Aktuelle Studie

Verkehrswende: Pop-Up-Radwege verstärken Radverkehr in Städten massiv

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Pop-up-Radweg in Wien © Trending Topics/Robert Ziffer-Teschenbruck
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Einen Beliebtheitspreis hätten sie wohl am Anfang nicht erhalten. Als in Wien die ersten Pop-Up-Radwege eröffnet wurden, gab das verschiedenen Parteien Anlass zur Sorge. So sah die Wiener SPÖ darin ein „Wahlkampfgetrommel“ ohne langfristige Perspektive. Die Wiener FPÖ fand gar, dass „die Wiener Grünen völlig den Verstand verloren haben“ und äußert per Aussendung die Sorge, dass es sich gar nicht um temporäre Maßnahmen handle. Auch die Wiener ÖVP und der ÖAMTC kritisierten, dass es durch die Pop-Up-Radwege vermehrt zu Staus käme.

Eine aktuelle Studie hat die Einrichtung der temporären Radwege in vielen europäischen Städten aber nun zum Anlass genommen, zu untersuchen, welchen Einfluss eine gesteigerte Anzahl von Radwegen auf den Verkehrsmix in den Städten hatte. Mit dem Ergebnis: Die Errichtung von mehr Radwegen ist kostengünstig und wirksam für eine nachhaltige Mobilitätswende.

„Pop-Up-Bikelane“: Wien eröffnet temporäre Fahrspur für RadfahrerInnen

Vergleich von 106 europäischen Städten

Die Daten von 736 Fahrradzählstationen in 106 europäischen Städten und das Monotoring des Europäischen Radfahrerverbandes zu den „Corona-Radwegen“ hat das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) nun als Ausgangspunkt genommen um zu untersuchen, wie das Verhältnis von Kosten und Nutzen sich bei Investitionen in Infrastrukturprojekte zu einander verhalten. Dafür haben die Forschenden die europäischen Städte miteinander verglichen, welche temporären Radwege eingerichtet haben und welche nicht. In sogenannten Regressionsanalysen rechneten sie außerdem etwaige Störfaktoren wie Unterschiede bei der Platzierung der Zählstationen, bei der Ausstattung mit Bus und Bahn, bei Bevölkerungsdichte, Neigung zu „grünem Lebensstil“, Topografie und Wetter heraus.

Mehr Radverkehr lässt Gesundsheitkosten sinken

Auch wenn die Autoren zu Bedenken geben, dass viele Menschen während der Corona-Pandemie vermehrt Radfahren, um öffentliche Verkehrsmittel zu vermeiden, konnten sie in ihrer Analyse doch klare Erkenntnisse gewinnen. So kamen sie zu dem Ergebnis, dass im Zeitraum März bis Juli 2020 die Pop-up-Radwege einen Anstieg des Radverkehrs zwischen 11 und 48 Prozent bewirkt haben. Dieser Anstieg wirkt sich nicht nur auf die Luftwerte der Städte aus, sondern kann sich auch ökonomisch lohnen so die Forschenden. So verweisen sie darauf, dass ein Kilometer Pop-up-Radweg in Berlin nur 9.500 Euro kostet. Pro geradelten Kilometer kann aber ein halber US-Dollar an Gesundheitskosten eingespart werden, so die Studienautoren mit Verweis auf diese in der Forschungsliteratur gängige Faustregel. Bei einer dauerhaften Nutzung der Radwege in den Ausmaßen, wie das im Untersuchungszeitraum der Fall war, könnte sich so der Nutzen der Radwege auf mindestens eine Milliarde Dollar im Jahr in den Städten addieren: „Die Chance, hier mit wenig Aufwand den Verkehrsmittel-Mix erheblich zu beeinflussen, wird in vielen Städten zu Unrecht vernachlässigt“, so der Politik-Analyst am MCC und Leitautor der Studie Sebastian Kraus.

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Empirische Daten statt Grundsatzdebatten

Der Meinung der Forschenden nach, könnte ihre Studie der Anlass sein, die Wirkungszusammenhänge zwischen der Errichtung von klimafreundlicher Infrastruktur und den Folgen für die Umwelt und die Gesundheit in weiterer Studien näher zu untersuchen. So könnten diese empirischen Daten in Zukunft bei Diskussionen zu Städteplanungen auch entsprechen genutzt werden, statt „ideologische Grundsatzdebatten“ anzuführen.
Veröffentlicht wurde die aktuelle Studie im Fachmagazin National Academy of Sciences.
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