Kommentar

Gibt es beim Klimaschutz ein Entweder-oder? – Sicher nicht.

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Demnächst, da kaufen wir uns ein Elektroauto, fahren auch mal mit dem Zug auf Urlaub, stellen auf Ökostrom um, essen mehr vegetarisch, und bei Shoppen runden wir die Beträge immer auf, damit irgendwo neue Bäume gepflanzt werden können. In kleinen Schritten zum großen Ziel, den Planeten zu retten – und währenddessen warten wir auf die smarten Startups, die mit Carbon-Capture-Hightech das böse CO2 aus der Atmosphäre saugen und daraus Tierfutter, Parfüm und Edelsteine machen.

Bei den Fridays for Future-Demos sind die Forderungen schon radikaler. Komplett autofreie Städte, nie wieder Fleisch, alles mit dem Fahrrad – Verzicht auf vieles, was sich Gesellschaften in den vergangenen 50 Jahren angeeignet haben, gilt als Lösung. Man fühlt sich irgendwie an das Leben von Oma und Opa am Land damals erinnert, nur halt mit 5G-Smartphones und Lieferdrohnen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) meinte kürzlich, dass „der einzig richtige Zugang“ sei, auf „Innovation und Technologie“ zu setzen. Es wäre falsch zu glauben, dass man mit Verzicht etwas erreichen könnte.

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Klar ist aber jedem, der sich nur ein wenig mit der Sachlage beschäftigt, dass es beides braucht: den Verzicht auf viele Dinge im Alltag um die NEU zu entstehenden CO2-Emissionen möglichst zu reduzieren, und Carbon-Capture-Technologien, um die bereits bestehenden, ALTEN CO2-Emissionen wieder aus der Umwelt zu entfernen.

Prototypen helfen uns heute nicht weiter

Die Internationale Energiebehörde (IEA) ist da relativ deutlich in ihren Aussagen: „Im Jahr 2050 kommt fast die Hälfte der Reduktionen von Technologien, die sich derzeit erst in der Demonstrations- oder Prototypen-Phase befinden. Dies erfordert, dass die Regierungen ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung – sowie für die Demonstration und den Einsatz von sauberen Energietechnologien – schnell erhöhen und neu priorisieren und diese in den Mittelpunkt der Energie- und Klimapolitik stellen. Fortschritte in den Bereichen fortschrittliche Batterien, Elektrolyse für Wasserstoff und direkte Luftabscheidung und -speicherung können besonders wirkungsvoll sein“, hieß es kürzlich in einem Report.

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Das bedeutet unterm Strich also, dass man spätestens JETZT beginnen muss, sich im Verzicht zu üben. Denn die CO2-Staubsauger sind heute meist noch Prototypen und schaffen nur sehr kleine Mengen, um Emissionen abzubauen. Es werden massive Staatsausgaben in der Forschung, Entwicklung und Förderung notwendig sein, damit Carbon-Capture-Technologien wirklich etwas bewegen können. Und selbst wenn Climeworks, Carbfix und Co 2050 auf Hochtouren laufen – die andere Hälfte des CO2 müssen wir dann immer noch mit bereits verfügbaren Mitteln loswerden – und das ist nun mal der Verzicht.

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