Claudio Wilhelmer & Matthias Seiderer

Gründer der Woche: Wie man aus der Hausbank ein Fintech macht

Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer. © NumberX
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Es gibt seit dieser Woche ein neues Fintech aus Österreich: Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer soll zum „primären Banking-Interface“ werden und als „Bindeglied zwischen der alten Bankenwelt und neuen Finanztechnologien“ fungieren. Wir haben unsere beiden Gründer der Woche gefragt, wie die Idee dazu entstanden ist – und wo ihr Startup NumberX hin will.

NumberX legt sich via Open Banking (a.k.a. PSD2) mit einer zeitgemäßen App und einer passenden Mastercard quasi wie ein moderner Layer über das Konto einer Hausbank. Das Girokonto der Nutzer*innen bleibt weiterhin bei der Hausbank, dort ist das Vertrauen groß. Auf diesem Fundament bauen wir auf und sehen uns als unabhängige Finanzplattform, die über eine einzige Karte bestehende Girokonten mit innovativen Finanztechnologien verbindet“, erklärt CEO Claudio Wilhelmer. Er hat gemeinsam mit Matthias Seiderer NumberX aus der Taufe gehoben.

„Vertrauen ist bei den Hausbanken“

Die Besonderheiten des Fintechs sind schnell erklärt – zumindest, wenn man Matthias Seiderer fragt: NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten – wie man sie von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze.

NumberX setze an einem „Digitalisierungsproblem der Finanzbranche“ an: Neobanken hätten bewiesen, dass es eine stark gestiegene Nachfrage nach appbasierten Bezahlkarten gibt. Klassische Banken würden hingegen „kaum vergleichbare digitale Lösungen“ anbieten. Gleichzeitig sei aber nur ein Bruchteil aller Nutzer*innen gewillt, die meist bewährte Kontoverbindung bei ihrer Hausbank aufzugeben. „Diese Marktsituation sieht NumberX als Chance und adressiert mit seiner Lösung genau jene Nutzer*innen, die ihr Konto weiterhin bei der Hausbank ihres Vertrauens führen wollen, aber ebenso die Vorteile appbasierter Karten samt Zugang zu weiteren Finanzservices erwarten. NumberX vereint so die Sicherheit der Hausbank mit den Vorteilen von Neobanken“, erklärt Wilhelmer.

Gründung? Pandemie genau der richtige Zeitpunkt

Die Idee dazu entstand eher zufällig, erinnert sich Wilhelmer: Wir haben uns vor einigen Jahren in Wien kennengelernt und uns sofort verstanden, schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol, sondern auch noch aus demselben Bezirk stammen und sogar in derselben Gemeinde gelebt haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt, so haben wir uns dann erst durch die Wiener Startup-Szene kennengelernt. Dann waren wir immer wieder im Austausch und haben uns getroffen, um Ideen zu besprechen und auszuarbeiten, und schlussendlich war die Pandemie genau der richtige Zeitpunkt, um NumberX zu gründen. Als Gründer ergänzen wir uns optimal.“

Von Tirol nach Wien nach London

Beide Gründer haben bereits ausreichend Erfahrung in der Szene sammeln können. Matthias Seiderer: Technologie hat mich schon immer begeistert. In jungen Jahren habe ich begonnen, meine ersten Gehversuche mit einem AMIGA 2000 zu machen, und durfte ich bei jeder Familienfeier die Computer wieder einrichten. So kam ich auch zum Programmieren. Nach Abschluss der HTL in Innsbruck arbeitete ich als junger CTO bei Caeroscene, um die Digitalisierung im Privatjet-Bereich voranzutreiben. Nebenbei studierte ich aus Interesse in Wien Medizinische Informatik und Biomedical Engineering. Nach sieben Jahren bei Caeroscene wechselte ich zu Anyline, in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. In jeder Phase traf ich spannende Persönlichkeiten, die mutig gegründet haben und denen ich sehr dankbar bin, dass sie mich bei meiner Gründung begleiten.“

Auch Claudio Wilhelmer blickt auf eine spannende berufliche Reise zurück – von Tirol bis London: Ich bin in Osttirol im Bezirk Lienz aufgewachsen und dort zur Schule gegangen. Unternehmerisch versiert war ich schon immer. Nach dem Gymnasium ging es sofort zum Bundesheer, anschließend ins Studium der Rechtswissenschaften nach Innsbruck, aber die klasischen Berufe haben mich nie interrssiert. Während des Studiums habe ich dann in einer sehr frühen Phase bei Bluecode begonnen, da durfte ich sehr viel lernen. Dann bin ich zu Red Bull nach Salzburg, habe im Anschluss selber gegründet, dann nach London bzw. Berlin zur Neobank Revolut und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich einige Jahre gemacht und viel gelernt.“ NumberX sei „ein Ergebnis all dieser Erfahrungen“.

Beta-Phase läuft bereits

Dennoch war die Gründungsphase „aufregend und spannend“: Unser Start letzte Woche verlief sehr gut, aber es ist eine unglaubliche Herausforderung. Als Gründer ist man, gerade zu Beginn, überall involviert und das ist gut und schlecht zugleich. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen und das Produkt dahingehend weiterzuentwickeln, dass es den Erwartungen des Marktes gerecht wird. Derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessenten auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase“, erzählt Claudio Wilhelmer.

Entsprechend positiv blicken die beiden Gründer Richtung Zukunft. Was wünscht man sich kurz nach der Gründung? Wilhelmer: Speziell für dieses Jahr natürlich einen gelungenen Marktstart und den weiteren Aufbau unseres Unternehmens. Über die nächsten Jahre wollen wir dann zu einem führenden Anbieter in unserem Bereich werden. Und natürlich wünschen wir uns für uns alle möglichst schnell ein gutes Leben nach der Pandemie, damit wir die Welt wieder entdecken und das Leben richtig genießen können.

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