In US-Nationalparks regnet es tonnenweise Plastik
Plastik löst sich in der Umwelt nicht auf. Es zerlegt sich in immer winzigere Teile: Mikroplastik ist kleiner als 5 Millimeter und manchmal so klein, dass man es mit freiem Auge nicht sehen kann. In dieser Form gelangen Kunststoffe beinahe überall hin und es regnet sie sogar. US-Forscher haben Regenwasser und Luft in Nationalparks untersucht und dort tonnenweise Mikroplastik entdeckt.
Mehr als 1.000 Tonnen Mikroplastik
14 Monate lang haben Forscher unter der Leitung von Janice Brahney von der Utah State University in elf Nationalparks im Westen der USA Regen- und Luftproben gesammelt. Ihren Berechnungen zufolge dürften so jährlich mehr als 1.000 Tonnen Mikroplastik in diese Gebiete gelangen, die allerdings lediglich 6 Prozent der Fläche der USA ausmachen – das Problem ist also noch wesentlich größer. „Die Menge war so groß, dass es schockierend ist“, sagt Brahney zu dem US-Magazin Wired.
Polyester-Kleidung und Lacke
Die Forscher haben die Partikel analysiert und zwei Hauptquellen ausgemacht: Kleidung und vielleicht Industrielacke und -Beschichtungen. Mikrofasern, die etwa von Kleidung aus Polyester stammen, machten in den Proben bis zu 70 Prozent der Kunststoff-Partikel aus. Weil diese Fasern sehr leicht sind, werden sie von Winden sehr weit transportiert.
30 Prozent der Kunststoff-Teilchen machten sogenannte Microbeads aus, die per Definition kleiner sind als 1 Millimeter und beispielsweise in Zahnpasta oder Waschlotionen eingesetzt werden. Da sie auf diesem Weg direkt ins Wasser gelangen, wurden sie in Kosmetik bereits in zahlreichen Ländern verboten. In den USA übrigens 2015, während es in der EU noch keine einheitliche Regelung gibt. Aufgrund des Verbots in der Kosmetikindustrie gehen die Forscher davon aus, dass diese bunten Teilchen möglicherweise von Industrielacken und -Beschichtungen stammen könnten, die üblicherweise in feinen Nebeln gesprüht werden.
Auswirkungen noch unklar
Darauf, welche konkreten Auswirkungen die hohe Belastung durch Mikroplastik auf die Umwelt hat, wirft die Forschung bisher nur Schlaglichter. Laut dem Forscherteam um Brahney könnten die Kunststoffteilchen die Eigenschaften des Erdreiches beeinflussen. Eine Veränderung in der Menge und Zusammensetzung der Mikroben im Erdreich könnte dann auch einen Einfluss darauf haben, wie Wasser aufgenommen und gespeichert wird. Mikroplastik-Forscher Steve Allen weist gegenüber Wired auch darauf hin, dass Mikroplastik schädliche Chemikalien freigibt und außerdem die Verdauungstrakte kleiner Tiere wie Würmer verstopfen kann.