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N26 Österreich: „Die traditionellen Banken sind unser Kundenpool“

N26-Nutzer bekommen neben der App eine Mastercard. © N26
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Vor rund sechs Jahren zog es die beiden Österreicher Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal nach Deutschland, um zu Gründen. Aus der ursprünglichen Idee, eine Kreditkarte für Teenager anzubieten, ist mittlerweile einen vollwertige Bank mit bald drei Millionen Kunden in ganz Europa geworden. Vor etwa einem Jahr hat Georg Hauer die Österreich-Agenden von der „Challenger-Bank“ N26 übernommen.

Der gebürtige Waldviertler kommt aus der Unternehmensberatung und hat bei N26 auch eine globale Rolle: Er ist für das Bestandskunden-Marketing zuständig. Für N26 ist das eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, denn die Wachstumsstrategie basiert auf der Weiterempfehlung: ein zufriedener Kunde bringt der Jungbank im Schnitt drei neue Kunden. Hauer spricht im Trending Topics Podcast mit unserem Host Martin Giesswein über den „Startup Spirit“ in einem Team aus 750 Mitarbeitern, über Konkurrenz aus den USA und glückliche Kunden.

Martin Giesswein: N26 steht zwischen 2 und 3 Millionen Usern mit einer Unicorn-Bewertung. Bei Kunden seid ihr top aber wie ist N26 eigentlich als Arbeitgeber?

Georg Hauer: Ich lebe privat in Wien und war einer der ersten Mitarbeiter von N26, die nicht im Headquarter saßen. Ich pendle sehr viel zwischen Wien und Berlin, weil die Teams, die ich verantworte in Berlin sitzen. Ich persönlich finde, das N26 eines der spannendsten Unternehmen ist, für die man arbeiten kann. N26 ist eines der größten deutschen Startups und eines der größten europäischen FinTechs. Gleichzeitig ist die Vision aber noch viel größer. Wir wollen ein Weltmarktführer im Banking werden. Wir wollen Menschen weltweit von einem schlechten und überteuerten Banking lösen. Bei dieser Vision stehen wir noch ganz am Anfang. Als ich vor einem Jahr zu N26 gekommen bin, standen wir bei 350 Mitarbeitern, heute sind wir deutlich über 750. Die Firma wächst sehr schnell und die Unternehmenskultur ist von dieser Geschwindigkeit geprägt.

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Gibt es bei 750 Mitarbeitern den Startup-Spirit noch?

Absolut. Das ist eines der größten Assets von N26. Der Startup-Spirit ermöglicht es uns agil zu bleiben und sehr schnell auf neue Kundenbedürfnisse zu reagieren. Gleichzeitig ist N26 nicht nur ein sehr schnell wachsendes Startup, sondern auch eine hoch-professionell gemanagte Bank.

Wenn ich bei N26 einen Job haben will – was muss ich können?

Das wichtigste bei neuen Mitarbeitern ist die Einstellung und die Motivation. Wie auch bei anderen Startups ist es wichtig, dass ein Mitarbeiter nicht nur für eine Position an Bord kommt, sondern für die große Vision. Die Rollen können sich monatlich ändern. Die meisten Mitarbeiter kommen zu uns, weil sie jedes Monat eine neue Herausforderung wollen.

Habt ihr Mitarbeiter-Beteiligungsprogramme?

Für Manager haben wir bestimmte Beteiligungsprogramme. Für alle Mitarbeiter gibt es sehr viele Benefits, damit es auch wirklich Spaß macht, bei N26 zu arbeiten. Ein glücklicher Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter.

Wer ist euer größter Mitbewerber – Revolut, George von der Erste Bank, Holvi?

Keiner davon. Warum? Die traditionellen Banken sind unser Kundenpool – die helfen uns zu wachsen. Die Challenger-Banken: Wir sind in DACH Marktführer und jede Aufmerksamkeit, die Challenger-Banken bekommen, hilft am Ende auch uns. Wir beobachten eher die großen amerikanischen Technologie-Konzerne wie Amazon oder viele Player in Asien mit Finanzprodukten. Bisher  hat sich keiner davon in Europa etabliert und keiner davon hat vollwertige Bank-Produkte gelauncht. Wir wissen aber, dass diese Unternehmen die finanzielle Kraft und auch das richtige Kundenverständnis haben und gute Produkte launchen können. Wir wollen deshalb jetzt möglichst gut und möglichst schnell zu sein.

