Neobroker

BUX-Österreich-Chef: „Sorge vor massiver Entwertung von FIAT-Geld ist berechtigt“

Nils-Hendrik Höcker, Country Manager Deutschland & Österreich bei BUX. © Robert Lehmann
Nils-Hendrik Höcker, Country Manager Deutschland & Österreich bei BUX. © Robert Lehmann

Der niederländische Neobroker BUX hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 67 Millionen Euro abgeschlossen. Zudem wurde bekannt, dass der Gründer Nick Bortot an den derzeitigen COO Yorick Naeff übergeben wird. Wir haben uns mit Nils-Hendrik Höcker, Österreich-Chef von BUX, über die Finanzierungsrunde und die weiteren Pläne des Neobrokers unterhalten.

80 Millionen US-Dollar für BUX

„Niedrige Zinssätze, ein nicht-nachhaltiges Rentensystem und steigende Immobilienpreise machen traditionelle Bankprodukte wie das Tagesgeldkonto oder Sparbuch immer unattraktiver“, erklärt Höcker im Gespräch mit Trending Topics. Darum würden junge Menschen verstärkt investieren. Wo das langfristig passieren wird, hält er sich offen: „Das Produkt, welches die Kundenwünsche am besten abdeckt, wird langfristig Erfolg haben.“ Derzeit schwimmt jedenfalls auch BUX auf einer Erfolgswelle, die Finanzierungsrunde über 67 Millionen Euro (80 Millionen US-Dollar) wurde heute Vormittag bekanntgegeben.

BUX: Neobroker schließt Finanzierungsrunde über 67 Millionen Euro ab

Trending Topics: BUX hat über 300 Prozent mehr NutzerInnen seit 01. Jänner 2021. War die neue Finanzierungsrunde die logische Konsequenz des rasanten Wachstums?

Nils-Hendrik Höcker: Wachstum allein ist nicht der entscheidende Grund für diese Finanzierungsrunde. Mit unserem Produktangebot aus BUX X, BUX Zero und BUX Crypto bieten wir Profitabilität, Innovation und Wachstum. Deswegen ist unsere Firma für Investoren interessant.

Geplant ist eine “Expansion innerhalb Europas”. Welche Länder werden das im Detail sein? Welche Märkte sind für BUX interessant?

Ende 2022 möchten wir in nahezu jedem europäischen Land verfügbar sein. In den nächsten Wochen werden wir Irland, UK, Spanien und Italien für die Expansion anvisieren.

Die Türkei verbietet künftig Zahlungen mit Kryptowährungen. Gibt es Befürchtungen, dass andere Staaten ähnliche Regulierungen verabschieden?

Die aktuelle Geldpolitik in der Türkei ist eine – mit Blick auf die Notenbank – sehr spezielle. Wie andere Staaten sich zu Kryptowährungen positionieren, ist schwer vorhersehbar. Die aktuelle Marktgröße aller Kryptowährungen macht es etwas schwerer für die Regulatoren.

Anders als viele andere Neobroker setzt BUX auch auf Krypto. wie bewerten Sie den aktuellen Markteintritt von Bitpanda in den klassischen Handel mit Aktien und ETFs?

Der Schritt kommt nicht überraschend. Anleger:innen wollen diversifizieren und daher ist eine Kombination aus Aktien, ETFs, Kryptowährungen und Edelmetallen gefragt.

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Laut unseren Berechnungen haben Bitpanda und Scalable Capital größere Funding-Summen als BUX eingesammelt. Gibt es schon Überlegungen, noch mehr Investoren ins Boot zu holen?

Die Höhe der Finanzierungssumme ist kein alleiniger Gradmesser für Erfolg. Das Produkt, welches die Kundenwünsche am besten abdeckt, wird langfristig Erfolg haben. Wir arbeiten mit einigen Produkten bereits profitabel. Wir nutzen die Finanzierung ausschließlich für weiteres Wachstum und den Ausbau unseres Angebotes. Wenn uns eine weitere Finanzierung helfen wird, dann werden wir uns zum gegebenen Zeitpunkt damit beschäftigen.

Bitpanda, Trade Republic, nextmarkets, dazu noch die “alten” Online-Broker wie Flatex. Wodurch unterscheidet sich BUX denn nun konkret vom Mitbewerb?

BUX ist die einzige wirklich provisionsfreie Möglichkeit, in Aktien zu investieren. Wir berechnen nur für Mehrwertdienste. Wir bieten eine komplette Produkterfahrung: Aktien, ETFs, Sparplan (bald verfügbar), Stückaktien (bald verfügbar) und Crypto. Wir sind als ausführender Makler in den Niederlanden zugelassen. Unsere Brokerage-Lizenz ermöglicht es, Aufträge (für den Zero-Auftrag, aber auch für Teilinvestitionen) zu aggregieren und eine direkte Verbindung zu einer Börse herzustellen. Dies verringert die Abhängigkeit von der ABN Amro Clearing Bank und kann zur Kostensenkung beitragen.

