Flucht

Wirecard-Skandal: Wo ist der Österreicher Jan Marsalek?

Der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. © wirecard AG
Der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. © wirecard AG
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Im Zuge des Wirecard-Skandals kommen immer neue Details ans Tageslicht, die einen immer mehr zu der Überzeugung bringen: Diese Story, die wird einmal verfilmt werden. Denn der deutsche Fintech-Riese und vor allem dessen Manager haben sich in den vergangenen Jahren offenbar Dinge geleistet, die man sonst eher nur aus Hollywood-Streifen (pardon, Netflix-Serien) kennt. Wir fassen den aktuellen Stand zusammen.

Vorstand auf der Flucht

Wo ist Jan Marsalek? Der mittlerweile gefeuerte Vorstand mit österreichischen Wurzeln ist verschwunden, und niemand weiß, wo er sich aufhält. Erste Vermutungen, dass er zuerst auf die Philippinen und von dort weiter nach China reiste, haben sich bisher noch nicht bestätigt. material von Überwachungskameras auf Flughäfen und Flugpläne haben mittlerweile aufgezeigt, dass Marsalek diese Reiseschritte gar nicht getan haben kann.

Stattdessen wurden philippinische Beamten der Einwanderungsbehörde, die fiktive Einträge über die Einreise Marsaleks vorgenommen haben, mittlerweile von ihren Aufgaben entbunden und müssen mit Strafen rechnen. Der philippinische Justiz-Staatssekretär Menardo Guevarra meinte derweil, man könne nicht sicher sein, ob der ehemalige Wirecard-Vorstand nun im Land sei oder nicht – die Philippinen seien eben ein Inselstaat, da gebe es immer Schlupflöcher.

Fix dürfte sein, dass Marsalek vom 3. bis 5. März auf den Philippinen gewesen ist. Dort sollten ja die zwei Banken sein, auf deren Treuhandkonten das fehlende Geld (1,9 Mrd. Euro!) angeblich geparkt worden war.

Sushi von nacktem Frauenkörper

Der Österreicher Marsalek ist eine Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal. Der heute 40-Jährige gilt als Strippenzieher in der Geschichte, seine Befragung, sollte er mal dingfest gemacht werden können, dürfte spannend werden. Er hat es mit 30 ohne Studium und ohne Matura zum Vorstand der Wirecard geschafft. Wie die Süddeutsche berichtet, soll er ein extravagantes Privatleben geführt haben.

So soll Marsalek Champagner-Rechnungen im Wert von mehreren hundert Euro für Freunde mit Bargeld bezahlt haben, zu teuren Partys in Luxushotels geladen haben, und, damit die Klischees auch alle erfüllt werden, soll er Sushi auf dem nackten Körper einer Frau serviert haben lassen. auch die Welt der Geheimdienste soll ihn fasziniert haben, dorthin soll er auch gute Kontakte gepflegt haben. Die könnten ihm bei seiner Flucht nützlich geworden sein, wird spekuliert. Nun liegt ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vor.

Marsalek, so wird berichtet, sei auch immer sehr argwöhnlisch gegenüber anderen Menschen gewesen. „Er war der Typ, der immer sein Notebook zugeklappt hat, wenn man ihm zu nahekam“, sagte ein Wirecard-Manager gegenüber der FAZ. Er soll sich über die Jahre angeblich ein dreistelliges Millionenvermögen angehäuft haben – Geld, das ihm jetzt bei seiner Flucht sicher hilft.

Jahrelang in den roten Zahlen

Während Marsalek auf der Flucht ist, wird der Skandal rund um die „verschwundenen“ 1,9 Milliarden Euro nach und nach aufgearbeitet. Ein neuer Bericht der Financial Times, die den Skandal ins Rollen brachte, zeigt, dass das Kerngeschäft des deutschen Fintechs seit Jahren Verluste eingefahren hat (mehr dazu hier). Um das auszugleichen, hatte sich Wirecard 2019 über Anleiheplatzierung eine halbe Milliarde Euro bei institutionellen Investoren besorgt, und Softbank wollte 900 Millionen Euro in das Unternehmen investieren.

Auch soll das Internet-Unternehmen Mindgeek, das hinter den kontroversen Porno-Portalen Pornhub und Youporn steht, Wirecard als Partner im Finanzbereich gefunden haben – nachdem andere Banken wegen „Reputationsrisiken“ die Zusammenarbeit aufkündigten.

Nun wird der Ruf nach strengeren Regulierungen für die Finanzbranche in Deutschland laut. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will die deutsche Finanzaufsicht (Bafin) umbauen – dieser wird vorgeworfen, im Falle Wirecard nicht genau hingesehen zu haben und das Unternehmen stattdessen mit einem Verbot für Leerverkäufe unterstützt zu haben.

Ursprünglich ins Rollen gebracht hatten den Wirecard-Fall so genannte Shortseller. Ihnen fielen bei den Zahlen des Unternehmens seit Jahren Ungereimtheiten auf, diese sie publizierten und dann mit Leerverkäufen auf fallende Aktienkurse wetteten.

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