Neustart

Wie es bei Jumio weitergeht: “Die Konkursmeldung war natürlich ganz schwierig für uns“

Bei Jumio im "War room". © Jumio
Bei Jumio im "War room". © Jumio

Als vor etwas mehr als einem Jahr die Meldung die Runde machte, dass das vom österreichischen Internet-Unternehmer Daniel Mattes (Ex-Jajah) gegründete Startup Jumio in die Insolvenz geschlittert war (Trending Topics berichtete), sah die Zukunft nicht rosig aus für mehr als 60 Mitarbeiter in Linz und Wien. “Die Konkursmeldung war natürlich ganz schwierig für uns. Es war ein Problem, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben“, sagt Alexey Grubauer, der heute als Co-Geschäftsführer von Jumio fungiert. Immerhin: „Auf Kundenseite gab es kein Problem.“ Unregelmäßigkeiten bei der Buchführung (Verkaufszahlen mussten richtiggestellt werden) bei der US-Mutter von Jumio hatten für Probleme mit den bestehenden Investoren gesorgt, und es wurde unmöglich, frisches – und dringend benötigtes – Risikokapital an Bord zu holen.

Das Resultat: Es kam zu einer Auktion, und die bestehenden Kundenverträge, die IP-Rechte und die österreichische Tochter, die Jumio Development GmbH, wurden an den Investor Centena Growth Partners verkauft. Später kam noch Millennium Technology Value Partners als Geldgeber dazu.

Heute wieder mehr als 50 Mitarbeiter

Heute kann Grubauer, der schon früher in der Geschäftsführung von Jumio war, wieder optimistischer in die Zukunft schauen. Die Technologie, mit der Ausweise und Gesichter von Internetnutzern via Webcam oder Smartphone-Kamera identifiziert werden, ist nach wie vor gefragt. “Airbnb ist vom Volumen her noch der größte Kunde”, sagt Grubauer. Nutzer, die sich auf der Zimmervermittlungs-Plattform eine Unterkunft buchen, können sich per Webcam von der Webseite verifizieren lassen, indem sie ihren Pass in die Kamera halten. Auch Anbieter von Online-Glücksspielen oder digitalen Wallets für Kryptowährungen setzen zunehmend auf die Identifikationstechnologie, um Missbrauch vorzubeugen. Weiter Jumio-Kunden neben Airbnb sind etwa Krypto Commerce, 888.com oder betfair.

Jumio-Geschäftsführer Alexey Grubauer. © Jumio

Das Geschäft läuft laut Grubauer so gut, dass man noch 2017 „break even“ werden könnte. Sicher wichtig für die Standorte in Wien und Linz. “Wir konnten einen großen Teil der Mitarbeiter halten”, sagt der Geschäftsführer, etwas mehr als 50 Personen würden in Österreich für Jumio arbeiten. Die neuen Inhaber der Firma – die erwähnten Centena Growth Partners und Millennium Technology Value Partners – hatten sich dazu entschieden, die Forschung und Entwicklung in Österreich zu belassen. “Im Silicon Valley ist es extrem schwierig zu konkurrieren, ein Engineering-Team wäre dort um ein Vielfaches teurer“, sagt Grubauer. „Das ist in Österreich auch nicht leicht, aber trotzdem leichter.”

800 Inder helfen dem Algorithmus

Die rund 50 Mitarbeiter in Österreich sind aber nicht alle Personen, die für Jumio tätig sind. In den USA und Großbritannien wird Sales gemacht, und: Bei Jumio in Indien sitzen rund 800 Menschen, die dem Algorithmus unter die Arme greifen. Denn wenn sich die Software, die in Webseiten und Apps eingebaut werden kann, bei der Erkennung von Ausweisen und Gesichtern nicht sicher ist, springen die indischen Verifizierungsexperten ein. Innerhalb von drei Minuten solle diese Sichtung der Dokumente passieren können, so Grubauer.

Jumio-Entwickler bei der Arbeit. © Jumio
Jumio-Entwickler bei der Arbeit. © Jumio

Das Menschen heute mittels anderer Technologien wie Fingerprint-, Handvenen- oder Iris-Scans ebenfalls identifiziert werden können, sieht man bei Jumio nicht als Konkurrenz. Der Vorteil sei, dass die Scans keine eigene Hardware brauchen, und analoge Ausweise seien heute nach wie vor am wichtigsten, wenn es darum geht, Menschen eindeutig zu verifizieren. Grubauer: “Bis Ausweise komplett digitalisiert sind, wird es noch einige Jahre dauern. Ich kann mir vorstellen, dass wir auch dann als Authentifizierungsstelle zur Verfügung stehen.”

Gründer Mattes ist übrigens schon seit 2015 nicht mehr bei Jumio. Er hat in Wien das Start-up 42.cx gegründet, dass sich auf die Erforschung Künstlicher Intelligenz spezialisiert hat.

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