Green Friday

Von schwarz zu grün: Ein Blick auf den neuen Black Friday

Wie grün kann der Black Friday sein? ©pexels
Wie grün kann der Black Friday sein? ©pexels
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In Wien präsentiert sich heute ein typisches Novemberwetter. Bei Temperaturen im einstelligen positiven Bereich, fällt stetiger Niesel-oder Schneeregen. Nicht überraschend um diese Jahreszeit. Auch wenig überraschend aktuell die vielen Sonderangebote, die uns von allen Seiten anblinken. Heute ist es wieder soweit, ein „Feiertag“, welcher in anderen Teilen der Welt auch schon mal zu Ausnahmezuständen in den Shopping Centers führen kann, ist für viele auch hierzulande inzwischen fester Bestandteil der Shopping-Routine. Es ist Black Friday.

Deutlicher Anstieg von Paketaufkommen

Eine aktuelle Recherche von Tech & Nature anlässlich des Black Friday 2021 ergab, dass der Paketdienst GLS dieses Jahr eine signifikante Steigerung des Paketaufkommens und ein Plus von 70 Prozent erwartet. Für die österreichische Post ist der Black Friday inmitten des Weihnachtsgeschäfts laut eigenen Angaben kein besonders großer „Ausreißer“. Generell sei das Paketaufkommen in den letzten Jahren stark gestiegen. Während es im Jahr 2010 noch 57 Millionen Pakete waren, waren es 2020 schon 166 Millionen. Aktuell rechnet die Post laut eigenen Angaben mit rund 900.000 Paketen, die ihnen derzeit und rund um den Black Friday tagtäglich zum Transport übergeben werden.

DHL Express hatte während des Black Fridays und der Urlaubssaison 2020 in Österreich laut eigenen Angaben einen Anstieg der Paketsendungen um ungefähr 40 Prozent zu verzeichnen. Basierend auf der aktuellen Performance von DHL Express, erwartet sich das Unternehmen in diesem Jahr nahezu die gleiche Wachstumsrate wie bereits 2020. Der Online-Versandriese Amazon gab auf Anfrage von Tech & Nature bekannt, keine konkrete Zahlen zu Paketaufkommen liefern zu können.

Black Friday: Lieferdienste erwarten bis zu 70 Prozent mehr Pakete

Rabatte und Sales = Kaufrausch

„Verhaltensforschende sagen immer wieder, dass, wenn wir das Wort ‚Rabatt‘, ‚reduziert‘ oder ‚Sales‘ sehen, dass da bei uns im Hirn etwas aussetzt. Es wird ein Belohnungszentrum aktiviert und das Zentrum in welchem wir abwägen und überlegen wird deaktiviert“, so Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace Österreich, im Gespräch mit Tech & Nature. Das wiederum führt zu Impulskäufen von Dingen, die erstens vielleicht gar nicht gebraucht würden und zweitens, Gefahr laufen, eine von vielen Retourwaren zu werden, die all jährlich anfallen. Laut der aktuellen „eCommerce Studie Österreich“ des Handelsverbands retournierten im Jahr 2021 rund 41 Prozent der Distanzhandelskäufer:innen zumindest einen Teil ihrer bestellten Produkte. Damit liege die Retourenquote exakt auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Zudem sei die Retourenquote höher, je jünger die Konsument:innen sind.

Eine Gegeninitiative, welche sich seit einigen Jahren immer mehr etabliert, ist der zeitgleich stattfindende Green Friday. Wie so oft, impliziert die Nutzung des Wortes „Grün“ dabei eine nachhaltigere Variante des Konsumfestes. Am Green Friday soll auch die soziale und/ oder ökologische Nachhaltigkeit vom Kaufrausch profitieren. Das „Wie“ wird von den teilnehmenden Unternehmen dabei ganz unterschiedlich interpretiert. So spenden einige Shops an dem Tag einen Teil des Gewinns an selber ausgewählte Projekte, die für einen guten Zweck stehen oder pflanzen Bäume für jeden erfolgten Kauf.

NGOs: Trend zur Wegwerf-Kleidung auch 2021 weiter ungebrochen

Green Friday und die Gefahr des Greenwashings

Die Teilnahme am Green Friday macht aber nicht gleich wirklich nachhaltig, warnt die Konsumexpertin von Greenpeace: „Von manchen Unternehmen wird er definitiv als Greenwashing missbraucht.“ Dabei verweist Panhuber insbesondere auf Unternehmen, welche sich den Rest des Jahres nicht als besonders nachhaltig hervortun: „Solche Initiativen von Fast Fashion-, Fast Möbel- oder Fast Elektronik- Unternehmen kann ich nicht ganz ernst nehmen. Denn, wenn ich das ganze Jahr dazu verlocke, immer wieder etwas Neues zu kaufen, und dann an ein, zwei Tagen im Jahr sage: ‚Jetzt sind wir Grün und jetzt helfen wir der Umwelt‘, dann passt es nicht ganz zu dem Geschäftsmodell, das diese Unternehmen haben.“

Trotzdem kann der Green Friday aber auch eine Chance für Unternehmen bedeuten, welche sich ganzjährig der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Dadurch erhalten Unternehmen, welche für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft oder kundenfreundliches Recycling arbeiten, auch eine Möglichkeit, mehr auf sich aufmerksam zu machen. Und können ein nachhaltiges Verhalten so vielleicht auch über den einen Tag hinaus weiter etablieren. Das bestätigt auch Panhuber: „Ja, das in Form eines Green Fridays zu bewerben, ist natürlich toll.“

Lisa Panhuber von Greenpeace zum Black und Green Friday

Brauche ich das wirklich?

Durch Sonderangebote, welche Umwelt- oder Sozialprojekte mit einem Teil des Erlöses unterstützen, besteht aber trotzdem weiter die Gefahr, dass weiterhin Dinge gekauft werden, welche weder gebraucht, noch nach Erhalt tatsächlich gewollt werden. „Natürlich ist es per se nicht schlecht, wenn solche Projekte unterstützt werden. Und es ist auch überhaupt nicht schlecht, wenn ich mein altes Produkt zurückbringen kann und das dann vielleicht über Second Hand weiter verkauft oder recycelt wird. Aber es geht darum, dass die Unternehmen mit solchen Aktionen ihren Produkten künstlich ein grünes Mascherl geben. Es wirkt dann sehr viel nachhaltiger, das ist es aber per se nicht. Wenn ich das Produkt gar nicht brauche, dann ist es besser ich kaufe es einfach gar nicht.“

Somit sollte auch bei Green Friday-Angeboten immer die Ausgangsfrage im Vordergrund stehen: Brauche ich das wirklich? Wenn die Antwort Ja bedeutet, und damit noch etwas Gutes bewirkt werden kann, dann können diese Angebote sich schon lohnen. Wenn die Antwort Nein bedeutet, dann sollte der Kauf besser nicht getätigt werden. Dann ist der  Black oder Green Friday einfach ein Freitag im November, wie alle anderen auch.

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