Neue Arktis-Strategie

Sorgenkind Arktis: EU will neue Förderungen von Öl, Gas und Kohle stoppen

Mehr Schutz für Arktis gefordert @pexels
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Dreimal schneller als irgendwo anders auf der Erde – das ist die Geschwindigkeit mit welcher die Erderwärmung in Folge der Klimakrise die Arktis trifft. Zu dieser Erkenntnis kam ein im Frühjahr veröffentlichter Bericht des Arctic Monitoring and Assessment Programme (Amap). Laut den Forschenden ist die durchschnittliche Jahrestemperatur zwischen 1971 und 2019 um 3,1 Grad Celsius angestiegen. In dem gleichen Zeitraum ist die Jahrestemperatur auf der Erde hingegen um insgesamt ein Grad Celsius angestiegen.

Auch kommt es in der Region zu immer häufigeren und längeren Warm-Zeiten in Winter und Folgen der Klimakrise, wie der Verlust des Meereises, der Rückgang von Gletschern und die Verringerung von Schneedecken nehmen zu.

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Förderungsverbot von bisher unerschlossenen Gebieten

Nun will sich die Europäische Union daher und wegen der zunehmenden Gefahr für Umweltkatastrophen in dem Gebiet verstärkt für diese Region einsetzen. Dafür veröffentlichte die Europäische Kommission aktuell einen Vorschlag für eine neue Arktis-Strategie. In einer Mittelung sprechen sie sich für ein „verstärktes Engagement der EU für eine friedliche, nachhaltige und prosperierende Arktis“ aus. „Die Arktis verändert sich aufgrund der Auswirkungen der Erderwärmung, des zunehmenden Wettbewerbs um natürliche Ressourcen und geopolitischer Rivalitäten rasant. Diese Entwicklungen zeigen, dass Europa seine geopolitischen Interessen umfassend definieren muss, um Stabilität, Sicherheit und friedliche Zusammenarbeit in der Arktis zu fördern“, so Josep Borrell, Hoher Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik.

Als genaue Maßnahmen will sich die Europäische Kommission für eine multilaterale Vereinbarung einsetzen, welche die Förderung von Öl, Gas und Kohle in bisher nicht erschlossener Vorkommen untersagt. Außerdem könnte es Unternehmen über ein solches Abkommen untersagt werden, dennoch geförderte Rohstoffe einzuführen. Außerdem plant der Staatenverbund ein Kommissions-Büro in der grönländischen Hauptstadt Nuuk einzurichten. So soll die „Sichtbarkeit der Arktisbelänge“ in den europäischen Außenbeziehungen verstärkt werden, heißt es. Weiterhin sollen finanzielle Mittel “ für die Förderung des grünen Wandels in der Arktis, zugunsten der arktischen Bevölkerung“ freigegeben werden.

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Arktis Umsetzung bleibt fraglich

So gut sich diese Maßnahmen auch anhören, so fraglich bleibt die Umsetzung. So ist die Europäische Union kein Mitglied des regionalen Koordinierungsgremium des Gebietes, dem Arktischen Rat. Diesem gehören, neben sechs indigenen Organisationen, die Arktisanrainerstaaten Kanada, Dänemark, Finnland, Island, Schweden, die USA, Norwegen und Russland an. Insbesondere die beiden letzteren fördern im Moment fossile Rohstoffe aus dem Gebiet. Davon profitiert auch die EU, wie sie selber einräumen. Bisher wird weiter Öl und Gas aus arktischen Gebieten, insbesondere aus russischen, in die EU importiert.

Vor dem Hintergrund erscheint es ein wenig paradox, dass nun eben die EU sich für ein Verbot von entsprechenden Öl- und Gasförderungen aus bisher unerschlossenen Reserven in dem Gebiet ausspricht. Bisher handelt es sich bei dieser neuen Strategie auch nur um einen Vorschlag. Diesem müssen die Mitgliedsländer noch zustimmen. Auch bleibt bisher die Frage offen, ob Russland, das Teil des arktischen Rates ist und große Mengen an fossilen Rohstoffen fördert, einem solchem Abkommen zustimmen wird. Laut der Nachrichtenagentur Reuters äußerte sich der russische Präsident Wladimir Putin im Rahmen einer Energiekonferenz in Moskau wenig beeindruckt von dem Vorschlag der EU. So zitiert Reuters Putin: „Wenn solche Entscheidungen zu einer gewissen Preisvolatilität führen, würde (Russlands Wirtschaft) nicht so sehr darunter leiden. Denn wir werden die Produktion reduzieren, aber die Preise bekommen, die wir wollten.“

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Maßnahmen gegen tauenden Permafrost geplant

Neben dem Stopp der Fördervorhaben in der Arktis sind in dem Vorschlag zu der neuen Arktisstrategie auch „konzentrierte Maßnahmen gegen Rußablagerungen und tauenden Permafrost“ enthalten. Insbesondere die Erforschung der Auswirkungen von letzterem soll verstärkt werden. So seien „über 70 % der arktischen Infrastruktur und 45 % der Ölförderfelder auf Permafrostboden gebaut“, so die Europäische Kommission. Als mögliche Maßnahmen schlagen sie die Entwicklung von Methoden zur lokalen Kühlung und Stabilisierung vor, die Einführung strengerer Baustandards und auch die Einrichtung eines Überwachungs- und Frühwarnsystems zur Erkennung von freigesetzten Keimen aus dem auftauenden Permafrostböden vor.

Dass die Gefahr von tauenden Permafrostböden eine sehr ernst zu nehmende ist, machen auch verschiedene Studien der letzten Jahre deutlich. So kam eine im Jänner 2021 veröffentlichte Studie der amerikanischen Brigham Young University (BYU) zu dem Ergebnis, dass circa 560 Milliarden Tonnen von organischem Kohlenstoff und 60 Milliarden Tonnen an Methan derzeit noch in unterseeischen Permafrostböden eingeschlossen sind. Mehr als 80 Prozent der Unterwasser-Permafrostböden sind auf dem Grund des arktischen Meeres vor den Küsten Sibiriens zu finden. Diese wurden wahrscheinlich nach dem Ende der letzten Eiszeit vor schätzungsweise 14.000 Jahren überschwemmt und tauen seit dem. Ob der menschgemachte Klimawandel diesen Vorgang bisher beschleunigt hat, konnten die Forschenden nicht bestätigen.

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Den Ergebnissen der Studie nach, könnte sich das in der Zukunft aber ändern und die Mengen der freigesetzten Emissionen deutlich zunehmen. Dabei rechnen die Forschenden nicht mit einem abrupten Anstieg, sondern mit einem allmählichen verteilt über die 300 Jahre. Der Veröffentlichung zufolge, hat der Mensch allerdings auf diese Mengen einen großen Einfluss. Sollten die  Emissionen weiter in dem Tempo voranschreiten wie bisher, könnten viermal so viel Treibhausgase freigesetzt werden, als wenn das Klimaziel von einem Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius eingehalten werden könnte.

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