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Preiskalkulator: Wie man Preise bei hoher Inflation smart und seriös anpasst

© Nathan Dumlao on Unsplash
© Nathan Dumlao on Unsplash

Konsument:innen merken es Monat für Monat: Schon wieder ist alles teurer geworden. Die Inflationsrate, die in Österreich im September 2022 erstmals seit Juli 1952 mehr als 10 Prozent erreicht hat, schwappt als schmerzlich spürbare Inflationswelle über das Land. Stark gestiegene Energiepreise, aber auch teurere Rohstoffe und kostspieliger Transport sind die Treiber dieser Teuerungswelle, die Wirtschaftsforscher:innen zufolge noch viele Monate, wenn nicht sogar Jahre, anhalten wird.

Was die Endkund:innen in der Geldbörse bzw. im Bank-Account zu spüren bekommen, dem geht eine komplexe Preisbildung voraus. Und genau das stellt auch Unternehmer:innen vor eine ganz entscheidende Frage: Wie gestalte ich in Zeiten hoher Inflation die Preise für meine Produkte? Denn: Setzt man sie zu niedrig an, drückt das den Umsatz und kann dem Unternehmen schaden. Setzt man sie zu hoch an, dann könnten ohnehin schon finanziell stark belastete Konsument:innen vom Kauf absehen.

Wie man seriöse Preisanpassungen macht

“Man muss sich genau ansehen, was man bisher für ein Produkt verlangt hat, und was man künftig verlangen muss, um weiter positiv wirtschaften zu können”, sagt Birgit Polster, Spezialistin beim GründerCenter & Förderservice der Erste Bank. Ihr Team und sie steht Gründer:innen und Startups in vielen Fragen zur Seite – und aktuell auch intensiv zu Fragen der Preisbildung.

Dazu hat das GründerCenter einen eigenen Preiskalkulator gestaltet, mit dem Gründer:innen auf einfache Art und Weise den Verkaufspreis ihres Produkts unter Berücksichtigung steigender bzw. sinkender Kosten berechnen können. Das kann als Anhaltspunkt dienen, wie man die Preise durch erhöhte Kosten anpassen kann.

Der Verbrauchspreis brutto setzt sich dabei aus folgenden Bausteinen zusammen, die Einfluss auf die Preisgestaltung haben können:

  • Kosten für Rohstoffe zur Produktherstellung
  • Kosten für die Produktverpackung
  • Kosten für die Versandverpackung
  • Kosten für Energieaufwand für eigene Produktion
  • Kosten für Transport bzw. Versand/Porto
  • Selbstkosten pro Stück
    • Marge bzw. Gewinnaufschlag
    • Skonto und/oder Rabatt
    • Mehrwertsteuer

Mit Hilfe dieses nützlichen Tools kann man sehr einfach an den Rädchen drehen und herausfinden, was der optimale Preis in der aktuellen Lage ist. Der Preiskalkulator ist aktuell für produzierende Unternehmen erstellt worden, später wird eine Version für Dienstleistungsunternehmen folgen. “Das Tool ist als Denkanstoss zu verstehen”, sagt Polster. “Natürlich muss man nicht alle Preise erhöhen, man kann auch bestimmte Produkte günstig lassen und so ein Lockangebot schaffen. Das ist Teil der Unternehmensstrategie und ist individuell zu entscheiden.

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Regional ist nachhaltiger

“Die Preisanpassungen passieren sehr individuell nach Branche – je nachdem wo produziert wird”, sagt Polster. “Besonders kräftige Preissteigerungen sieht man vor allem dort, wo Waren in Übersee produziert werden. Da bekommen die Händler:innen derzeit die langen und oft auch stockenden Transportwege deutlich zu spüren.” Dem gegenüber steht die spannende Entwicklung, dass etwa regionale Bio-Lebensmittel von Inflation weniger stark betroffen sind als „konventionelle“ Lebensmittel. Das zeigen etwa Studien von AMA und Bio Austria (mehr dazu hier).

“Alles, was vorher schon in der Region produziert wurde, steigt im Preis nicht so stark, weil die langen, energieintensiven Transportwege wegfallen”, sagt Polster. “Diese Krise hat auch einen positiven Effekt: Immer mehr Unternehmen gehen aus China und anderen Überseeregionen weg und versuchen, die Produktion nach Europa zurück zu verlagern.”

Die Preisfrage treibt Unternehmer:innen derzeit um. “Wir merken im GründerCenter sehr stark, dass Kund:innen ohne großen finanziellen Polster derzeit vermehrt mit Anfragen nach einem größeren Betriebsmittelrahmen auf uns zukommen”, sagt Polster. Doch das sei oft nicht der richtige Weg. “Die Betriebsmittel zu erhöhen, bringt nicht immer etwas, weil man sonst in drei Monaten vor dem gleichen Problem steht.” Zuerst müsse man klären, ob es weiter möglich sei, positiv zu wirtschaften – und da sei eben der Preiskalkulator sehr hilfreich.

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Lieferkette entscheidet mit, wieviel Dinge kosten

Über die – hoffentlich früher als später endende – Periode der hohen Inflation hinaus gedacht, ist die Preiskalkulation künftig immer stärker unter anderen Vorzeichen zu machen. Längst sind Produktpreise vom internationalen Zusammenspiel wirtschaftlicher Verflechtungen abhängig. Deswegen sollten Unternehmer:innen im Fokus haben, was in punkto Lieferketten passiert. Auf Chips angewiesene Hardware-Hersteller etwa blicken derzeit gespannt in Richtung Taiwan. Ein eskalierender Konflikt könnte dort die Lieferungen von Computer-Hardware von einem Tag auf den anderen stillstehen lassen.

Parallel dazu werden die Anforderungen auch in Europa größer. Denn die EU will mit einem neuen Gesetz dafür sorgen, Umweltschutz, Menschenrechte und Klimaziele entlang der gesamten Lieferkette von Unternehmen zu verbessern. Das “Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten” soll künftig auch dafür sorgen, dass Unternehmen ihre Kund:innen im Detail darüber informieren müssen, welche Rohstoffe, Bauteile und Co sie unter welchen Bedingungen woher beziehen.

Darüber hinaus werden bestimmte Rohstoffe künftig sogar verboten. Denn eine neue Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten besagt, dass in der EU verkaufte Waren nicht auf abgeholzten oder degradierten Flächen hergestellt werden dürfen. Das betrifft nicht nur Holz (etwa Tropenholz aus dem Amazonas), sondern auch Rindfleisch, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja sowie Folgeprodukte wie Leder, Schokolade oder Möbel. Mittelfristig werden Unternehmen also solche Produkte und Rohstoffe aus dem Angebot streichen und durch andere ersetzen müssen – und das wird wiederum Anpassungen bei den Preisen zur Folge haben.

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