BUX wirbt mit Provisionsfreiheit und trägt das “Zero” sogar im Produktnamen. Trotzdem gibt es natürlich Kosten für die Nutzer, die Aktien und ETFs kaufen. Können Sie diese Kosten bitte transparent machen?

Wir haben die Zero Order eingeführt, damit jeder provisionsfrei investieren kann. Diese Orderart ist und bleibt für alle EU-Aktien und ETFs provisionsfrei. Diese Order wird am Ende des Handelstages zwischen 16:00 und 17:00 Uhr ausgeführt. Wenn eine Order nach 16:00 Uhr erteilt wird, werden wir sie am folgenden Tag ausführen.

Limit Orders werden zu einem vorher festgelegten Preis ausgeführt. Limit Orders geben den maximalen Preis an, den ein Anleger bereit sind, für eine Aktie oder einen ETF zu zahlen. Bzw. regeln sie den Mindestpreis, um den eine Aktie oder ein ETF verkauft werden soll. Wir berechnen eine Provision von einem Euro für alle Limit Orders auf EU-Aktien und ETFs. Für US-Aktien fallen bei dieser Orderart keine Kosten an.

Market Orders werden direkt zum besten verfügbaren Marktpreis ausgeführt. Wir berechnen eine Provision von einem Euro für alle Market Orders auf EU-Aktien und ETFs. Für US-Aktien fallen bei dieser Orderart keine Kosten an.

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Warum kommt der US-Vorreiter Robinhood vorerst nicht nach Europa? Ist der Markt hier bereits zu dicht von verschiedenen Neobrokern besetzt?

Zu den Plänen von anderen Unternehmen kann ich nichts sagen.

Auf Nick Bortot folgt Yorick Naeff als BUX-CEO. Was waren die Gründe für diesen Wechsel?

Acht Jahre nach der Gründung des Unternehmens übergibt Nick die Verantwortung an Yorick, da BUX nun in eine nächste Wachstumsphase eintritt. In den Anfangsjahren von BUX konzentrierte sich Nick als CEO vor allem auf Kreativität, Inspiration und die Schaffung der Grundlage, um allen Europäern die Möglichkeit zu geben, mit Investitionen zu beginnen. BUX ist jetzt in eine Phase des Hyperwachstums eingetreten. Nick bat Yorick, der von Anfang an bei BUX war, seine Position zu übernehmen.

Yorick hat eine großartige Erfolgsbilanz und ist absolut der Richtige, um BUX dabei zu helfen, seine Ambitionen zu erreichen. Nick wird weiterhin Mitglied des nicht geschäftsführenden Verwaltungsrats von BUX sein und daher weiterhin eng mit dem Unternehmen verbunden sein.

“Jüngere Generationen erkennen jetzt, dass das Investieren eine der wenigen verbleibenden Möglichkeiten ist, für eine stabile finanzielle Zukunft vorzusorgen”, erklärte Naeff zuletzt. Sie schlagen in eine ähnliche Kerbe. Ist das nicht grundsätzlich auch bedenklich? Vor allem, wenn die Investitionen in einem brutal volatilen Markt passieren – wohl auch, weil sich mit konservativen Anlageformen kaum mehr Geld verdienen lässt?

Niedrige Zinssätze, ein nicht-nachhaltiges Rentensystem und steigende Immobilienpreise machen traditionelle Bankprodukte wie das Tagesgeldkonto oder Sparbuch immer unattraktiver. Investitionen sind heute für diese Generation eine der wenigen Möglichkeiten, sich eine bessere finanzielle Zukunft zu sichern.

Natürlich gibt es immer ein Risiko beim Handeln mit Aktien. Wir nehmen das sehr ernst und klären unsere Nutzer sehr transparent auf. Gleichzeitig kann man mit Produkten wie ETFs gute Renditen erzielen und die Vergangenheit hat ja gezeigt, dass diese Anlageklasse auch schwere Finanzkrisen langfristig übersteht.

Angesichts der exzessiven Geldvermehrung sowohl in der Euro- als auch USD-Zone gibt es eine berechtigte Sorge vor einer massiven Entwertung von FIAT-Geld. Die Pandemie hat uns deutlich gezeigt, dass Regierungen bereit sind, unbegrenzte Mengen an neuem Geld zu drucken, um die Wirtschaft über Wasser zu halten. Dies hat einen hohen Preis, denn es entwertet das Geld für jeden in der Gesellschaft.

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