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Wie die Klimakrise gekippt werden könnte

Positive Kipppunkte auslösen ©Andrey Popov/Getty Images
Positive Kipppunkte auslösen ©Andrey Popov/Getty Images
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Der Begriff „Kipppunkt“ steht im Zusammenhang mit der Klimakrise für nichts Gutes. Wird ein Klima-Kipppunkt erreicht, resultieren daraus weitreichende problematische Folgen. Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) definiert sogenannte Kippelemente, als „Teile des Erdsystems, die – sobald sie sich in einem kritischen Zustand befinden – als Reaktion auf Störungen große und möglicherweise unumkehrbare Veränderungen durchlaufen.“ Eine solche Störung ist beispielsweise das Überschreiten einer gewissen Temperatur. Wird dieser kritische Schwellenwert erreicht, fangen die Eisschilde an zu schmelzen, damit steigt der Meeresspiegel und dieser Anstieg kann wiederum katastrophale Auswirkungen auf die Küstenstädte der Welt haben.

In dem Zusammenhang, eine weitere Klimabegriffserklärung: „loss and damage“. Der Meerespiegelanstieg ist ein solcher „lost and damage“-Fall. Dieser wird durch die Ausdehnung des Wassers bei höheren Temperaturen und durch das Schmelzen des Eises beeinflusst. Beschrieben werden mit „lost and damage“ Entwicklungen der Klimakrise, welche nicht mehr aufzuhalten sind. In dem Anfang August 2021 veröffentlichten ersten Teil des sechsten Sachstandsberichtes des UN-Weltklimarats, prognostizieren die Klimaforscher:innen einen weiteren deutlichen Anstieg des Meeresspiegels. Aber auch der geschwächte Golfstrom, das Absterben von Korallenriffen und der kritische Zustand der Lunge des Planeten, dem Amazonas-Regenwald, stellen beim vollständigen Erliegen Kipppunkte dar, mit weitreichenden Folgen.

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Positive Kipppunkte auslösen

Alles in allem ist das Erreichen eines Kipppunktes somit nichts, was als erstrebenswert gelten sollte. Aber, genau wie nur wenige Kommastellen bei der Klimaerwärmung negative Veränderungen bewirken kann, ist das auch in die andere Richtung möglich. Forschende der Universität Hamburg und des University College London untersuchten sogenannte „positive Kipppunkte“ und haben ein „Rezept“ dazu verfasst, wie entscheidende Auslöser ausfindig gemacht und herbei geführt werden können. Denn ja sie sind möglich und ja, sie kamen in der Vergangenheit auch schon vor.

Für die Studienautor:innen der Anfang Februar veröffentlichten Studie, sind diese positiven Kipppunkte sogar essentiell. „Der einzige Weg, wie wir unseren globalen Zielen bei wichtigen Themen wie Kohlenstoffemissionen und biologischer Vielfalt näher kommen können, sind positive Kipppunkte“, so der Hauptautor Tim Lenton, Direktor des Global Systems Institute (GSI) an der Universität Exeter in einer Mitteilung der Universität.

Die Forschenden untersuchten in ihrer Studie die Voraussetzungen für einen solchen positiven Kipppunkt. Als Beispiel für solche positiven Kipppunkte nannten diese unteranderem sinkende Preis einer grünen Technologie, öffentliche Einstellungen oder zielgerichtete Subventionen. Oftmals wird ein solcher Kipppunkt durch die Kombination verschiedener Faktoren beeinflusst. So hätten sinkende Kosten und der öffentliche Zuspruch einen Wendepunkt in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und Solarenergie ausgelöst und der einzelne Protest von Greta Thunberg führte zu einer weltweiten Klimabewegung. Dadurch werden wiederum weitere Entwicklungen beeinflusst. „Unser neues Paper zeigt eine Vielzahl von Möglichkeiten auf, wie Kipppunkte aktiviert werden können“, so Lenton. Dabei gehen sie auf ganz verschiedene Bereiche mit Beispielen ein, so im Bereich Energie oder der Ernährung.

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Jede:r hat Einfluss

Zudem könnten diese positiven Kipppunkte deutlich zeigen, wie groß der einzelne Einfluss auf die globalen Entwicklungen sein kann. So würden Veränderungen oft damit beginnen, dass nur eine kleine Gruppe von Menschen eine große Idee hatte, ist Lenton überzeugt. Aber auch der Einsatz von entsprechenden finanziellen Mitteln bleibt elementar, um Zukunftstechnologien entsprechend zu entwicklen oder klimafreundliches Verhalten zu fördern. „Öffentliche und private Gelder sind ebenfalls wichtig. Öffentliche Gelder stehen oft an erster Stelle, um Forschung und Entwicklung zu finanzieren, und dann kommen private Mittel, um eine Idee in großem Maßstab voranzutreiben“, so Lenton.

Hoffnung sehen die Studienautor:innen dabei in der auf der COP26 vereinbarten Breakthrough Agenda. Laut den Forschenden signalisiere die Vereinbarung ein „grundlegendes Umdenken“, bei welchem sich nicht nur auf die Emissionsziele konzentriert werde, sondern darauf, die Wirtschaftssektoren in einen neuen Zustand zu versetzen, in dem die „grüne“ Option am billigsten und einfachsten sei.

Mit Hilfe ihrer Veröffentlichung soll das Erkennen und Einleiten von solchen positiven Kipppunkten nun erleichtert werden. Veröffentlicht wurde die Studie „Operationalising Positive Tipping Points towards Global Sustainability“  in der in der Zeitschrift Global Sustainability.

 

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