast die Hälfte aller Menschen in Städten wohnt und somit die Auswirkungen und Risiken dort besonders viele Menschen treffen. Zum anderen können in den Städten mit entsprechenden Maßnahmen wichtige Lösungsansätze für die Anpassung entwickelt werden.

„Die zunehmende Verstädterung und der Klimawandel bergen komplexe Risiken, vor allem für Städte, die bereits jetzt unter schlecht geplantem Stadtwachstum, hoher Armut und Arbeitslosigkeit sowie einem Mangel an grundlegenden Dienstleistungen leiden“, so Debra Roberts, „Städte bieten aber auch Chancen für den Klimaschutz – grüne Gebäude, eine zuverlässige Versorgung mit sauberem Wasser und erneuerbaren Energien sowie nachhaltige Verkehrssysteme, die städtische und ländliche Gebiete miteinander verbinden, können zu einer integrativeren und gerechteren Gesellschaft führen.“

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Vier Schlüsselrisiken für Europa

Für Europa wurden indes vier „Schlüsselrisiken“ identifiziert: Hitzewellen, Hitzestress für die Nahrungsmittelpflanzen, sowie Wasserknappheit und Überflutungsrisiken. Zudem erwärme sich Europa schneller als der globale Schnitt. Das äußert sich selbstverständlich in den verschiedenen Regionen unterschiedlich. Allerdings gebe es auch viele mögliche Anpassungsstrategien, betont Mitautorin Professorin Daniela Schmidt. Frühwarnsysteme zum Beispiel oder bauliche Veränderungen.

Allerdings macht der Bericht auch deutlich: Bereits beim derzeitigen Erwärmungsniveau stellt die Anpassung an die Klimakrise eine Herausforderung dar. Sollte die globale Erwärmung 1,5 Grad übersteigen, wird das nur noch begrenzt möglich sein. Sollte die zwei Grad Marke überschritten werden, wären in einigen Regionen der Welt Maßnahmen zur Anpassung unmöglich.

Daher wird betont: auch wenn Anpassungen an die Klimakrise zugenommen hätten, klafft noch eine große Lücke zwischen dem was nötig wäre und was unternommen wird; es fehle oftmals an finanziellen Mitteln, politischem Willen und dem Gefühl der Dringlichkeit.

„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten globalen Maßnahmen wird ein kurzes und sich schnell schließendes Fenster zur Sicherung einer lebenswerten Zukunft verpassen“, sagte Hans-Otto Pörtner.

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