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Die Corona-Krise als Chance, eine nachhaltigere Welt zu schaffen

Costa Rica gilt als Musterschüler der Nachhaltigkeit © Unsplash
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Der Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Coronavirus-Krise ist eine historische Chance, Wirtschaftssysteme auch nachhaltiger und emissionsärmer zu gestalten. Das ist nicht die Meinung einiger weniger Aktivisten, sondern die Zusammenfassung eines offenen Briefes, der auf der Website der internationalen NGO Club of Rome veröffentlicht und zuerst von dem Umweltminister von Costa Rica und in Folge von hunderten weiteren Ministern, Forschern und Entscheidungsträger aus aller Welt unterzeichnet wurde. Er ist ein Aufruf an Staats- und Regierungschefs, diese Chance nicht untätig vorüberziehen zu lassen.

Costa Rica ist Musterschüler, was Maßnahmen gegen die Klimakrise betrifft. Es ist das erste Land, das Benziner und Diesel-Autos von den Straßen verbannt hat, der gesamte Strom stammt aus erneuerbaren Energiequellen und CO2-neutral will Costa Rica nicht „schon“ 2030 sein, sondern nächstes Jahr, also 2021.

„A Healthy Planet for Healthy People“: Der offene Brief im Wortlaut

Es ist an der Zeit, unsere Ängste zu instrumentalisieren, Hoffnung zu schenken und Handlungen auszulösen, um auf die Krise in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Klima und biologische Vielfalt mit Lösungen zu reagieren, die nachhaltig widerstandsfähige Gesellschaften fördern.

Die Welt ist in eine außergewöhnliche Krise gestürzt. Wir teilen die tiefe Betroffenheit über die Menschenleben, die das Virus bereits gefordert hat, und bringen ein tiefes Gefühl der Solidarität mit den am stärksten gefährdeten Gebieten zum Ausdruck, da sich die Pandemie weiterhin auf der ganzen Welt ausbreitet. Die Bedrohung erfordert schnelle und entschlossene Antworten, und wir unterstützen die notwendigen Nothilfemaßnahmen voll und ganz, um so viele Leben wie möglich zu retten und die verheerenden Auswirkungen auf die Existenzgrundlage und die Sicherheit der Menschen zu bekämpfen. Diese Krise zeigt auch, wie sehr wir als eine Gemeinschaft von Menschen, die zusammen auf einem Planeten leben, aufeinander angewiesen sind, und zwar sowohl bei unserem Gesundheitssystem als auch bei unseren Ernährungssystemen und Versorgungsketten.

Es ist wichtig festzuhalten, dass der Planet vor einer umfassenderen und längerfristigen Krise steht, die ihre Wurzeln in einer Reihe von miteinander verbundenen globalen Herausforderungen hat. Neu auftretende Infektionskrankheiten (EIDs) wie Ebola, Vogelgrippe, SARS und jetzt auch das Coronavirus (COVID-19) verursachen Todesfälle, Krankheiten und wirtschaftliche Einbußen in großem Maßstab und beeinträchtigen Handels- und Reiseverkehrsnetze. Etwa 70% dieser Krankheiten haben ihren Ursprung bei Tieren (hauptsächlich Wildtieren). Ihr Entstehen ist auf menschliche Eingriffe wie Abholzung, Ausdehnung landwirtschaftlicher Nutzflächen und vermehrte Jagd und Handel mit Wildtieren zurückzuführen, Aktivitäten, die auch zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen können. Viele Krankheitserreger müssen noch entdeckt werden, also sind die Krankheiten, von denen wir wissen, nur die Spitze des Eisbergs. Wie bei Covid-19 gibt es auch bei Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Finanzkollaps keine nationalen oder auch nur physische Grenzen. Diese Probleme können nur durch gemeinsames Handeln bewältigt werden, das lange bevor sie zu einer ausgewachsenen Krise werden, beginnt und nicht als einzelne Bedrohung, sondern als eine potenzielle Serie von Schocks betrachtet werden muss.