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Das heißt, ihr rechnet damit, dass Facebook, Google und Co. auch Bankprodukte anbieten?

Apple und Google bieten ja derzeit keine Bank-Produkte sondern Payment-Dienstleistungen an. Dementsprechend sind sie unsere Partnerunternehmen. N26 ist die erste Bank gewesen, die in fast jedem Land, wo Apple und Google Pay gelauncht haben, von Anfang an dabei waren. Wir sind sehr stark dabei, wenn es darum geht, mobile Payment voranzutreiben.

Amazon könnte sich durchaus auch auf Bank-Services ausbreiten?

Amazon hat in der Vergangenheit mehrmals versucht, verschiedene Bank-Produkte zu launchen. Keines davon hat wirklich Fuß gefasst. Das bedeutet aber nicht, dass Amazon nicht irgendwann versuchen könnte, ein Giro-Konto anzubieten. Wir als N26 müssen diese Trends beobachten und dafür ready sein.

Diese Firmen haben eine ganz enge Beziehung zu ihren Kunden, weil sie unterschiedliche Daten aus unterschiedlichen Revenue-Streams haben. Wie schafft ihr es, aus den Daten eurer Kunden Revenue zu generieren?

Wir verdienen nicht an den Daten der Kunden. Unser Geschäftsmodell ist ähnlich dem einer klassischen Bank. Auch wenn ein Kunde keinen einzigen Cent bezahlt, verdienen wir trotzdem an diesem Kunden. Warum? Jedes Mal wenn man bei Amazon, den Wiener Linien oder bei Hofer bezahlt, bezahlt uns der Händler eine ganz kleine Transaktionsgebühr in der Höhe von 0,2 Prozent. Das ist für die meisten Retail-Banken ein sehr kleiner Betrag, aber unser Struktur ist so schlank, dass diese 0,2 Prozent uns sehr glücklich machen. Über die Masse der Transaktionen die jeden Tag abgewickelt werden verdienen wir ein sehr gutes Geld. Mit jedem neuen Kunden verdienen wir mittlerweile einen positiven Deckungsbeitrag.

Verwendet ihr die Daten von Kunden, um die Services besser zu machen?

Glückliche Kunden sind für uns der wichtigste Marketing-Kanal. Wir wissen: jeder glückliche Kunde bringt uns drei neue Kunden. Wenn wir es schaffen, diese drei neuen Kunden auch glücklich zu machen, bringen die uns wieder drei neue Kunden. So wachsen wir. Das ist der Grund, warum wir so günstig und exponentiell wachsen können.

Und das ganz ohne Retail-Banking.

Unser Versprechen ist, dass Kunden nicht zu uns kommen, obwohl wir keine Filialen haben, sondern weil wir keine Filialen haben. Egal, welches Problem man hat: man muss nie eine Filiale aufsuchen und nie ein Formular ausfüllen.

Hast du drei Banking-Tipps für Privatkunden?

Man sollte seine Bank nicht als notwendiges Übel betrachten. Viele traditionelle Banken verwechseln Loyalität mit der Wechselfaulheit der Kunden. Kunden beschäftigen sich aber oft gar nicht mit ihrer Bank und vergessen, dass sie jedes Jahr unnötig viel Geld für eine sehr schlechte Bankenerfahrung bezahlen. Mein zweiter Tipp: Klare Trennung zwischen privaten und geschäftlichen Ausgaben. Das ist ein klassischer Anfängerfehler von Gründern, der später Probleme mit der Finanz bringen kann. Mein dritter Tipp: Regelmäßig die Statistiken am Ende des Monats durchgehen. Manchmal realisiert man erst dadurch, wieviel man für bestimmte Bereiche ausgibt.

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