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Inside Amabrush: So funktioniert die neuartige Zahnbürste und das Geschäft dahinter

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Es fühlt sich im ersten Moment definitiv ungewohnt an. Das Mundstück, das man sich für die Nutzung der „Neuerfindung der Zahnbürste“ in den Mund stecken muss, füllt fast die ganze Mundhöhle aus. Schließlich muss es mit seinen kleinen Borsten möglichst alle Zähne erreichen. Dann kann es schon losgehen. Ich befestige das Handstück mit dem Motor und dem integrierten Zahnpasta-Pod magnetisch am Mundstück, pumpe per Knopfdruck das Zahngel in das Mundstück, betätige den Startknopf – und schon surrt die Amabrush los und versucht in nur zehn Sekunden, den Plaque von den Zähnen zu putzen.

Mit Amabrush hat der österreichische Gründer Marvin Musialek einen Crowdfunding-Hit sondergleichen hingelegt. Via Kickstarter und Indiegogo sammelte er für Amabrush insgesamt 4,7 Millionen Euro ein, fast 55.000 Stück der 10-Sekunden-Zahnbürste wurden bis dato vorbestellt – so viele, dass das Wiener Startup diese Vorbestellungen nur langsam abarbeiten kann und deswegen einige Kritik von Nutzern einstecken musste. Erst im Februar 2019 werden Neubestellungen ausgeliefert, bis dahin sollen alle, die vorbestellt haben, endlich ihr Gerät geliefert bekommen.

„Man kann keinen Fehler machen“

„Man kann keinen Fehler machen: Man steckt das Gerät in den Mund, drückt zwei Knöpfe und ist in zehn Sekunden mit der Zahnhygiene fertig“, sagt Musialek. Die Bedienung ist definitiv einfach, doch ob sich der gewünschte Reinigungseffekt einstellt, ist noch offen. Theoretisch geht die Rechnung wie folgt: Da die Amabrush zehn Sekunden lang gleichzeitig alle Zähne putzt, soll sie genauso gut reinigen wie beim herkömmlichen Putzen mit einer Zahnbürste, wo ja alle Zähne nacheinander einzeln gereinigt werden. 150 Euro kostet das Starter-Paket, Mundstücke und die Pods mit dem Zahngel muss man sich, wenn man die ersten verbraucht hat, nachbestellen.

Im Netz haben sich aber einige erste Nutzer bereits darüber aufgeregt, dass die Putzleistung zu wünschen übrig lässt – deswegen will Amabrush bald Video-Tutorials für die richtige Nutzung veröffentlichen. Musialek kontert: „Wir haben das Gerät gemeinsam mit Zahnärzten entwickelt und jetzt bereits zwei Vorstudien finalisiert, die Amabrush mit einer herkömmlichen Hand-Zahnbürste vergleichen. Da ist herausgekommen, dass es keinen signifikanten Unterschied gibt.“ Als nächstes will er in einer Studie seine Amabrush mit elektrischen Zahnbürsten vergleichen und auch da zeigen, dass die Putzleistung der Konkurrenz in nichts nachsteht.

Idee durch eigene Faulheit

Einen einfachen Weg hat Musialek jedenfalls nicht gewählt. Dem Gründer, der zuvor eine Software-Agentur hatte, schwebte die Neuerfindung der Zahnbürste schon seit vielen Jahren vor, jetzt will er gar zum dritten großen Player neben den beiden Weltmarktführern Oral-B und Philips im Bereich der elektrischen Zahnbürsten werden. „Auf die Idee gekommen bin ich durch eigene Faulheit. Ich wollte selbst nicht mehr Zähneputzen“, sagt Musialek. „Die Zahnbürste, wie wir sie heute kennen, gibt es schon seit den 60er-Jahren – da hat sich bisher nichts Wesentliches getan.“

Der Erfolg auf den Crowdfunding-Plattformen Kickstarter und Indiegogo hat das Startup jedenfalls überrascht. Denn anschließend war es nicht einfach, auch einen Hersteller zu finden, der das gerät in großen Stückzahlen produziert. „Wir dachten ursprünglich, man geht zu Hersteller XY und jeder kann das in einer so großen Charge bewältigen“, sagt Musialek. „Das ist aber nicht der Fall. Man muss wirklich einen Hersteller finden, der auch eigenes Commitment zeigt. Wir wussten nicht, dass wir uns eigentlich an den Hersteller verkaufen müssen. Wir dachten, wir geben dem Geld und er produziert das, aber so einfach ist das nicht.“ Mittlerweile will man die anfänglichen Produktionsschwierigkeiten im Griff haben, 100 Stück sollen aktuell bereits pro Tag vom Band laufen.

Wann die Amabrushs auch in den Einzelhandel kommen, steht noch nicht fest. Vorerst geht es dem Startup darum, die Online-Bestellungen abzuwickeln, erst danach soll auch der Bereich Retail angegangen werden.

Doch kein Haselsteiner-Investment

Jetzt werden die Amabrushs in China hergestellt und von dort in die ganze Welt verschickt. Hinter dem Millionengeschäft steckt aber weiterhin eine kleine Wiener Firma. Musialek ist weiterhin zu 100 Prozent Eigentümer, ein Investmentangebot von Hans Peter Haselsteiner im Rahmen von „2 Minuten 2 Millionen“ lehnte der Gründer im Nachhinein ab. Weil man so viele Vorbestellungen hat, sei das Kapital des Investors nicht notwendig gewesen.

Derweil taten sich neue Baustellen für Amabrush auf. Auf Amazon oder Crowdfunding-Plattformen finden sich immer wieder Zahnputzgeräte, die der Wiener Erfindung verdächtig ähnlich sehen. Musialek geht dagegen vor. „Wir haben auf unser Produkt Patente und Markenschutzrechte. Copycats haben am Anfang wirklich unsere Marke beschmutzt und dagegen gehen wir mit Anwälten auch vor. Wir sind mit den Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo oder Facebook in Kontakt, damit die die Copycats abdrehen.“

Anmerkung: Wir konnten die Amabrush nur kurz während dem Video-Interview ausprobieren. Wir hoffen, in den nächsten Wochen einen ausführlichen Testbericht veröffentlichen zu können. Stay tuned!

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