Business-to-Government

Velovio: Der lange Weg für 15 Fahrradstellplätze in Salzburg

Das sind die neuen Fahrradständer in Salzburg. @Velovio
Das sind die neuen Fahrradständer in Salzburg. @Velovio
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Wer in die Salzburger Altstadt will, kommt am Kajetanerplatz meist nicht vorbei. Der Platz liegt zwischen der gleichnamigen Kirche, dem Landesgericht, einer Trattoria und Weinbar. Bisher war die Fläche eher unauffällig. Nun jedoch wurde sie neu gestaltet. Zwischen März und September erhielt der Boden einen neuen Belag, vor den Geschäften wurden Granit-Platten in den Boden eingelassen. Im Mittelpunkt des neuen Platzes steht nun ein Brunnen, um den herum Sitzbänke stehen und dessen Fontänen bis zu 2,5 Meter hoch sein sollen. Doch eine weitere Neuerung ziert nun den Platz. Auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so auffällt: Vor dem Landesgericht und ums Eck stehen neue Fahrradständer.

Was grundsätzlich nicht besonders außergewöhnlich klingt, hat eine langen Weg hinter sich. Diese Fahrradständer wurden nämlich von dem Startup Velovio aus Puch Urstein im Salzburger Land bereitgestellt. Gründerin Tanja Friedrich, selbst leidenschaftliche Radfahrerin, hat einen modularen Fahrradständer für den öffentlichen Raum entwickelt. Mittlerweile bietet sie mit Velovio verschiedene Produkte an, mit denen Fahrräder platzschonender abgestellt werden können. Gleichzeitig soll das Stadtbild durch das moderne Design der Lösungen aufgewertet werden.

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„Wir können nicht zwei Jahre auf ein Projekt warten“

Laut Velovio-Gründerin Friedrich und ihrem Kollegen Georgy Maysuradze fehlt oft das Grundverständnis für Innovation und Startups in den Verwaltungen. „Wenn in der Verwaltung Menschen, welche keine Expert:innen sind, für Innovationen zuständig sind, wird es schwierig da reinzukommen“, sagt Maysuradze, Sales Manager bei Velovio, im Gespräch.  Oft sei es passiert, dass Beamt:innen im Budgetrahmen denken: Wie viele Radabstellplätze bekomme ich und was kostet  mich das. „Die ganze Innovation dahinter wird oft nicht verstanden und gesehen. Deswegen ist es oft sehr schwierig, überhaupt mit Städten zusammenzuarbeiten“, erklärt Gründerin Friedrich.

Gerade im sogenannten Business-to-Government-Sektor sind Startups bei der Zusammenarbeit mit Verwaltungsbehörden oft vor große Hindernisse gestellt. Bis die Zusammenarbeit gelingt kann daher viel Zeit verstreichen. Im Fall des Kajetanerplatzes sind ungefähr neun Monate verstrichen, bis die Erbauung der Fahrradständer des Startups unter Dach und Fach war, so Velovio. „Projekte können sich bis zu zwei Jahre ziehen. Als Startup sind wir natürlich auf Flexibilität angewiesen. Wir können nicht zwei Jahre auf ein Projekt warten“, betont Gründerin Friedrich im Gespräch mit Tech & Nature.

Schwierig als Startup in die Auswahl zu kommen

Ein Startup muss in der komplexen Struktur der Städte viele Stationen durchlaufen, um zum Ziel zu kommen. Altstadtschutz, Architekturbüro, die Bauabteilung und die Stadträtin – sie haben alle haben bei der Umgestaltung des Kajetanerplatzes mitgeredet. Alleine einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist für Startup im B2G-Bereich eine große Hürde. „Normalerweise hat das Architekturbüro Zugriff auf Kataloge verschiedener Hersteller“, erklärt Friedrich. „Die großen Player sind da natürlich ganz vorne dran. Da werden die Radabstellanlagen einfach mitbestellt und da geht’s dann auch viel um Optik. Als Startup ist es natürlich super schwierig, zwischen diese Player reinzukommen. Also dass man überhaupt die Chance hat, sein Produkt mal aufzubauen.“

Überwinden konnten sie diese Hürde nur mithilfe von Peter Weiss, der seit 25 Jahren Radverkehrskoordinator der Stadt Salzburg ist. Für das Startup ein Glücksgriff, denn Weiss ist selbst leidenschaftlicher Radfahrer und Tüftler, der ein offenes Ohr für innovative Lösungen hat. Mit ihm gemeinsam entwickelte Friedrich die Radbügel, die nun auf dem Kajetanerplatz stehen. „Tanja Friedrich hat mir vor längerer Zeit einen Radständer vorgestellt, der mir funktionell und optisch gut gefallen hat, aber für die Altstadt zu massiv war. Dafür hätte ich keine Zustimmung der Sachverständigen für den Altstadtschutz bekommen“, erklärt Radverkehrskoordinator Peter Weiss auf Anfrage von „Tech & Nature“. „Da es auf dem Markt keinen Radständer gab, der alle unsere Kriterien erfüllte, hat Tanja sich engagiert und wir haben gemeinsam herumgetüftelt, um ein Model zu kreieren, das bzgl. Optik, Diebstahlsicherheit und Komfort alle Wünsche erfüllt.“

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Was Städte besser machen können

Grundsätzlich ist die Mobilitätswende im Bewusstsein der Stadtverwaltungen angekommen, Schnittstellen zwischen Städten und Innovationsträgern müssen laut Friedrich aber erst noch entstehen. Städte können laut der Gründerin aber einiges dafür tun, damit es Startups bei der Stadtentwicklung leichter haben. „Stell dir vor, du hättest in jeder größeren Stadt einen experimentellen Bezirk, an dem verschiedene Mobilitätsformen getestet werden können. Dann hast du viel schnellere Ergebnisse“. Experimentieren, und das was funktioniert dann auf die gesamte Stadt ausrollen, das wünschen sich Gründer:innen wie Friedrich.

Zusätzlich hofft sie, dass wichtige Abteilungen wie die Radverkehrskoordination, die in Salzburg laut Friedrich reduziert werden soll, nicht weiter Steine in den Weg gelegt bekommen. Abteilungen, die sich um klima- und umweltfreundliche Mobilitätsformen kümmern, seien in Städten wie Salzburg enorm wichtig – besonders für Startups.

Trotz der Hindernisse im öffentlichen Sektor sind die beiden überzeugt von der Arbeit im B2G- Bereich. Das Projekt „Kajetanerplatz“ hat ihnen gezeigt, dass die Arbeit mit dem öffentlichen Sektor erfolgreich sein kann. Derzeit ist Velovio auf der Suche nach Pilotgemeinden, um auch andere ihrer Produkt in den öffentliche Raum zu bringen. Bis dahin stehen am neuen Kajetanerplatz neben der gleichnamigen Kirche und dem Landesgericht schon einmal brandneue Fahrradständer von Velovio. Diese werden auf den ersten Blick kaum auffallen. Im Zuge des Planungs- und Umsetzungprozesses wurden sie so verändert, dass die Ständer fast wie die alten aussehen – nur eben ein wenig moderner. Soweit zur Innobationsbereitschaft in Mozarts Geburtsstadt. Für zu viel Innovation ist es in der Stadt vielleicht noch zu früh. Die Gründerin zeigt sich aber doch zufrieden. „Es ist trotzdem ein kleiner Erfolg für uns“, so Friedrich.

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