Zahlen

EY Startup-Barometer: Bitpanda und GoStudent kaschieren schwaches erstes Halbjahr

Bitpanda- und GoStudent-Gründer. © Bitpanda/GoStudent
Bitpanda- und GoStudent-Gründer. © Bitpanda/GoStudent

Österreichs Startups sorgen im ersten Halbjahr 2021 einen Finanzierungsrekord. Der Gesamtwert der Investitionen in österreichische Startups hat sich in den ersten sechs Monaten des Jahres fast vervierfacht – auf insgesamt 518 Millionen Euro. Das ist ein fast doppelt so hohes Gesamtvolumen wie im gesamten Vorjahr. Allerdings: Fast ein Fünftel des Gesamtvolumens fallen auf die beiden Unicorns Bitpanda und GoStudent, die gemeinsam in diesem Jahr bereits rund 426 Millionen Euro einsammeln konnten. Nimmt man die beiden Unternehmen aus der Rechnung, sind die durchschnittlichen Finanzierungsvolumina sogar geringer als 2020.

Finanzierungsrunden: Anzahl und Volumen rückläufig

Auch die absolute Zahl der Finanzierungsrunden liegt derzeit unter dem Vorjahresniveau, heißt es im Startup-Barometer von EY. 77 seien es im Vorjahr gewesen, 64 bislang heuer – das ist ein Minus von 17 Prozent. Das durchschnittliche Volumen sinkt von 2,5 Millionen Euro auf 1,7 Millionen Euro. Die größte Transaktion in Österreich war laut dem Barometer die Juni-Finanzspritze in Höhe von 205 Millionen Euro für das EduTech-Unternehmen GoStudent, das mit einer weiteren Finanzierungsrunde in der Höhe von 70 Millionen Euro (im März) auch Rang 3 belegt.

Auf Platz 2 kommt Bitpanda mit 141 Millionen Euro im März –  ebenso wie auf Platz 5 mit einer Erweiterungsrunde in Höhe von rund 10 Millionen Euro im Mai. Den vierten Platz erreicht der oberösterreichische Haustier-Tracker-Hersteller Tractive, der 29 Millionen Euro einsammeln konnte.

Österreich: „Müssen uns mit kleinen Runden begnügen“

„Im vergangenen Jahr hatte die Pandemie in den meisten europäischen Ländern zu einem leichten Dämpfer beim Finanzierungsvolumen geführt – Österreich war hier eine der wenigen Ausnahmen“, so Florian Haas, Leiter des Startup-Ökosystems bei EY Österreich. „In diesem Jahr sehen wir einen starken Corona-Effekt in die umgekehrte Richtung: Die Finanzierungsaktivitäten und -summen in Europa explodieren geradezu.

Vergleicht man die Volumina in Österreich mit vergleichbaren Standorten in Hinblick auf die Einwohnerzahl wie Schweden oder Finnland sieht man, dass sich die österreichische Startup-Szene trotz Rekordjahr mit kleinen Runden begnügen muss. Für die internationale Skalierung vielversprechender Scale-ups, von denen es in Österreich einige gibt, dürfen substanzielle Kapitalspritzen wie jene für GoStudent und Bitpanda keine Ausnahme bleiben“.

Unicorn Country Austria: Big at Home, Small in Europe

Das aktuelle Umfeld lasse aus Sicht von Haas jedenfalls darauf hoffen, dass die positive Entwicklung in den nächsten Monaten anhält und „weitere heimische Startups den Unicorn-Stempel bekommen“: „Der Finanzierungsboom hat mehrere Gründe“, sagt Haas. „Zum einen ist sehr viel Liquidität im Markt, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach attraktiven Anlagemöglichkeiten sucht. Vor allem aber sieht der Markt inzwischen völlig neue Perspektiven für innovative Technologieunternehmen. Die Digitalisierung hat im Pandemiejahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hat.

Der Knoten ist geplatzt, und neue, disruptive Geschäftsmodelle werden jetzt mit ganz anderen Augen gesehen als vor der Pandemie. Unter diesen Voraussetzungen ist zu erwarten, dass wir heuer sogar die Marke von einer Milliarde Euro Finanzierungen für österreichische Startups überschreiten – dass im Juli bereits rund 100 Millionen Euro investiert wurden, unterstreicht das“, so Haas.

Geld oft aus Amerika

Gibt es eine Finanzierung, sind jedenfalls oft amerikanische Investorinnen und Investoren beteiligt. Der Blick auf die Herkunft der Lead-Investoren bei den großen Runden unterstreicht diesen Trend. Europäische Investorinnen und Investoren beteiligen sich hingegen nur in Einzelfällen an entscheidenden Finanzierungsrunden. „Der fast schon wöchentlich aufbrandende kollektive Jubel über große Finanzierungsrunden und steigende Volumina in österreichische Start-ups darf nicht überdecken, dass der Venture-Capital- und Private-Equity-Markt in Europa immer noch erheblichen Aufholbedarf hat.

