Consumerism

Salzburger Startup Original+ forscht am „klimaneutralen Ski“

In der Werkstatt von Original+ © Original+
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Skiauswahl per KI: Was zumindest ungewöhnlich klingt, ist in Salzburg bereits problemlos möglich. Dort sitzt das Startup Original+. Die junge Truppe rund um CEO Siegfried Rumpfhuber baut individuelle Ski. Bei der Vorauswahl hilft ein KI-System. Künftig will sich Original+ dann auf den klimaneutralen Ski konzentrieren.

Seit 2018 gibt es die kleine Skimanufaktur in Salzburg. Das Konzept scheint aufzugehen, wie Siegfried Rumpfhuber berichtet: „Unser vergangenes Jahr war super, da das Wetter für außergewöhnlich viel Schnee gesorgt hat, und das am Ende die Unterlage des Erfolgs ist. Wir konnten sowohl unsere Absatz- und Umsatzziele erreichen, was uns für das erste Jahr am Markt zufrieden macht.“ 500 Paar Ski habe man verkaufen können, was in etwa eine halbe Million Euro Umsatz ausmacht.

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Leistbare Maßanfertigungen

Im Fokus steht derzeit aber ohnehin die technische Weiterentwicklung. Rumpfhuber: „Auch entwicklungsseitig konnten wir weitgehend realisieren, was wir geplant hatten. Wir haben einen riesigen Fortschritt gemacht in unserem Verfahren zur seriellen Einzelfertigung von Ski“. Das sei der Schlüssel, um den Kunden maßgefertigte Ski zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis anbieten zu können. “Individualisierung ist ein Megatrend, den in der Ski-Branche aber noch niemand wirklich aufgegriffen hat”, erklärte uns der Gründer bereits vergangenes Jahr. Drei bis fünf Stunden Arbeitszeit müsste sich ein Experte mit jedem Käufer beschäftigen, um ihm den perfekten Ski zu designen, erklärte Rumpfhuber damals. Daraus resultiert sein Credo: „Wir müssen das automatisieren.“ Derzeit stehen fünf Modelle zur Auswahl: „Slalom“, „Piste+“, „All Mountain“, „Freeride“ und „Backcountry“.

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Virtuelle Kaufberatung

Wer sich einen Ski von Original+ zulegen möchte, kann sich vorab online beraten lassen. Dazu klickt sich der Interessent einfach durch eine Art virtuelle Kundenbefragung und gibt Daten wie Größe und Gewicht an. Auch das Fahrkönnen und der bevorzugte Fahrstil werden abgefragt – um letztlich eine individuelle Empfehlung machen zu können.

Welche Vorteile bringt diese KI? Siegfried Rumpfhuber sieht es realistisch: „Der Faktor Mensch ist in einer hochwertigen Beratung aus meiner Sicht auch langfristig nicht zu ersetzen. Wobei uns KI-Lösungen allerdings massiv unterstützen können, ist es, datenbasierte Entscheidungshilfen zu liefern. Also der Fußscan, der dem Verleihberater schon eingrenzt, welches Schuhmodell dem Kunden bestmöglich passt. Oder eben, wie in unserem Fall, eine Konfigurationssoftware, die berechnet, wie ein Ski aufgebaut werden muss, damit er optimal zum Fahrstil eines bestimmten Skifahrers passt.“

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Positive Marktaussichten

Stellt sich die Frage, ob Original+ bei all den modernen Lösungen nicht auf einen veralteten Markt setzt. Kaufen Menschen überhaupt noch Ski? Ja, wenngleich weniger als früher, wie uns Rumpfhuber erklärt: „Etwa 45 Prozent der Kunden kaufen Ski und werden das auch in Zukunft tun. Das ist relativ ähnlich zum Flottengeschäft der Automobilindustrie. Im Marketing bei Audi redet auch niemand gerne davon, da stellt man den RS6 oder den e-tron hin. Aber das Brot unter der Butter ist der 140 PS-Vertreterkombi, geleast von der Firma. Detto in der Ski-Industrie.“

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Siegfried Rumpfhuber geht sogar von mittelfristig leicht rückläufigen Verleihanteilen aus, weil die Skifahrerpopulation massiv überaltere und somit in Zukunft aus noch mehr Best Agern bestehen werde. Diese Zielgruppe bringe mehr Zeit, Geld und Fitness mit und werde den Sport auch bis ins hohe Alter passioniert ausüben.

Aussterbender Skitourimus

Und wie wird sich der Skitourismus in den nächsten Jahren generell entwickeln? „Meine persönliche Hoffnung ist: hin zum ursprünglichen Sinn des Reisens, nämlich um etwas zu entdecken und zu erleben. Und im weitesten Sinn somit auch zu sich selbst. Ich habe vor knapp zwei Jahren die These aufgestellt, dass wir auf das ’skandinavische Zeitalter‘ zustreben müssen, also einem besseren Einklang mit der Natur leben sollten.“

Was Siegfried Rumpfhuber aktuell in vielen Bereichen massiv abgehe, sei das Verständnis, wie stark der Skitourismus von einer intakten Natur abhängig ist. Der Irrglaube sei, dass Kompensation die Lösung für Fehlverhalten ist. Rumpfhuber geht davon aus, dass das Thema Skitouren weiter im Aufwind bleibt, weil es die ursprünglichste und zugleich zukunftsorientierteste Form des Skisports sei.

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Ziel: Klimaneutraler Ski

„Alle anderen Tourismusformen müssen sich aus meiner Sicht vielfach hinterfragen, weil mit linear weiterentwickeln (schnellere Seilbahn, größerer Speicherteich, mehr Pistenkilometer, Anm.) führt sich die Branche ad absurdum.“ Hier sei die Politik gefordert: „Für meinen unmittelbaren Bereich ist meine Forderung an die Politik, dass es für Ski eine vergleichbare gesetzliche Regelung geben soll wie für die Elektronikindustrie. Das heißt, eine Rücknahme-, Entsorgungs- und Verwertungspflicht für Altski. Mit Anreizen für den Bau ökologisch hochwertiger und wenig umweltbelastender Ski und Strafen für geplante Obsoleszenz und den Einsatz ökologisch kritischer Materialien und Verfahren. Bei Original+ haben wir klar den klimaneutralen Ski als Ziel, und forschen auch daran.“

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