Covid-19 hat uns gezeigt, dass ein Wandel von heute auf morgen möglich ist. Eine andere Welt, eine andere Wirtschaft erwacht plötzlich. Das ist eine einmalige Gelegenheit, sich vom ungebremsten Wachstum um jeden Preis und von der veralteten fossilen Brennstoffwirtschaft zu lösen und ein dauerhaftes Gleichgewicht zwischen Menschen, Wohlstand und den Grenzen unseres Planeten herzustellen.

Die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs, die Wirtschaft als Reaktion auf die Korona-Krise anzukurbeln, wird die globalen Bedrohungen entweder verschärfen oder mildern, sie müssen also klug entscheiden. Das Risiko besteht darin, kurzsichtige Entscheidungen zu treffen, die die Emissionen erhöhen und die Natur auf lange Sicht weiter schädigen. Andererseits besteht die Chance, sich für Lösungen einzusetzen, die nicht nur unmittelbar nach der Krise Lebensgrundlagen wieder aufbauen und die Wirtschaftstätigkeit ankurbeln, sondern auch den Übergang zu robusten, emissionsarmen Volkswirtschaften und naturnahen Gesellschaften beschleunigen.

Wir wissen, wie die Lösungen aussehen: Investitionen in erneuerbare Energien statt in fossile Brennstoffe, Investitionen in Natur und Wiederaufforstung, Investitionen in nachhaltige Lebensmittelsysteme und regenerative Landwirtschaft sowie der Übergang zu einer stärker lokal ausgerichteten, zirkulären und kohlenstoffarmen Wirtschaft. Diese sinnvollen Maßnahmen können auch eine dringend benötigte Quelle für die gemeinsame Hoffnung und den Optimismus für die Neubeginn des Lebens in diesen unsicheren Zeiten sein.

Wir fordern die Staats- und Regierungschefs auf, den Mut, die Vernunft und den Weitblick aufzubringen, um die Gelegenheit zu ergreifen und ihre Pläne zur wirtschaftlichen Erholung wirklich grundlegend zu verändern, indem sie in Menschen, Natur und eine CO2-arme Zukunft investieren. Auf diese Weise werden sie dazu beitragen, einen Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu sichern, die globale Gesundheit zu verbessern, unsere Beziehung zur Natur wieder aufzubauen, unsere Landnutzung zu überdenken und unsere Ernährungssysteme umzugestalten. Die Konjunkturpakete sollten nicht als Freifahrtscheine konzipiert werden, sondern vielmehr einige starke wirtschaftliche Anreize und Bedingungen für Unternehmen und Industrien enthalten, sich auf ein emissionsarmes, kreislaufwirtschaftliches Geschäftsmodell umzustellen und in Natur und Menschen zu investieren. Jetzt ist der Moment, fossile Brennstoffe abzuschaffen.

Es ist ebenso wichtig, dass Klima und biologische Vielfalt auch 2020 und darüber hinaus ganz oben auf der Tagesordnung stehen und dass die Staats- und Regierungschefs jede Gelegenheit nutzen, um die Dynamik an diesen Fronten aufrechtzuerhalten. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass die weltweiten Anstrengungen im Zuge der Vereinten Nationen ( UN General Assembly Nature Summit, UN Framework Convention on Climate Change, UN Convention on Biological Diversity) weiterhin Fortschritte machen. Wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass die Zusammenarbeit zwischen den Ländern stärker wird, denn die internationale Zusammenarbeit ist die beste Option zur Lösung künftiger existenzieller Bedrohungen.

Das ist der Moment für uns alle, uns der Herausforderung einer gemeinsamen Führungsrolle zu stellen und zusammen Wege zu finden, um aus dieser Krisensituation mit einer globalen wirtschaftlichen Neuordnung hervorzugehen. Mensch und Natur müssen im Mittelpunkt dieser tiefgreifenden Umgestaltung stehen, um Umverteilung, Regeneration und Wiederherstellung zu erreichen. Wohlstand für die Menschen und den Planeten ist nur möglich, wenn wir heute mutige Entscheidungen treffen, damit künftige Generationen in einer besseren Welt leben und sich entfalten können.

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