Europäische Geldgeber:innen – insbesondere institutionelle Investor:innen wie Pensionskassen oder Versicherungen – stehen bei größeren Investitionsrunden zumeist an der Seitenlinie und sind nur bei Runden im niedrigen zweistelligen Millionenbereich wirklich im Spiel. Es braucht dringend Weichenstellungen und Abbau regulatorischer Hürden für diese Investor:innen, um das europäische Ökosystem zu stärken und die Abwanderung von intellektuellem Eigentum – und damit schmerzhafte Standortnachteile – zu verhindern“, so Haas.

Health und Wien an der Spitze

Interessant auch: Das meiste Geld verteilt sich auch einige wenige Branchen beziehungsweise Bereiche. Die meisten Finanzierungsrunden wurden im ersten Halbjahr 2021 etwa im Gesundheits-Bereich gezählt: Ihre Zahl sank zwar von 17 auf 15, allerdings ging die Anzahl an Finanzierungsrunden für den im Vorjahr an der Spitze liegenden Bereich Software & Analytics noch stärker von 24 auf 13 zurück. Mit SaaS, Artificial Intelligence, Virtual Reality, Blockchain, Cloud, Cyber Security sowie Data Analytics umfasst dieser Bereich Startups mit neuen Technologien. In den Bereichen e-commerce, FinTech, Mobility und Education, die die Ränge drei bis sechs der Rangliste belegen, wurden jeweils mehr Deals gezählt als im ersten Halbjahr 2020.

Der österreichweite Hotspot ist dabei – wenig überraschend – die Bundeshauptstadt. Trotz eines Rückgangs der Finanzierungsrunden um ein Viertel von 55 auf 41 liegt Wien unangefochten an der Spitze, auf dem zweiten Platz liegt wie schon im Vorjahr Oberösterreich (8), dahinter folgt die Steiermark (5). Das Investitionsvolumen in Wien hat sich von 121 auf 464 Millionen Euro fast vervierfacht. Sogar mehr als versechsfacht haben sich die Finanzierungssummen in Oberösterreich: von sechs Millionen auf 39 Millionen Euro.

Investmentrunden heimischer Startups

Die nachfolgende Liste zeigt alle Investments in heimische Startups bis zum Stichtag 22. Juli. Die Liste wird von Trending Topics erstellt, kuratiert und laufend ergänzt.

Firma Investmentrunde Branche
GoStudent 205 Mio. Euro EdTech
Bitpanda 152 Mio. Euro Crypto/Fintech
GoStudent 70 Mio. Euro EdTech
Meister 44 Mio. Euro Productivity Software
Tractive 28,6 Mio. Euro PetTech
Bitmovin 20,7 Mio. Euro Videostreaming
Bluecode 20 Mio. Euro Mobile Payment
Anyline 17 Mio. Euro OCR
byrd 16 Mio. Euro Logistics
Blockpit 8,5 Mio. Euro Crypto
Crate.io 8,25 Mio. Euro IoT Database
StoryBlok 7,2 Mio. Euro CMS Software
Allcyte 5 Mio. Euro BioTech
Helu 4,2 Mio. Euro SaaS
Propster 3 Mio. Euro Proptech
TeleDoc 3 Mio.  HealthTech
inoqo 2 Mio. Euro Greentech
Speedinvest Heroes 1,5 Mio. Euro HR
TeamEcho 1,3 Mio. Euro HR
WeShip > 1 Mio. Euro Logistics
Cashy > 1 Mio. Euro Digital Pawnshop
XUND > 1 Mio. Euro HealthTech
Logsta > 1 Mio. Euro Logistics
VitreaLab > 1 Mio. Euro Display Tech
markta > 1 Mio. Euro E-Commerce
Eloop > 1 Mio. Euro Carsharing
NumberX > 1 Mio. Euro Fintech
Visplore 1 Mio. Euro Data Visualisation
Txture > 1 Mio. Euro Cloud IT
Ubiq > 1 Mio. Euro Mobility
Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Powered by Dieser Preis-Ticker beinhaltet Affiliate-Links zu Bitpanda.

Deep Dives

Austrian Startup Investment Tracker

Die Finanzierungsrunden 2024

#glaubandich-Challenge 2024

Der größte Startup-Wettbewerb Österreichs mit Top VC-Unterstützung

Podcast: Mit den smartesten Köpfen im Gespräch

Der Podcast von Trending Topics

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 11

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

The Top 101

Die besten Startups & Scale-ups Österreichs im großen Voting

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen