Analyse

Meta: Geschäftsmodell Werbung, nur in 3D

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Der große Daumen ist verschwunden draußen vor Zuckerbergs Hauptquartier am Hacker Way 1, und nun prangt eine M-förmige Schleife auf dem berühmten Adressschild. „M“ steht für „Meta“ und ist der neue Unternehmensname von Facebook. An der Börse wird ab 1. Dezember nun nicht mehr FB gehandelt, sondern MVRS – ein Kürzel für „Metaverse“. Das war’s dann aber auch schon mit den großen Neuerungen, sogar Meta.com ist lediglich eine Weiterleitung auf Facebook.com. Ach ja: Die VR-Tochter Oculus, die 2014 um 2 Milliarden Dollar zugekauft wurde, wird nicht mehr als eigene Marke geführt.

Wenig Handfestes, aber ganz große Töne: Mark Zuckerberg, der der Öffentlichkeit tatsächlich ein Gründungsschreiben vorlegt, wird zum zweiten Mal Founder. Naja, irgendwie zumindest. „Von nun an werden wir uns auf das Metaversum konzentrieren, nicht auf Facebook. Das bedeutet, dass Sie mit der Zeit kein Facebook-Konto mehr benötigen, um unsere anderen Dienste zu nutzen“, schreibt Zuckerberg. „Im Moment ist unsere Marke so eng mit einem Produkt verbunden, dass sie unmöglich alles repräsentieren kann, was wir heute tun, geschweige denn in Zukunft. Ich hoffe, dass wir mit der Zeit als Metaverse-Unternehmen wahrgenommen werden.“

Angeschlagene Marke Facebook

Wie beschädigt die alte Hauptmarke im Zuge von Whistleblowern und Jahren der Datenschutzskandale ist, darüber verliert Zuckerberg kein Wort. Anstatt die großen Probleme des Social Networks und seiner Schwester-Apps WhatsApp und Instagram zu lösen (Hate Speech, Fake News, psychische Probleme, usw.), flieht Zuckerberg in eine vermeintlich neue Vision, an der aber andere längst arbeiten. Das Metaversum, das er beschreibt (man soll dort arbeiten, spielen, chatten, shoppen und vor allem sich selbst darstellen), wird längst gebaut. Von Epic Games („Fortnite“) etwa, von Minecraft (= Microsoft) oder von Roblox (50 Mrd. Dollar Börsenwert).

Das Metaversum ist ein schöner Marketing-Begriff für eine 3D-Umgebung, die man aus tausenden Computerspielen bereits kennt. Im Jahr 2004, als Facebook gegründet wurde und zeitgleich „World of Warcraft“ auf den Markt kam konnte man sich vielleicht nicht vorstellen, wie mal Instagram funktioniert (das iPhone kam erst 2007). Aber man konnte sich gut vorstellen, wie man Avatare durch 3D-Welten steuert und am Weg Dinge kauft und andere User trifft. Soviel also zum Neuheitswert des Metaversums.

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Hardware zum Selbstkostenpreis

Zuckerberg kann seine „Neugründung“ jedenfalls mit sehr viel Cash angehen. Zehn Milliarden Dollar und mehr werden pro Jahr nun dafür ausgegeben, zehntausende Mitarbeiter werden dafür eingesetzt. Vier starke Marketing-Kanäle hat Zuckerberg auch, sie heißen Facebook, Instagram, WhatsApp und Messenger. „Ich hoffe, dass die Menschen auf der ganzen Welt die Marke Meta und die Zukunft, für die wir stehen, kennen lernen, wenn unsere neue Marke in unseren Produkten auftaucht“, sagt Zuckerberg.

Mit einer eigenen VR-Einheit, die nicht mehr Oculus heißt, hat Meta auch das Hardware-Business, das die neue Geräte-Plattform bauen kann. Diese kommenden VR- und AR-Brillen sind aber nur die Zugangsgeräte zum Metaversum. „Unser Werbemodell ist darauf ausgerichtet, den Unternehmen die niedrigsten Preise zu bieten. Unsere E-Commerce-Tools sind zum Selbstkostenpreis oder gegen eine geringe Gebühr erhältlich. Das Ergebnis ist, dass Milliarden von Menschen unsere Dienste lieben und Hunderte von Millionen von Unternehmen auf unsere Tools vertrauen“, so Zuckerberg. Das ist das Amazon-Modell: Verkaufe Tablets und Smart Speaker so günstig wie möglich, auf dass die Konsument:innen damit so viel shoppen wie möglich.

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Kostenlose Dienste, finanziert durch Werbung

Werbung, das wird auch das große Geschäft im Metaversum. Eye-Tracking und biometrische Sensoren versprechen eine noch genauere Messung der Werbewirkung, der gläserne Konsument wird noch gläserner. „Wir planen, unsere Geräte zum Selbstkostenpreis oder subventioniert zu verkaufen, um sie mehr Menschen zugänglich zu machen“, sagt Zuckerberg. Vom App-Store-Modell, das Apple und Google Milliarden bringt, sieht er eher ab.

„Wir werden weiterhin Side-Loading und Streaming von PCs unterstützen, damit die Leute die Wahl haben, anstatt sie zu zwingen, den Quest Store zu nutzen, um Apps zu finden oder Kunden zu erreichen. Und wir werden bestrebt sein, in so vielen Fällen wie möglich Entwickler- und Urheberdienste mit niedrigen Gebühren anzubieten, damit wir die Kreativwirtschaft insgesamt maximieren können. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass wir auf dem Weg dahin nicht zu viel Geld verlieren“, so Zuckerberg über die neuen Pläne, die jahrelang ein Minusgeschäft sein werden. Die Verluste werden aus den Werbeeinnahmen von Facebook und Instagram ausgeglichen.

Ein Platz für Crypto und NFTs

Zum Glück sagt Zuckerberg auch, dass man das Metaversum nicht alleine bauen werde. Kann er auch nicht, wie erwähnt sich andere wie Epic Games oder Roblox schon viel weiter als Facebook, pardon, Meta. „Das Metaverse wird nicht von einem einzigen Unternehmen geschaffen werden. Es wird von Schöpfern und Entwicklern aufgebaut werden, die neue Erfahrungen und digitale Objekte schaffen, die interoperabel sind und eine massiv größere kreative Wirtschaft freisetzen als die, die durch die heutigen Plattformen und ihre Richtlinien eingeschränkt wird“, so Zuckerberg. Mit Einschränkungen von Plattformen kennt er sich ja bestens aus.

Wie aber wird das Meta-Metaversum (??) kompatibel zu anderen 3D-Welten sein? Wie wird man beweisen, dass man das virtuelle Schwert drüben gekauft und nicht einfach kopiert hat. Da soll Blockchain ins Spiel kommen. Es brauche „offene Standards und Interoperabilität“. „Das erfordert nicht nur neuartige Technologien – wie die Unterstützung von Krypto- und NFT-Projekten in der Gemeinschaft – sondern auch neue Formen der Verwaltung“, so Zuckerberg. „Vor allem aber müssen wir dabei helfen, Ökosysteme aufzubauen, damit mehr Menschen an der Zukunft teilhaben und nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Schöpfer profitieren können.“

Auch diesbezüglich gibt es schon Lösungen. Bei Decentraland etwa kann man sich bereits virtuelle Grundstücke, die auf der Ethereum-Blockchain einmalig gespeichert sind, kaufen, und bei OpenSea ersteigern Nutzer regelmäßig virtuelle Gegenstände. Spannender ist, was Zuckerberg wohl mit „neuen Formen der Verwaltung“ meint – ist das der große Moment für Decentralized Autonomous Organisations (DAO)?

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