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„Situation für KI ist katastrophal“: Österreich bei AI-Strategie auf Entwicklungsland-Level

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Während in anderen Ländern Milliardenförderungen locker gemacht, Milliarden-Startups geboren und Milliarden-Investments in Artificial Intelligence gemacht werden, herrscht in Österreich Krisenstimmung. Der Linkedin-Post von Sepp Hochreiter, eine der internationalen Koryphäen bei KI und Leiter des Institut für Machine Learning an der Linzer JKU, gerät zum Hilfeschrei: „In Österreich wurden wir von der Regierung im Stich gelassen. Die Situation für KI ist katastrophal. Unternehmen haben gesagt, dass sie nicht in Österreich investieren oder mit österreichischen Unternehmen zusammenarbeiten werden, weil die KI-Forschung in Österreich ignoriert wird. Das ist ein Horror“, schreibt Hochreiter.

Während es in anderen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten eigene Ministerien für Künstliche Intelligenz gibt, gibt es in Österreich gerade einmal eine (eher vage formulierte) AI-Strategie. Die „Artificial Intelligence Mission Austria 2030″ (AIM AT 2030) wurde 2021 von den (Ex-)Ministerinnen Leonore Gewessler (Grüne) und Margarete Schramböck (ÖVP) präsentiert – und löste schon damals heftige Reaktionen von Sepp Hochreiter und seinem Umfeld aus. „Bittere Enttäuschung“ äußerten der international anerkannte KI-Forscher, dessen Modelle unter anderem Apples Siri ermöglichten. „Österreich entwickelt sich zurück zum Schwellenland“, warnte Hochreiter damals (Trending Topics berichtete).

Eine dünne Mission für 2030

Nachdem die AI-Strategie Österreichs 2021 ohne konkrete Budget-Ansagen präsentiert wurde, konkretisierte die Ex-Ministerin Schramböck damals im Nachgang und nannte die Zahl „2 Milliarden“. Das wurde so gerechnet: Österreich hätte Forschungsaktivitäten bei Künstlicher Intelligenz zwischen 2012 und 2020 mit insgesamt 910 Millionen Euro an Fördermitteln unterstützt. Dieser Betrag soll nun für die Zeit bis 2030 (die KI-Strategie heißt voll „Artificial Intelligence Mission Austria 2030″) mehr als verdoppelt werden. Müsste also bedeuten: 1,1 Milliarden von 2021 bis 2030, macht etwa 110 Mio. Euro pro Jahr.

Bisweilen sieht es aber ziemlich dürftig aus. Wie Orf.at berichtet, wurden im Jahr 2021 nur sieben Millionen Euro für die KI-Strategie angekündigt – die aber vor allem für Green KI. Daraus ergibt sich für Österreich ein bedauerliches Ranking im internationalen Vergleich. Denn mit diesem betrag rangiert die Alpenrepublik in Sachen KI-Grundlagenforschung auf dem Level von Uganda und Mexiko und ist weit abgeschlagen hinter anderen europäischen Ländern wie Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Italien oder Schweden. Eine Analyse der Brookings Institution, einem eher konservativem Thinktank in Washington, reihte Österreich 2022 tatsächlich als „aufstrebendes“ KI-Land neben Mexiko und Uganda ein – weit abgeschlagen hinter anderem europäischen Ländern.

 

A graphic showing where several countries fall on the technology and research and investment dimensions.

KI-Grundlagenforschung wird links liegen gelassen

Dass sich die Situation für KI-Grundlagenforscher wie Hochreiter bald ändern könnte, danach sieht es aktuell nicht aus. Denn zum Ärger von Hochreiters Institut wurde beim hoch dotierten Förderprogramm „Clusters of Excellence“ des Wissenschaftsfonds FWF und des Wissenschaftsministeriums KI-Forschung links liegen gelassen. Stattdessen wurden die 81 Millionen Euro an Förderung für die fünf Themenfelder Quantenforschung, Materialien für die Energiewende, Mikrobiomforschung, den Umgang mit der „Krise des Wissens“ und einen neuen Blick auf die Geschichte Eurasiens vergeben. Der Antrag von KI-Forscher Günter Klambauer von der Johannes Kepler Universität Linz, an der auch Hochreiter tätig ist, wurde abgelehnt. Klambauer hätte 32 Millionen Euro für KI-Grundlagenforschung mit insgesamt 35 KI-Forschern, drei Nachwuchsprofessuren und sechs Universitäten wollen.

Währenddessen sieht Österreich neben anderen europäischen Ländern, von den USA und China gar nicht zu reden, in Sachen AI alt aus. Deutschland etwa hat bereits vor mehreren Jahren eine KI-Strategie mit mit fünf Milliarden Euro gestartet, um unter anderem 100 KI-Professuren in fünf Jahren aufzubauen; Schweden hat eine halbe Milliarde Euro für unter anderem 50 KI-Professuren gestartet; und in den Niederlanden gibt es 2 Milliarden Euro an Förderungen für den Aufbau eines ganzen KI-Ökosystems.

Bei der österreichischen Bundesregierung, die zur Zeit stark mit der „Zukunftstechnologie“ E-Fuels beschäftigt ist, sind die Beschwerden der heimischen KI-Forscher:innen immerhin gehört worden. „Ich stimme mit Ihnen überein, dass wir mehr Mittel für die KI-Grundlagenforschung in Österreich brauchen und eine neue, zukunftsorientierte Strategie, wie Österreich mit KI-Innovationen umgehen soll oder wird“, so Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) via Linkedin in Richtung Hochreiter, der sich gerade auf Silicon-Valley-Reise befindet. „Genau aus diesem Grund habe ich diese Reise gestartet und bringe Input nach Österreich, um Bewusstsein zu schaffen. Es braucht ein Bewusstsein in den Medien, in der Industrie und in der Wirtschaft und eine Politik, die die Bedeutung der KI-Forschung aktiv anerkennt. Dafür möchte ich mich einsetzen. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen, wenn ich wieder zurück bin.“

„Bittere Enttäuschung“: Massive Kritik an neuer KI-Strategie von Hochreiter und Co.

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